Grausame Zeit: Langenzenn arbeitet Hexenwahn auf

27.11.2016, 16:00 Uhr
Grausame Zeit: Langenzenn arbeitet Hexenwahn auf

© Repro: NN

Wieso die Geschichte heute noch einer Rolle spielt, erklärte die Pfarrerin eingangs: „Es gab in Langenzenn einige Unstimmigkeiten im Hinblick auf den Umgang mit der Geschichte der Hexenverbrennungen, die hier stattgefunden haben. Deshalb wollte ich mich mit der Langenzenner Geschichte näher beschäftigen.“ Das sei auch der Wunsch von Menschen aus dem Heimatverein, von Vertretern der Stadt und einzelnen Bürgern gewesen.

Doch nicht alle Bürger hätten die Aufarbeitung befürwortet. Einige vertraten die Meinung, „die alten Sachen“ sollten besser ruhen.

Doch Christine Heilmeier wünscht sich, nicht nur der Opfer zu gedenken, sondern auch die Menschen über die Mechanismen, die hinter der Hexenverfolgung steckten, zum Nachdenken anzuregen. Was bedeutet das für den heutigen Umgang der Menschen miteinander?

Seit über einem Jahr gibt es in der Stadt Veranstaltungen zu dem heiklen Thema, denn für Pfarrerin Heilmeier standen zuerst die Fakten im Vordergrund: „Das Wichtige für mich war zuerst, historische Informationen darüber zu bekommen. Was ich gehört und gelesen habe, hat mich sehr erschüttert. Das waren unvorstellbar grausame Geschehnisse.“ Was den Menschen angetan worden sei, da könne sie nur völlig entsetzt sein. Sie stellte sich die Frage, wie wir mit unserem eigenen Entsetzen umgehen können.

Den Gottesdienst unterteilte sie deshalb in drei Teile: Klage, Fürbitte und Gedenken. Alle bekannten Namen der Getöteten wurden im Gottesdienst verlesen. Zudem wurden nicht nur die vergangenen Gräueltaten, sondern auch die „moderne“ Hexenverfolgung im Internet angeprangert. Die Predigt schlug dabei den Bogen von Denunziationen im Mittelalter zu Mobbing in der heutigen Zeit durch Beleidigungen, Verleumdungen und der Verbreitung peinlicher Bilder in sozialen Medien und erinnerte daran, dass auch im Jahr 2016 immer noch eine Art virtuelle Hexenverfolgung stattfindet.

Am Ende wurde eine Gedenktafel für die Opfer der Hexenverfolgung von Bürgermeister Jürgen Habel gemeinsam mit den Vertretern der evangelischen und katholischen Kirche enthüllt.

Der Bürgermeister wünscht sich für die Zukunft eine weitere Aufarbeitung der vorhandenen Unterlagen zum Thema: „Schön wäre es, wenn sich interessierte Bürgerinnen und Bürger historisch noch tiefer in die Aufarbeitung unserer Langenzenner Hexenprozesse begeben würden. Es sind Akten hierzu vorhanden, die bis heute nicht ausgewertet und gesichtet sind. Hierin dürften für Dissertationen oder Studienarbeiten durchaus noch spannende Arbeitsfelder schlummern.“

Keine Kommentare