Großes Rätselraten in Oberasbach

11.5.2017, 06:00 Uhr
Großes Rätselraten in Oberasbach

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Es war im Dezember 2015, als Franz X. Forman das Vorhaben der Öffentlichkeit vorstellte. Vorträge hielt der stellvertretende Vorsitzende des Diakonievereins und Stadtrat in den Kirchengemeinden St. Markus und St. Stephanus. Mit seinem Vorstoß, die Kommune möge als Bürge bei den Bankkrediten zur Verfügung stehen, handelte sich der FW-Mann damals jedoch eine klare Absage ein. Bürgermeisterin Birgit Huber sagte seinerzeit, gefordert sei ein neues Konzept mit konkreten Zahlen. Gehört hat man seitdem – zumindest öffentlich – nichts mehr. Das bestätigten auch mehrere Stadträte unserer Redaktion.

Grundstück gekauft

Getan hat sich inzwischen dennoch etwas. Die Stadt hat von der Kirchengemeinde für rund 500 000 Euro ein 2100 Quadratmeter großes Grundstück hinter dem alten Kindergarten erworben, das am Fußweg zum Friedhof grenzt. St. Stephanus muss Teile des insgesamt 8000 Quadratmeter großen Kirchenareals veräußern, um seine Bauvorhaben umsetzen zu können. Den Kauf bestätigt die Bürgermeisterin, zum Preis will sie sich mit Verweis auf den nichtöffentlichen Beschluss nicht äußern.

Viel wichtiger ist aber eine andere Aussage Birgit Hubers. Die Stadt würde den MGW-Initiatoren die Fläche zur Verfügung stellen, "zu günstigen Konditionen". Was das genau bedeutet, darüber müsse man noch sprechen. Darüber hinaus, so die Rathauschefin, gelte ihre Aussage von vor über einem Jahr. Der Ball liege im Feld der Träger des Projekts. Das heißt: Diese müssten aktiv werden.

2,5 bis 3,5 Millionen Euro, mit dieser Summe hatte Forman im Dezember vor zwei Jahren die Kosten des Projekts beziffert – allerdings inklusive Grundstück. Dafür sollen zwei versetzt stehende Häuser mit 15 Wohnungen für Senioren, Alleinerziehende und junge Familien entstehen, die sich gegenseitig unterstützen. 300 000 Euro würde der Diakonieverein als Eigenkapital einbringen. 30 Personen hatten sich seinerzeit als Interessenten registrieren lassen. Im Jahr 2018 – dann soll der neue Kindergarten von St. Stephanus stehen – könnte der Startschuss fallen, hieß es damals.

Auf FLN-Nachfrage zum aktuellen Sachstand beim MGW hält sich Forman sehr bedeckt. "Ich vertraue nur noch auf Beschlüsse", sagt der Kommunalpolitiker mit Blick auf den Stadtrat. Konkret brauche es "einen gültigen Bebauungsplan", außerdem sei nicht klar, welche Pachtkosten der Diakonieverein für das Grundstück entrichten müsse. Bisher "stehen nur ein paar Zahlen im Raum".

Forman lässt durchblicken, dass er sich auf in Aussicht gestellte Unterstützung, die es in Gesprächen hinter den Kulissen gegeben habe, künftig nicht mehr verlassen mag. Diesbezüglich sei er ein "gebranntes Kind". Ihn erreichten immer wieder Anrufe von Bürgern zum MGW-Projekt. Er könne aber keine definitiven Aussagen machen, denn "ich will mich nicht auf Terrain begeben, wo ich zurückrudern muss". Nach dem Grundstückskauf der Stadt rechnet Forman nicht mehr mit finanziellen Zuschüssen aus dem Rathaus. Das mache die Sache für den Diakonieverein schwieriger.

Michael Grober, Pfarrer von St. Stephanus, und wie seine Kollegen von St. Markus, St. Lorenz und der katholischen Kirchengemeinde St. Johannes Mitglied im Diakonieverein, würde es freuen, wenn sich das Unternehmen verwirklichen ließe. "Die Idee ist toll, mit Kirche, Gemeindehaus, Kindergarten und der benachbarten Diakoniestation wäre das für das Quartier eine runde Sache." Maximal zehn Jahre, so der Pfarrer, betrage der Zeitraum, in dem das MGW umgesetzt werden muss. Dann erlischt nämlich das Vorkaufsrecht, das sich der Diakonieverein für ein zweites knapp 960 Quadratmeter großes Grundstück gesichert hat, das an die städtische Fläche zum Lilienweg hin anschließt. Das Wohnprojekt wäre auf dem Gesamt-Areal flexibler umsetzbar. Kommt es nicht dazu, würde die Kirchengemeinde ihr Teilstück anderweitig vermarkten. Interessenten, sagt Pfarrer Grober, gebe es schon jetzt genügend.

Auf der Baustelle vor seiner Haustür läuft alles nach Plan: Im Februar wurde das alte Gemeindehaus abgerissen, das an das Gebäude angebaut war, das Wohnung und Büro des Pfarrers beherbergt. Seitdem ist das Leben der Kirchengemeinde vor allem eine logistische Herausforderung. Das wird noch einige Zeit so bleiben. Im September ziehen die Hortkinder in den neuen städtischen Hort an der Grundschule Altenberg. Das Haus in St. Stephanus belegt dann der Kindergarten. Sobald dessen neue Heimat fertig ist, im September 2018, wird das Hortgebäude saniert und dann zum Gemeindehaus. Was mit dem alten Kindergarten am Lilienweg passiert, hängt davon ab, was der künftige Eigentümer der Fläche möchte.

Der neue Kindergarten schlägt inklusive diverser Nebenkosten mit etwas über drei Millionen Euro zu Buche. Abzüglich der Förderung durch die Regierung von Mittelfranken und die Stadt sowie einem Zuschuss der Landeskirche muss St. Stephanus dafür 360 000 Euro stemmen.

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