Grippe: Klinikum Fürth kommt an seine Grenzen

27.1.2018, 06:00 Uhr
Grippe: Klinikum Fürth kommt an seine Grenzen

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Aktuell müsse das Krankenhaus annähernd 60 hochansteckende Menschen, davon 40 Grippe-Patienten, so unterbringen, dass sie möglichst niemand anderen infizieren können. Heißt: isolieren. Ein logistischer Kraftakt.

Wie schon vor einem Jahr tage zurzeit wieder täglich ein Krisenstab von Chefärzten, um den Betten-Engpass "möglichst optimal zu managen", berichtet Dormann. Obwohl die Zahl der Betten im Klinikum auf nun 770 erhöht wurde, müssten phasenweise bis zu 20 Patienten mit Plätzen auf Gängen vorliebnehmen. Weil Grippe-Kranke Zimmer auf verschiedensten Stationen belegen, sind es Patienten etwa mit Knochenbrüchen oder akuter Gallenblasenentzündung, die ausweichen müssen.

Verschärft wird die Situation dadurch, sagt der Chefarzt, dass gerade zwei Grippe-Viren grassieren. Die Symptome bei der Influenza A wie auch der Influenza B seien die klassischen: Kopf- und Gliederschmerzen, Halsschmerzen, trockener Reizhusten, hohes Fieber. Aber: Patienten, die das A-Virus in sich tragen, sind laut Dormann streng zu trennen von Patienten mit dem B-Virus. Nur so lasse sich verhindern, dass sich ein ohnehin schon geschwächter Organismus auch noch gegen den jeweils anderen Erreger stemmen muss. Das erhöht den Raumbedarf.

Allein in der Nacht zum Freitag hat das Krankenhaus nach Dormanns Schilderung zwölf isolationspflichtige Patienten stationär aufgenommen. Weil sich nirgendwo sonst Platz für sie fand, verbrachten sieben von ihnen die Nacht in Untersuchungsräumen der Notaufnahme. Folge: Die belegten Zimmer standen für ihren eigentlichen Zweck nicht zur Verfügung, neue Patienten mussten längere Wartezeiten in Kauf nehmen.

Vor allem alte Menschen stranden dieser Tage, niedergestreckt von Grippeviren, im Fürther Klinikum. Ärzte und Pflegekräfte päppeln reihenweise 70-, 80-, 90-Jährige auf, die nicht selten chronisch vorgeschädigt sind und deren Immunsystem geschwächt ist. Meist mit Erfolg. "Doch es gibt auch Todesfälle."

Dormann geht davon aus, dass die Grippewelle in diesem Winter noch nicht an ihrem Höhepunkt angekommen ist. "Ich nehme an, wir erreichen den Peak in zwei Wochen." Hinzu kämen dann die Faschingstage mit ausgelassenen Feiern und "einer hohen Anzahl an Kontakten". Erfahrungsgemäß baue sich da noch mal eine kleine Welle auf. An diesem Wochenende befürchtet der Chef der Notaufnahme eine erneute Verschärfung der Lage, weil an Samstagen und Sonntagen naturgemäß mehr Leute in die Klinik drängen als unter der Woche. Die Praxen niedergelassener Ärzte sind dann ja geschlossen.

"Wir tun, was in unserer Macht steht", versichert Dormann und lobt das Personal, das den hohen Arbeitsanfall trotz krankheitsbedingter Ausfälle bewältige. Entschieden tritt er dem Eindruck entgegen, das Klinikum entlasse Patienten vorzeitig, um so Betten freizubekommen. "Jeder Kranke wird so lange stationär behandelt, wie das medizinisch geboten ist." Damit nicht unnötig Viren ins Haus eingeschleppt werden, bittet Dormann Menschen, die gerade selbst Husten und Schnupfen haben, sich Patientenbesuche gut zu überlegen.

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