Genehmigt: Neue Häuser am Fürther Stadtwald

2.8.2015, 11:00 Uhr
Genehmigt: Neue Häuser am Fürther Stadtwald

© Archivfoto: Winckler

Die Baugenehmigung ist seit Juni raus, die Volkswohl kann ihr Vorhaben also in die Tat umsetzen: vier fünfstöckige Häuser mit 64 Zwei-, Drei- und Vierzimmerwohnungen plus Tiefgarage. Wie Geschäftsführer Johann Zweier auf FN-Nachfrage sagte, läuft gerade das Ausschreibe- und Vergabeverfahren. Voraussichtlich im September rollen die Bagger an.

Zunächst steht der Abbruch zweier Baracken aus der Nachkriegszeit an, die laut Volkswohl nicht mehr bewohnt sind, sondern als Gartenlauben und Abstellraum dienen. Die Baracken und 33 Bäume mit mindestens 80 Zentimeter Stammumfang, die unter die städtische Baumschutzverordnung fallen, müssen dem Wohnkomplex Platz machen, sagt Zweier. Weitere vier Bäume würden gefällt, weil die infra eine Trafostation verlegt. Läuft alles nach Plan, sollen die Wohnungen im Sommer 2017 bezugsfertig sein.

Zweier weiß, dass Bauprojekte in unmittelbarer Nachbarschaft von Fürths grünen Lungen von der Öffentlichkeit kritisch beäugt werden. Dies auch deshalb, weil (andere) Investoren im Grundigpark, im Auenwäldchen und im Ronhofer Wäldchen illegal Bäume abholzen ließen, um ihre Baugrundstücke auszulichten bzw. ihren Immobilien mehr Tageslicht zu verschaffen.

„Es fällt kein Baum ohne Not“, erklärt der Volkswohl-Geschäftsführer. Sein Unternehmen habe sich die Mühe gemacht, jeden einzelnen Baum, der unter die Schutzverordnung fällt, samt GPS-Daten in einem Katasterplan zu erfassen. Ein keineswegs übliches Vorgehen, wie Zweier betont. Aber: „Uns ist die Natur genauso wichtig wie ein Neubau.“ Denn mit der Umwelt müsse „ja auch die nachfolgende Generation leben“.

Wie immer in solchen Fällen werden Ausgleichszahlungen und/oder -pflanzungen fällig. In welchem Umfang hier genau, ließ sich am Freitag nicht in Erfahrung bringen. Zweier stellte aber klar: Für ihn hätten Neupflanzungen — an Ort und Stelle, aber auch auf anderen firmeneigenen Grundstücken — eindeutig Vorrang vor Geldzahlungen.

Nach den Worten von Dietmar Most, Chef des Stadtplanungsamts, gibt es für das 11 000 Quadratmeter große Gelände einen rechtsverbindlichen Bebauungsplan aus den 1980er Jahren. Auf dessen Grundlage wären die neuen Wohnhäuser dem Wald deutlich enger auf die Pelle gerückt, als sie das nun tun. Das liegt daran, dass der Stadtrat nach dem Baumfrevel im Grundigpark Ende 2013 festgelegt hat: Neubauten müssen künftig mindestens 30 Meter vom Waldsaum entfernt stehen.

Abgespeckt

Die Volkswohl speckte ihr Vorhaben ab. Nach Osten hin habe man die Gebäude verkürzt, sagt Zweier. So sähen die Pläne im ersten Haus vier Wohnungen pro Etage vor, im letzten nur noch zwei. Im Ergebnis betragen die Abstände zwischen dem Waldrand und den Gebäuden mit ihren aus den Fassaden hervortretenden Balkonen meist 30 Meter. Laut Most gibt es „nur ein oder zwei Punkte“, an denen diese Distanz unterschritten wird. Das betreffe nur Gebäudeecken oder -kanten, sagt Zweier und versichert: Weniger als 25 Meter lassen sich nirgends messen.

Als die Pläne vor einem Jahr Thema im Bauausschuss waren, wurden sie positiv aufgenommen (wir berichteten). Oberbürgermeister Thomas Jung lobte das „Projekt an schwierigster Stelle“, Grünen-Fraktionschef Harald Riedel hob die „vorbildliche Vorbereitung der Maßnahme“ hervor und verwies beispielsweise auf die „flächensparende Tiefgarage“, die der Investor aus freien Stücken anbiete, und dessen sorgfältigen Umgang mit den Abstandsflächen. Noch heute spricht Riedel von einer „mustergültigen“ Abwicklung.

Kritik im Zusammenhang mit dem Bauprojekt kommt aus der Anwohnerschaft und ist an den OB und an Bürgermeister Markus Braun adressiert. Beide hätten während des Kommunalwahlkampfs 2014 im persönlichen Gespräch versichert, dass an dieser Stelle „gar nicht gebaut“ werden dürfe, klagt ein Beschwerdeführer in einem Schreiben an die FN.

„Das habe ich mit Sicherheit nicht gesagt“, entgegnete der OB nun auf Nachfrage auch mit Verweis auf den existierenden Bebauungsplan. Braun widerspricht ebenfalls: Er habe eine Bebauung „sicher nicht definitiv ausgeschlossen“. Es könne nur sein, dass er sie damals „höchst unwahrscheinlich“ fand, weil die Häuser nach den ersten Planungen „zu nah am Wald“ standen.

4 Kommentare