Gemischte Gefühle rund um Fürths Neue Mitte

8.11.2015, 16:00 Uhr
Gemischte Gefühle rund um Fürths Neue Mitte

© Foto: Hubert Bösl

An der Hirsch-Apotheke treffen die beiden Arme der Fußgängerzone aufeinander: Schwabacher Straße und Rudolf-Breitscheid-Straße. Kirsten Müller, pharmazeutisch-technische Assistentin, fasst zusammen: „Es sind jetzt mehr Leute da“ – sowohl vor dem Schaufenster als auch im Geschäft. Als die neuen Läden auf der früheren Fiedler-Seite begleitet von grünem Konfettiregen aufgemacht haben, hat die Hirsch-Apotheke ein Zeichen gesetzt und seitdem samstags bis 18 Uhr geöffnet statt bis 16 Uhr.

Das kommt offenbar an. Müller sagt, sie und ihre Kollegen hätten stets bis Ladenschluss zu tun. Trotzdem glaubt sie, es sei zu früh für ein Urteil: Man müsse abwarten, ob das alles von Dauer ist oder ob die Leute bisher „nur aus Neugier kommen und im Vorbeigehen noch einen Hustensaft, ein bisschen Kosmetik oder eine Duftlampe mitnehmen“. Dazu passt der Eindruck von Stephanie Strauß, Verkäuferin bei der Modekette Desigual, die Teil der Neuen Mitte ist. „Wir empfinden uns hier immer noch ein bisschen als Sightseeing.“

Hermann Hörr, Inhaber des Herrenausstatters ER-Moden mit über 40-jähriger Tradition in der Schwabacher Straße, prophezeiht nichts Gutes: „Die Neue Mitte entfaltet genauso wenig Magnetwirkung wie in den 80er Jahren das City-Center nach seiner Neueröffnung.“ Hörr ist sich sicher, dass das „wieder ein Reinfall“ wird, dass die Läden „kommen und gehen“ wie einst „Peter Palmers“ oder „Wieseler & Mahler“.

"Wir merken es am Umsatz"

Seine Nachbarinnen erleben den Wandel der Innenstadt ganz anders. Von „vielen neuen Kunden“ auch aus Oberasbach, Zirndorf und dem restlichen Landkreis Fürth berichtet Manuela Caputo, Filialleiterin bei New Yorker, Anbieter junger Mode zu kleinen Preisen. „Wir merken es am Umsatz.“ Und daran, dass die Stadt neuerdings belebt ist, wenn Caputo um 19 Uhr abschließt, eine Stunde früher als in der Neuen Mitte Schluss ist.

Verkäuferin Sonja Bock, Caputos „rechte Hand“, macht in der „alten“ Fußgängerzone, der Schwabacher Straße, „mehr Menschen als früher“ aus. Wie sich Fürth verändert, gefällt der Nürnbergerin — auch weil man hier erstaunliche Dinge bekommt. So schickt Bock Kundinnen, „die den und keinen anderen BH haben wollen“, selbst wenn er arg knapp sitzt, schon mal zu Woolworth. Denn: „Die haben BH–Verlängerungen.“

Sehr zufrieden zeigt sich Ines Eismann, stellvertretende Leiterin der WMF-Filiale: „Wir haben auf jeden Fall mehr Kundschaft.“ Eismann erklärt sich das teils damit, dass der neue Einkaufskomplex auf die Umgebung abstrahlt, aber auch damit, dass auch ihr Geschäft aufgemöbelt wurde. Seit Ende August werden Edelstahlbesteck und Co. so in Szene gesetzt, dass sie funkeln und strahlen. „Bei der Kirchweih“, schwärmt Eismann, „haben uns viele Kunden entdeckt oder wiederentdeckt.“

Warten auf das Umsatzplus

Im Blumengeschäft Villa Rosa, dessen Pflanzenarrangements vor der Tür Kunden anlocken sollen, die nebenbei aber auch die Breitscheidstraße aufhübschen, ist man weniger euphorisch. „Umsatztechnisch haben wir uns mehr erhofft“, gesteht Verkäuferin Julia Landsrath. Sie und ihre Kolleginnen hätten sich gewünscht, für die lange Bauphase mit Lärm und Staub belohnt zu werden. Aber: „Wir warten noch auf das Umsatzplus.“ Landsrath bleibt optimistisch und hofft nun, „dass sich in der Adventszeit was tut“.

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