Grillplatz und Co.: Fürth reagiert auf Jugend-Proteste

26.7.2018, 06:00 Uhr
Grillplatz und Co.: Fürth reagiert auf Jugend-Proteste

© Ziob

"Wir wünschen uns eine lebendige Stadt", machte Jens Schmidt (28), Sprecher der "Aktion Protestgarten", in der Sitzung noch einmal klar. Eine Stadt, die jungen Menschen genug Platz für ihre Musik, Kunst, Veranstaltungen, ihr soziales Engagement und, ja, auch Partys bietet. In den vergangenen Jahren seien die Nischen leider noch kleiner geworden, nicht nur, aber auch, weil sich Anwohner häufiger beschwerten. "Jugendliche fühlten sich nicht mehr willkommen." Darauf machen er und seine Mitstreiter seit einigen Wochen aufmerksam. Hunderte junge Menschen hatten sich an einer Protestwoche beteiligt.

An Konflikten mit Anwohnern sei man nicht interessiert, betonte Schmidt. Deshalb sei es ja so wichtig, dass Freiräume gefunden werden.

Von der "Aktion Protestgarten" darauf gestoßen, sahen auch die Stadtspitze und die politischen Parteien die Nöte – und handelten sehr schnell: Einen Monat nach der Protestwoche wurden am Mittwoch mehrere Verbesserungen auf den Weg gebracht.

Lebensfremde Vorschriften

Die Konflikte mit dem neuen Ordnungsdienst hätten gezeigt, dass manche Regeln der Grünanlagensatzung "nicht mit der Lebenswirklichkeit übereinstimmen", sagte Bürgermeister Markus Braun. Künftig gilt daher: Auf dem Freizeitareal (samt Grillplatz) an der Siebenbogenbrücke darf man sich bis 21.30 Uhr (statt 20 Uhr) aufhalten. Alkoholkonsum wird erlaubt. Auch auf dem Skatepark sowie auf einigen Bolz- und Basketballplätzen muss erst um 21.30 Uhr Schluss sein, die Altersbeschränkung (14 bis 18 Jahre) entfällt.

Am Flussdreieck und auf der Hardhöhe sollen weitere Grillplätze entstehen – darüber freuen sich insbesondere die Grünen, die schon vor einem Jahr einen zusätzlichen Platz forderten. Am Flussdreieck darf bis 21.30 Uhr gegrillt werden, danach darf man hier aber noch weiter – sogar zeitlich unbeschränkt – zusammensitzen.

Dieser Teil des Maßnahmenpakets gefällt auch den Anwohnern der Uferpromenade, die sich seit langem mehr Ruhe wünschen. Nicht gut finde sie dagegen, so eine Anwohnerin, die Lockerung in Sachen Alkohol an der Siebenbogenbrücke – und "dass man uns eineinhalb Stunden mehr aufdrückt".

Die SPD-Fraktion erinnerte die Frau daran, dass bisher vor allem Ruhestörungen nach 22 oder 23 Uhr das Problem waren. Mit 21.30 Uhr sei ein guter Kompromiss gefunden – zwischen Nürnberg (21 Uhr) und Würzburg (22 Uhr). FDP-Stadtrat Stephan Eichmann betonte, man habe die Anwohner doch bereits im Blick: "Wir haben ja auch den Ordnungsdienst geschaffen, der die Einhaltung der Regeln kontrolliert."

Auch Ordnungsreferent Mathias Kreitinger stellte klar: Die Stadt habe der Jugend rasch, aber "nicht unreflektiert" mehr Raum geben wollen. Man erwarte im Gegenzug, dass "damit verantwortungsvoll umgegangen wird". Es gebe auch schon entsprechende Signale. Tatsächlich ist die "Aktion Protestgarten" von Beginn an mit ihrer konstruktiven, diplomatischen Haltung aufgefallen, das wurde auch in der Sitzung anerkannt. "Vorbildlich" nannte sie etwa der OB.

Nutzung der Feuerwache?

Der Gruppe ist selbst daran gelegen, dass am Flussdreieck eine gute Infrastruktur – Mülleimer, Toiletten – geschaffen wird, damit das Areal eben nicht zur Müllhalde wird, wie es die Freien Wähler und manche Nutzer des FN-Internetangebots befürchten.

Entgegen kommt die Stadt den jungen Menschen darüber hinaus bei weiteren Forderungen: Die Graffitiwand auf der Hardhöhe wird erweitert, man will prüfen, ob Probenräume für Bands geschaffen werden können, und man möchte Orte (und Finanzspritzen) für Sportnächte und jugendkulturelle Veranstaltungen anbieten.

Der Stadtspitze und auch den Politikern ist bewusst, dass dies nur ein erster Schritt ist und sich die "Aktion Protestgarten" mehr wünscht. Etwa ein selbstverwaltetes Zentrum.

Die SPD hat hierfür eine vorübergehende Nutzung der Feuerwache (drei bis fünf Jahre) ins Gespräch gebracht, wenn die Feuerwehr an die Kapellenstraße gezogen ist – wobei sich die Fraktion vorstellt, dass zugleich auch andere schulische oder bildungspolitische Angebote in dem Haus Platz finden könnten. Einstimmig gab der Stadtrat der Verwaltung den Auftrag, die Möglichkeiten zu untersuchen.

Jens Schmidt und seine Mitstreiter sprechen von einem guten Anfang. Zumal ihnen von mehreren Seiten zugesichert wurde, dass die Politik dran bleiben werde.

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