Große Hilfsbereitschaft: Fürth räumt auf nach dem Sturm

21.8.2017, 06:18 Uhr
"Das war wie ein kleiner Tornado", sagt Stadtförster Martin Straußberger. In der Egersdorfer Waldsiedlung boten sich besonders schlimme Bilder. Auf das Haus hier krachten gleich mehrere Bäume.

© Thomas Scherer "Das war wie ein kleiner Tornado", sagt Stadtförster Martin Straußberger. In der Egersdorfer Waldsiedlung boten sich besonders schlimme Bilder. Auf das Haus hier krachten gleich mehrere Bäume.

Am Freitag bekamen viele Feuerwehrkräfte in und um Fürth nur wenig Schlaf. Bis weit nach Mitternacht waren sie im Einsatz, früh ging es weiter. Und auch am Sonntag waren viele von ihnen unterwegs, weil noch immer Bäume schief standen und Äste bedrohlich herabhingen. "Wir sind noch nicht zur Normalität zurückgekehrt", sagt Christian Gußner, Chef der Fürther Berufsfeuerwehr.

Einen Sturm mit derart schlimmen Folgen für die Stadt und den Landkreis hat er in seinen 25 Dienstjahren noch nicht erlebt. Mehr als 200 Einsätze in fünf Stunden waren es allein am Freitag für die Feuerwehren in Fürth, die Unterstützung von 30 Fahrzeugen aus Nürnberg bekamen. Ordnungsreferent Mathias Kreitinger, zuständig für den Katastrophenschutz, kam hinzu. Kurze Zeit wurde sogar überlegt, den Katastrophenalarm auszulösen, weil es hieß, dass zwei ICE-Züge bei Stadeln evakuiert werden müssten. Das traf dann aber nicht zu.

Kreisbrandrat Dieter Marx staunt ebenfalls über die Dimensionen: Eine solche Menge entwurzelter und umgeknickter Bäume habe er in seinen 17 Jahren als Kreisbrandrat noch nicht gesehen. "Das war wie ein kleiner Tornado", sagt Stadtförster Martin Straußberger. Im Stadtwald sehe es schlimm aus. Heute wollen die Mitarbeiter der Stadtförsterei erst einmal die großen Wege freimachen.

Während es in der Region und sogar mancherorts im Landkreis, etwa in Oberasbach, Stein oder Roßtal, bei einem relativ normalen Unwetter blieb, entfaltete der Sturm in Teilen Cadolzburgs, in Seukendorf, Langenzenn und im Fürther Stadtteil Burgfarrnbach ungeheure Kraft. 150 Einsätze zählte Marx bis Samstagabend in Cadolzburg, wo es Egersdorf besonders heftig erwischt hatte.

"Die Waldsiedlung ist keine mehr"

"Die Waldsiedlung ist keine mehr", sagte ein Anwohner entsetzt am Sonntag angesichts der vielen Bäume, die hier auf Häuser gekracht sind. Die Hilfsbereitschaft war hier wie andernorts groß. "Die Nachbarn räumten miteinander auf, es klingelten sogar Menschen, die man noch gar nicht kannte, und boten Hilfe an", erzählt eine Frau, die mit ihrer Familie in Egersdorf Nord zuhause ist.

"Der Sturm hat eine sieben bis acht Kilometer breite Schneise der Vernichtung durch den Landkreis geschlagen", sagt der Kreisobmann des Bauernverbandes Peter Köninger und vergleicht ihn mit den Orkanen Wiebke (1990) oder Lothar (1999). Nur war dieses Mal das Unwetter regional begrenzter.

Selbst ist Köninger, der seinen Hof in Kreben bei Wilhermsdorf hat, weniger stark betroffen, doch seine Berufskollegen längs des Dillenberg klagen über Schäden an Feldfrüchten, die zwischen 50 und 90 Prozent liegen. Insbesondere der Silomais, angebaut als Winterfutter für die Kühe, wurde vom Sturm plattgedrückt.

Noternte muss beginnen

Dieter Engelhardt, Landwirt aus Egersdorf, berichtet von Feldern auf denen die Frucht schon 3,50 Meter hoch stand, nun ist nur noch ein halber Meter übrig. Die Noternte muss rasch beginnen, um die Reste vor Schädlingsbefall und Verfaulen zu retten.

In den Wäldern wird es noch viele Wochen dauern, bis aufgeräumt ist. Köninger sah rund um den Dillenberg wie Streichhölzer abgeknickte Obstgehölze und alte Bäume in den Dörfern, denen dicke Äste fehlen oder die entwurzelt sind: In einer halben Stunden zerstörte das Unwetter in Jahrzehnten Gewachsenes.

Dazu kommen teils abgedeckte Dächer von Scheunen, eingedrückte Hallentore oder eingebrochene Firstwände. Dieter Engelhardt erzählt, dass er seit Samstag bereits viele Stunden auf den Dächern des landwirtschaftlichen Anwesens seiner Familie verbracht hat, um das Gröbste zu flicken.

Neben Egersdorf hat es Seukendorf und Hiltmannsdorf besonders hart getroffen. Bürgermeister Werner Tiefel spricht von 20 bis 25 stattlichen Bäumen, die umgestürzt sind und dabei teils erhebliche Schäden anrichteten. Nach seiner ersten Einschätzung gibt es im Ort kein Haus, das nicht betroffen ist. "Das beginnt mit ein paar verschobenen Ziegeln bis zu abgedeckten Dächern." In einer Krisensitzung wollen die Seukendorfer heute das weitere Vorgehen besprechen.

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