Gotteslob mit romantischer Ader

24.4.2018, 21:00 Uhr
Gotteslob mit romantischer Ader

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Auch wenn der Kirchenchor anno 2018 nur noch aus zehn Damen besteht, so ist allein schon der Einsatzwille bewundernswert, am Jubiläumstag ein solches Festkonzert zu gestalten. Im Mittelpunkt stand Charles Gounods Messe brève Nr. 4 in C. Die bisweilen ins Sentimentale abdriftende romantische Musik des Franzosen war eine dankbare Aufgabe für den Chor, der das Werk auf der Empore sang. Johannes Brinkmann, seit 2007 in Vach, leitete das Ensemble von der Orgel aus. Das von lieblicher Melodik geprägte mehrstimmige Werk erklingt im Kyrie mit feinen dynamischen Schattierungen und mit durchaus kräftigem Klang im Rahmen der Möglichkeiten, die die Vacher haben.

Die kontrastierenden Messteile waren stimmlich, dem lateinischen Text entsprechend, deutlich voneinander abgesetzt: Der kompakt gestaltete Lobpreis Gottes im Sanctus und das liebliche Benedictus enden jeweils mit dem Hosanna. Auch im abschließendem Agnus Dei erfreute der Chor in zügigem Tempo mit ausgewogenem Sound. Zwischen den einzelnen Teilen der Messe spielte Brinkmann zwei Orgelwerke von Johann Georg Albrechtsberger, einem Zeitgenossen Mozarts.

Mit zwei Chorsätzen von Giovanni Pierluigi da Palestrina ("Jesu, rex admirabilis") und Orlando di Lasso ("Christe, der du bist Tag und Licht") hatte sich Brinkmann allerdings verhoben und seinen Sängerinnen eine zu anspruchsvolle Aufgabe gestellt. Bei diesen Werken aus der Blütezeit der Renaissance wurde einmal mehr deutlich, welch hohe Anforderungen A-cappella-Chorgesang an seine Interpreten stellt.

Besser ausgewählt war da schon Hugo Distlers Motette zu Psalm 42, "Gott ist unsere Zuversicht". In zwei Chorsätzen von Heinrich Schütz kamen die Männer hinzu, das Vokalensemble "FÜNF-Vach" unterstützte die Damen. Sehr schön homogen und mit sauberer Intonation gelangen ihnen außerdem die Lieder "Swing the Prélude" nach Marc-Antoine Charpentier und "Swinging Anna Magdalena" nach Johann Sebastian Bach.

Gertrud Trojanski ließ in ihrem Rückblick zur Historie des Vacher St.-Matthäus-Ensembles mit dem Lutherwort "Wer singt, ist guter Dinge" 80 Jahre lebendig werden: Sechs Pfarrer und elf Dirigenten hat der Kirchenchor in dieser langen Zeit "verkraftet" und gut überstanden. Pfarrer i.R. Ludwig Berger und Pfarrer Markus Pöllinger ehrten die zehn Sängerinnen mit Urkunde und Anstecknadel. Leuchtendes Vorbild war und ist Luise Hannweg, seit 1948 im Chor aktiv. Unglaublich, aber wahr.

Mit festlichen, virtuosen Orgelklängen von Dietrich Buxtehude und Johann Sebastian Bach eröffnete und beschloss Johannes Brinkmann das Konzert, ehe das Jubiläum mit einem Empfang im Pfarrgarten unbeschwert ausklang.

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