Geschichte der Sporcher Sozis

17.11.2018, 21:00 Uhr
Geschichte der Sporcher Sozis

© Foto: Horst Linke

Unter den ersten Ausstellungsbesuchern war auch einer, der mit der SPD nur am Rande zu tun hat: CSU-Bürgermeister Bernd Obst. Er wandelte für die "Sporcher Sozen" in seinem Grußwort ein Zitat von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier um: "Demokratie ist anstrengend, schwierig, manchmal auch nervig. Doch sie lohnt sich."

Die Ausstellung zum Jubiläum ist bestens geeignet, die anstrengenden Aspekte auf dem Weg hin zur Demokratie nachzuvollziehen. Die große Überschrift lautet "Als die Steinbrecher ihr Schicksal selbst in die Hand nahmen". Auf das Jahr 1893 ist die Gründungsurkunde, die die Männer damals unterzeichneten, datiert. Mühsam sind die ersten Kämpfe der Partei der Arbeiter, kleinen Gewerbetreibenden und Handwerker gegen die Obrigkeit.

Ein Team um Norbert Autenrieth und Michael Bischoff, unterstützt von Thomas Körber, Hans Haimerl, Johannes Strobl, Heiko Schultz, Hermann Steiner und Reinhold Britting, hat sich in private Archivbestände und Unterlagen des Heimatvereins vertieft. Daraus ist ein Ausstellungskonzept entstanden, das dem Besucher zu Einsichten mit Aha-Effekt verhilft. Auf einem guten Dutzend Plakaten werden historisch bedeutsame Ereignisse in Deutschland dem Cadolzburger Lokalgeschehen gegenübergestellt.

So erfährt man, dass ein paar Monate nach dem Fall der Monarchie in Bayern (am 7. November 1918 musste Ludwig III. abdanken) die SPD in Cadolzburg bei Landtags- und Kommunalwahlen bis zu 61 Prozent der Stimmen erhielt.

In den 1920er Jahren konnte die NSDAP in Cadolzburg nicht Fuß fassen. Doch im Mai 1933, nach der Machtübernahme der Nazis, wurde der Gemeinderat gleichgeschaltet und die Mandate der Sozialdemokraten einfach "kassiert". Die SPD-Genossen sahen die drohende Gefahr und vernichteten die Parteiarchive, um ihre Mitglieder vor den Schergen des Terrorregimes zu schützen. Das hat die historische Forschungsarbeit der heutigen Nachfahren erschwert. Dennoch — einige Fotos und Filmausschnitte haben überlebt.

Die Leiterin des Historischen Museums Cadolzburg (HMC) und Gastgeberin der Ausstellung, Nina Daebel, hält dieses Prinzip einer Ausstellung, die aus der Mitte der Bürger entstanden ist, für wünschenswert und beispielgebend. "Partizipation von Parteien, Gruppen, Vereinen, Bürgern, die ihr eigenes Museum nutzen und bespielen" bewertet sie als Signal für die Zukunft.

Die Ausstellung ist bis 3. Februar im Historischen Museum Cadolzburg (Pisendelplatz 1), im 1. Obergeschoss des Nebengebäudes mittwochs bis sonntags von 14 bis 17 Uhr zu sehen.

 

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