Geduldsproben im Tarnzelt

7.10.2017, 18:35 Uhr
Geduldsproben im Tarnzelt

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Da sitzt ein Eisvogel auf einem Zweig am Wasser, leuchtende Farben vor einem Hintergrund aus grünen Blättern, und neben ihm, fast ebenso auffällig in der Nahaufnahme, steht ein kleiner Zweig hoch, um den sich eine gelbe Flechte gewunden hat. Ein Wüstensteinschmätzer verschmilzt farblich fast mit dem Licht der morgendlichen Wüstenluft um ihn her, und auf dem Kopf eines winzigen Vogeljungen stellen sich keck ein paar haarfeine Federn auf.

So schön die Bilder an sich sind — die Eleganz des schreitenden Silberreihers, das Rosa eines Flamingos mit ausgebreiteten Flügeln sprechen für sich, sprechen unmittelbar an —, so laden sie doch vor allem zum genauen, ruhigen Hinschauen ein. In einer Zeit, in der technische Perfektion im Bild fast schon Standard ist und die Möglichkeiten von Photoshop nahezu unbegrenzt sind, arbeitet Schneider vor allem mit einem: viel Geduld.

Bis auf etwa sechs Meter muss er sich den Vögeln, die er in Deutschland, in Oman und der ungarischen Puszta aufgenommen hat, nähern, um selbst mit dem langen Teleskop klare Bilder zu erhalten. Das beinhaltet manchmal das stundenlange Ausharren im Tarnzelt an Plätzen, an denen die Tiere zu erwarten sind. Und dann ist es oft Glück, das die schönsten Aufnahmen zustande kommen lässt: wenn die Farbe des Hintergrundes genau zum Vogel passt oder seine Textur in einem interessanten Kontrast dazu steht. Oder wenn die Kamera gerade den richtigen Moment erwischt, in dem etwa eine Meise gerade ein paar Hundehaare für ihr Nest aufgesammelt hat.

Und in diesem Eingehen auf Details eröffnet sich dann doch wieder wortlos ein Blick auf das große Ganze — auf die Frage, welche dieser Vogelarten, die einst in Deutschland heimisch waren, heute überhaupt noch hier anzutreffen sind; auf die Frage nach unserer Aufmerksamkeit für die Welt; auf die Frage nach der Faszination, die gerade Vögel selbst auf den ungeübtesten Beobachter ausüben, oft eher unbewusst und hintergründig.

So erzählt VHS–Geschäftsführer Felice Balletta von den spontanen Reaktionen der Gäste, die zwar nur wenige der Arten benennen können, aber über der Betrachtung der Bilder sofort ins Gespräch kommen über Vögel im Garten und die Frage darüber, welche Strophen des Vogelliedes man denn noch zusammenbringt.

"Vogel-Perspektiven": Volkshochschule Fürth/Bistro, Hirschenstraße 27/29, samstags 9-17 Uhr, montags bis freitags 9-21 Uhr. Bis 27. Oktober.

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