"Girls’ Day Akademie": Mutig in eine Männerdomäne

2.7.2018, 06:00 Uhr

© F.: Armin Leberzammer

Wer das Teilnahmezertifikat seiner Bewerbung beifügt, der habe eine Einladung zum Vorstellungsgespräch so gut wie sicher, meint Charmaine Kucharska, Berufsberaterin bei der Agentur für Arbeit Fürth. Das Problem sei nur: Die Mädchen bewerben sich offenbar nach wie vor kaum für technische Berufe.

Kucharska ist jedenfalls kein Fall bekannt, in dem sich eine Teilnehmerin der beiden ersten Girls’ Day Akademien an der Zirndorfer Realschule tatsächlich um einen Job aus dem MINT-Bereich (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) bemüht hätte. "Geschlechtsspezifische Vorlieben sind bei der Berufswahl noch immer stark verankert", stellte die Berufsberaterin bei der Überreichung der Zertifikate fest. Vielleicht braucht es aber einfach seine Zeit, bis die von der Bundesagentur und den bayerischen Metall- und Elektroarbeitgebern (Bayme VBM) getragene Initiative Früchte trägt.

Matthias Werner, Bayme-Geschäftsführer für Mittelfranken, sieht immerhin bei der Zahl der teilnehmenden Schulen "steigendes Interesse"; aus bayernweit sieben im Jahr 2013 seien inzwischen 16 geworden. Für die Branche zu werben, tue mehr als Not, denn "der Arbeitsmarkt ist praktisch leergefegt". Immerhin haben die Veranstaltungen der Girls’ Day Akademie — wöchentliche Treffen zum Experimentieren im Schulwerkraum, Besuche in Technik- und Medizinmuseen oder bei namhaften Unternehmen der Branche — bei den Zirndorfer Realschülerinnen Eindruck hinterlassen. Das sagen jedenfalls die sieben Mädchen, die von den anfangs zwölf Teilnehmerinnen bis zum Ende dabei geblieben sind. Wie nachhaltig der Eindruck war, wird sich erst in zwei oder drei Jahren zeigen, wenn die Jugendlichen einen Ausbildungsplatz suchen.

"Wir wollen, dass noch mehr Frauen den Weg in technische Berufe und damit in die bayerischen Metall- und Elektro-Unternehmen finden", erklärt Bayme-Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt. Mit derzeit 26 Prozent sei der Anteil weiblicher Beschäftigter dort noch ausbaufähig. Mit der Akademie solle den Mädchen die Scheu vor der vermeintlichen Männerdomäne genommen werden. Oder wie es Werner ausdrückte: "Macht den Rücken gerade. Ihr könnt es genauso gut wie die Buben, in manchen Bereichen sogar besser."

Neugier wecken

Deshalb bleibe es das Ziel, die Neugier zu wecken und den Mut zu fördern, einen MINT-Ausbildungsberuf zu wählen, so Ralf Holtzwart, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion Bayern der Bundesagentur für Arbeit. "Die beteiligten Unternehmen können direkt für diese Ausbildungsberufe werben und so selbst etwas für ihren Fachkräftenachwuchs tun. Daher hätten alle Beteiligten einen großen Gewinn davon", meint er.

Die Girls’ Day Akademie habe sich als Kooperation zwischen Schulen, Unternehmen und weiterführenden Schulen/Hochschulen für die Berufsorientierung etabliert. Mit Vorteilen für alle Seiten, wie die Arbeitgebervereinigung findet: Die Schülerinnen lernen Tätigkeiten aus Metall- und Elektro-Berufen praxisnah kennen, während sich die Unternehmen als attraktiver Arbeitgeber präsentieren könnten.

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