Gerüchteküche im City-Center brodelt

12.1.2010, 00:00 Uhr
Gerüchteküche im City-Center brodelt

© Hans von Draminski

Vorerst gibt es nur einen ersten groben Zeitplan, den die 351 Noch-Eigentümer des Centers und die Stadtspitze mit dem designierten Käufer Sonae Sierra abgestimmt haben. Er sieht vor, dass in den nächsten Monaten bauliche und rechtliche Details geklärt werden. Viele von ihnen sind knifflig, wie Fürths Wirtschaftsreferent Horst Müller sagt.

Er spricht deshalb von einer «Sisyphos-Aufgabe«, die man zu bewältigen habe - eine Formulierung, die man nicht allzu wörtlich nehmen sollte. Denn anders als für den griechischen Sagenhelden Sisyphos, der an der Aufgabe scheiterte, seinen Felsblock einen steilen Hang hinaufzurollen, sind die Aussichten hier günstiger. Sowohl Müller als auch Martin Philippen, Projektmanager von Sonae Sierra, gehen davon aus, dass im City-Center in den nächsten Monaten Vollzug gemeldet werden kann.

Viele Einzelgespräche

Wie es genau weitergeht, werden Müller und die Eigentümer-Vertreter diesen Freitag mit Sonae Sierra besprechen. Die Chefs des portugiesischen Spezialisten für Shopping-Center kommen aus Düsseldorf nach Fürth, nachdem ein erster Termin vergangene Woche geplatzt war: Das Flugzeug konnte wegen der winterlichen Wettereskapaden nicht starten.

Unter anderem müssen die Verantwortlichen von Sonae Sierra in den nächsten Wochen Einzelgespräche mit den rund 50 Geschäftsleuten führen, die derzeit Ladenflächen im Center gemietet haben. Ihnen müssen Perspektiven aufgezeigt, Ängste genommen werden; rasch zu klären ist darüber hinaus, wo sie unterkommen sollen, während das 25 Jahre alte Gebäude - vermutlich ab dem Herbst - komplett umgebaut wird.

Zwar ist das ehemalige Fiedler-Modehaus, das der Stadt gehört, als Ausweichquartier reserviert, doch reicht der Platz dort niemals für alle Betroffenen. Einige dürften wohl gar nicht mehr in den modernisierten Einkaufstempel zurückkehren, weil sie nicht ins Konzept von Sonae Sierra passen. Andere, so Philippen auf Anfrage der Fürther Nachrichten, müssten «ihr Konzept überholen«, um salonfähig zu bleiben. «Es soll ja ein attraktives Center sein.« 80 bis 90 Geschäfte möchte Sonae Sierra unterbringen, unschöne Randzonen, die schon zu City-Center-Zeiten selten vermietet waren, werden möglicherweise vom eigentlichen Einkaufszentrum abgekoppelt. Man sei bei der Neugestaltung bemüht, «Fehler der Vergangenheit auszuräumen«, sagt Philippen.

Wohnungen ersteigert

Weitere Schlaglichter illustrieren, was darüber hinaus alles zu klären ist. So hat die Stadt, ohne viel Aufhebens davon zu machen, bereits drei Wohneinheiten im Center-Karree ersteigert. Grund: Die leerstehenden Appartements liegen über dem Eingang in der Fußgängerzone - also strategisch günstig, sollte dieser, wie gewünscht, erweitert werden, um den Komplex mehr nach außen hin zu öffnen. Vorsorglich habe die Kommune zugegriffen, berichtet Müller, und damit verhindert, dass andere die Umbaupläne blockieren. Später soll Sonae Sierra die Wohnungen erwerben.

Ein weiterer Punkt, der abzuarbeiten ist: Die Tiefgarage des Centers, einst als Bunker konzipiert, muss aus der «Zivilschutzbindung« entlassen werden. Kein Problem, sagt Müller, aber eben ein bürokratischer Akt - einer von vielen. Und nicht zuletzt muss Sonae Sierra an einer zweiten, wenn auch weniger komplizierten Front Kaufverhandlungen führen: Die Portugiesen wollen sich auch die Fläche von C&A einverleiben, die formal nicht zum City-Center zählt. Sie gehört einem englischen Fonds, mit dem man, so Philippen, ebenfalls schon in Kontakt stehe.