Gerüchen auf der Spur

29.6.2015, 06:00 Uhr
Gerüchen auf der Spur

© Leberzammer

Draußen brennt die Sonne herunter und innen qualmen die Köpfe, als der Nürnberger Rechtsanwalt Patrick Lerch über „Gerüche in Innenräumen aus rechtlicher Sicht“ referiert. Spöttisch könnte man behaupten, die 23 Seminarteilnehmer und ihre Dozenten sorgen an diesem Tag selbst für das ideale Anschauungsobjekt. Denn die Luft steht – wie so oft, wenn viele Leute über einen längeren Zeitraum in einem Zimmer sind.

„Es gibt Gerüche, die man nach zwei Minuten nicht mehr wahrnimmt“, sagt Jörg Thumulla von anbus und meint damit auch die stickige Luft im Seminarraum. Und selbstverständlich werden solche Gerüche nie Gegenstand von gutachterlichen oder juristischen Auseinandersetzungen sein. „Bei einem Teppich, dessen Ausdünstungen nach zwei Stunden immer noch wahrnehmbar sind und sogar häufig Kopfschmerzen verursachen, ist das schon etwas anderes“, weiß Thumulla aus der beruflichen Praxis.

Beispiele für Emissionen, die Proteste und Klagen nach sich ziehen, gibt es auch in Fürth. So rief etwa die Kompostanlage in Burgfarrnbach Anwohner auf den Plan; eine Firma, die in der Nürnberger Straße Lacke und Farben produzierte, musste vor 20 Jahren nach Bürgerprotesten sogar ihren Sitz aufs Land verlegen, wie der städtische Umweltreferent Christoph Maier bei der Begrüßung der Gäste in Erinnerung rief.

Messgeräte, die eine etwaige Geruchsbelästigung objektiv quantifizieren können, gebe es aber leider nicht, erläutert Jörg Thumulla. Das Unternehmen befasst sich unter anderem auch mit diesem Umweltthema. Um die Intensität oder die Akzeptanz von Gerüchen einschätzen zu können, bedarf es noch immer der menschlichen Nase. Ob sie geschult oder eher unvoreingenommen herangeht, komme auf die Fragestellung an.

Schnüffeln am Trichter

Mit einem sogenannten Olfaktometer hat die Fürther Diagnostikfirma ein Gerät mitgebracht, das es erlaubt, die Testnasen zu trainieren und ihre Wahrnehmung zu standardisieren. Auch Angelika Schäff, Expertin aus dem städtischen Amt für Umwelt, Ordnung und Verbraucherschutz, traute sich, den typischen Neubaugeruch von frischem Estrich in den gläsernen Trichtern zu erschnüffeln.

Die Fürther Behörde veranstaltet seit 19 Jahren derartige Fachseminare über „Themen, die Gutachter, Beamte und Unternehmer aus der Gebäudewirtschaft gleichermaßen tangieren“, so Schäff. Haben sich die Teilnehmer in den vergangenen Jahren mit Mobilfunk oder Stadtentwicklung befasst, war es in diesem Jahr eben das Thema Geruchsbelästigung.

Diese übrigens gab es schon in der Steinzeit, wie Jörg Thumulla betonte: „Wenn ich etwas rieche, das ich nicht richtig zuordnen kann, dann werde ich unruhig. Diese Warnfunktion des Geruchs kannten bereits unsere Vorfahren.“

Nur stickige Seminarräume, die waren den Menschen vor 10 000 Jahren wohl noch weniger vertraut.

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