Geld stinkt nicht: Fürths Kläranlage wird runderneuert

12.3.2015, 21:00 Uhr
Geld stinkt nicht: Fürths Kläranlage wird runderneuert

© Foto: Michael Müller

Gleich neben dem Pförtnerhaus klafft ein großes Loch im Boden. Hier entsteht bis Ende nächsten Jahres das neue Betriebsgebäude mit Lager, Labor und Sozialräumen für die rund 50 Kläranlagenmitarbeiter. 20 Millionen Euro investiert die Stadt in die neue Zentrale und räumt mit den bisherigen unzulänglichen Provisorien auf. Dabei hat sie gerade erst 18 Millionen Euro für drei neue Nachklärbecken eingesetzt, die im April in Betrieb gehen sollen.

Getoppt werden beide Großbaustellen aber von den seit drei Wochen laufenden Arbeiten zur Erneuerung der mechanischen Abwasserreinigung. Mit 33 Millionen Euro schlägt das Projekt zu Buche. Fertigstellungstermin: 2017. Finanziert werden sämtliche Ausbaumaßnahmen aus den Abwassergebühren. Baureferent Joachim Krauße freut sich, dass die Gebühren trotz der gewaltigen Investitionen bislang konstant geblieben sind.

Nicht nur mit ihrem bisherigen Volumen ist die Fürther Hauptkläranlage angesichts des Bevölkerungswachstums und reger Bautätigkeit an ihre Grenzen gestoßen. Auch die steigenden Anforderungen an die Abwasserreinigung konnte sie langfristig nicht mehr erfüllen. „Dazu sind weitere Anlagen nötig“, sagt Betriebsleiter Herbert Belian. Er denkt dabei insbesondere an Arzneimittelrückstände, Löschschaum und kleinste Plastikteile, für die es bislang noch keine Richtlinien gibt. In einer Pilotanlage in Weißenburg werden derzeit Reinigungstechniken für diese brisanten Stoffe getestet. „Wenn es neue Vorschriften gibt, brauchen wir eine weitere Reinigungsstufe“, skizziert Belian das Ziel des Bemühens.

Wie schnell Reinigungsverfahren von der Entwicklung überholt werden, führt der jetzt begonnene Neubau der mechanischen Reinigungsstufe vor Augen. Dafür wird nämlich eine Beckenkombination zur biologischen Reinigung abgebrochen, die bei ihrer Errichtung in den 1960er Jahren als geradezu revolutionär galt: Eine sogenannte Belebungsanlage, die in ein Nachklärbecken integriert war.

Bei der biologischen Reinigung werden dem Abwasser gelöste Schadstoffe wie Phosphat, Stickstoff und Kohlenstoff entzogen, während die mechanische Reinigung Schwebstoffe angreift. Das geschieht mit Rechen, Sandfang und Absetzbecken. Am Ende des Verfahrens bleibt übel riechender Klärschlamm übrig, aus dem die Kläranlage allerdings noch ordentlich Kapital schlagen kann.

In sogenannten Faultürmen kann der Schlamm 20 Tage lang ausgasen. Das Faulgas wird verbrannt und treibt dabei einen Generator zur Stromgewinnung an. Auf diese Weise deckt die Fürther Kläranlage rund 75 Prozent ihres Strombedarfs. Um diesen einträglichen Bereich für weiteres Wachstum zu rüsten, ist ein neuer Klärgasbehälter für 1,3 Millionen Euro nötig, über die der Bauausschuss in seiner heutigen Sitzung entscheiden soll. Er ist mit 15 Meter Höhe und 20 Meter Durchmesser fünf Mal so groß wie der alte aus dem Jahr 1989.

Enorm gesteigert werden soll im Zuge des Neubaus der mechanischen Reinigungsstufe auch die Aufnahmefähigkeit der Kläranlage. War bislang das Maximum bei 145 Liter pro Sekunde erreicht, wird es 2017 bei 1850 Liter pro Sekunde liegen. Das reicht dann, um auch bei Starkregen noch Schmutzfluten aufnehmen zu können, die sonst in die Flüsse geleitet werden müssten. Nötig ist der Ausbau aber auch, um die veraltete Vacher Kläranlage stilllegen zu können. Um alle Arbeiten unter einen Hut zu bekommen, ist in der Hauptkläranlage eine ausgetüftelte Planung nötig. Schließlich kann der Reinigungsbetrieb nicht einfach unterbrochen werden.

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