Goldenes Kleeblatt für zwei engagierte Fürther

5.7.2018, 13:00 Uhr
Goldenes Kleeblatt für zwei engagierte Fürther

© Foto: Ralf Rödel

Marianne Ecker war 19, als sie 1948 in Ingolstadt ins Bayerische Rote Kreuz eintrat. 70 Jahre ist das her. Die junge Frau hatte sich vorgenommen, Menschen zu helfen, denen es nicht so gut geht im Leben. Im Kopf hatte sie auch die Worte ihres Vaters: "Du musst nicht immer nach oben schauen, sondern auch mal nach unten blicken."

Sie traute sich tatsächlich hinzuschauen, wo viele andere wegsehen. Etwa als sie vor mehr als 20 Jahren die Idee hatte, ehrenamtlich Erste-Hilfe-Kurse in den Justizvollzugsanstalten Nürnberg und Erlangen zu geben – für Häftlinge. Bis heute kümmert sie sich persönlich darum, angetrieben vom Wunsch, anderen mit Menschlichkeit zu begegnen. Wie sie den FN einmal erzählte, fragt sie nie danach, warum die Frauen und Männer einsitzen. Aber sie hört zu, wenn ihr Gegenüber selbst erzählen will. Die Insassen berichten von Drogen, von falschen Freunden, von Enttäuschungen und blinder Wut. Die Taten seien nicht zu entschuldigen, sagte Ecker damals, aber manchmal könne man die Emotionen verstehen.

"Frau Ecker geht auch dahin, wo es weh tut", betonte nun Oberbürgermeister Thomas Jung, als er sie mit dem Goldenen Kleeblatt ehrte – für jahrzehntelanges Engagement "im Übermaß".

Marianne Ecker suchte immer wieder neue Gelegenheiten, zu helfen: Sie initiierte Projekte für Frauen, zum Beispiel den ersten Babytrödelmarkt im Fürther BRK. Sie leitet Gesprächskreise für Eltern, die ein Kind verloren haben, für Frauen in der Lebensmitte, für Trauernde. Sie begleitet Obdachlose und gibt Erste-Hilfe-Kurse auch für Senioren und Migranten. Und sie setzt sich für die Gleichstellung ein.

Bei der Würdigung ihres Einsatzes zeigte sie sich geerdet: Sie danke allen für die "hohe Ehre". Aber, gab sie zu bedenken: "Allein bringt man nichts zu Wege", die Auszeichnung gelte auch ihrer Familie und ihren Mitstreiterinnen. "Ich freue mich und jetzt mach’ mer halt so weiter." Ans Aufhören denke sie nämlich noch nicht: "Solange der Kopf noch oben und die Füße noch unten sind, kann man immer noch was Gutes tun."

Goldenes Kleeblatt für zwei engagierte Fürther

© Foto: Thomas Scherer

Sie habe die Auszeichnung eher verdient – aber er sei genauso dankbar, sagte Hans Partheimüller, der wie Marianne Ecker vom Stadtrat mit stehendem Beifall bedacht wurde. Für den 60-Jährigen gab es das Goldene Kleeblatt pünktlich zum Übergang in den Ruhestand. 21 Jahre lang hatte Partheimüller die Geschicke der infra geleitet.

Im Oktober 1997 trat er den Dienst als Leiter der Stadtwerke mit ihren großen Sparten Verkehr und Energie an. Ein Jahr später stand man im Licht der Öffentlichkeit, erinnert sich OB Thomas Jung: Ende 1998 wurden die U-Bahnhöfe Rathaus und Stadthalle eröffnet – Fürth wurde die kleinste Großstadt Deutschlands mit eigener U-Bahnstrecke.

Auch auf dem Energiemarkt tat sich damals etwas: 1998 beschloss der Gesetzgeber die Liberalisierung des Strommarkts. Auf Betreiben Partheimüllers hin wurden die Stadtwerke, ein städtischer Eigenbetrieb, in die infra umgewandelt, eine 100-prozentige Tochter der Kommune. So wollte man schneller handeln können.

Heute, so Jung, werben in Fürth rund 200 Strom- und etwa 150 Gasanbieter um die Energiekunden. Trotzdem seien noch rund 85 Prozent aller Fürther Haushalte Kunden der infra. Bundesweit sei sie 2007 eines der ersten Unternehmen gewesen, die langfristige Verträge für Haushaltskunden angeboten haben.

Die Energiewende habe Partheimüller als Chance verstanden, lobt Jung. Heute werden in Fürth acht Prozent des Bedarfs über regenerative Energien gedeckt – in Nürnberg und Erlangen nur zwei Prozent.

Zu den weiteren Meilensteinen der infra unter Partheimüllers Regie zählt Jung den Bau des Fürthermare, die Sanierung des Stadelner Hallenbads, die Förderung von Elektromobilität etwa durch die Gründung des Ladeverbunds Franken+ und das äußerst erfolgreiche Bürgerbeteiligungsmodell.

Seinen Nachfolgern wünschte Hans Partheimüller stets schwarze Zahlen. Er selbst ist froh, dass er an anderer Stelle "noch ein bisschen weitermachen darf": Er bleibt in Verantwortung bei der WBG-Gruppe und der König-Ludwig-Stiftung.

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