Großhabersdorf: Zu altem Stolz zurück

28.6.2017, 13:00 Uhr
Großhabersdorf: Zu altem Stolz zurück

© Hans-Joachim Winckler

Die erste Verzögerung entstand durch die komplizierten Eigentumsverhältnisse. Zwar war die Gemeinde Inhaberin der Immobilie, nicht aber des Inventars. Bevor die Rechtslage geklärt war und das Gebäude schließlich ausgeräumt werden konnte, gingen etliche Monate ins Land.

Darauf folgte eine europaweite Architektensuche. Nicht etwa, weil die Gemeinde es wünschte, sondern weil es nach der Vergabeverordnung vorgeschrieben ist. Das Jahr 2012 ging fast vorüber. Immerhin legte sich der Gemeinderat fest, den Gelben Löwen zu behalten und einen Pächter für einen Gastronomie- und Beherbungsbetrieb zu suchen. Außerdem wurde ein Sanierungsgutachten in Auftrag geben, das klären sollte, was alles gemacht werden muss.


Acht Tonnen Schutt


2013 begannen die Vorarbeiten. Alles, was in dem historischen Gebäude verbaut war und aus jüngerer Zeit stammte, wurde abgerissen: Bodenbeläge, Wandverkleidung, Kacheln, Bad und Toiletten oder Öfen — insgesamt acht Tonnen Schutt flogen in die Abfallcontainer.
Ganz entfernt sind damit die Bausünden früherer Generationen aber nicht. In den Wänden entdeckt man noch Glasbausteine. Auf den Böden nicht zum Haus passende Fliesen. Ofenrohre führen ins Nichts und uralte Balken sind brutal durchtrennt.


2014 gingen viele Fachplaner ans Werk: Brandschützer, Gebäudetechniker oder Statiker. Dabei gab es eine positive Nachricht. Der Dachstuhl aus dem 17. Jahrhundert ist so stabil, dass daran kaum etwas gemacht werden muss, auch von Ungezieferbefall blieb er verschont. Eine Meisterleistung der Zimmerleute von einst.

Auch dendrochronologische Untersuchungen wurden veranlasst. Mit dieser Technik wird altes Holz datiert. Anhand der Jahresringe lässt sich feststellen, wann die Bäume für die Balken für Fachwerk oder Dach geschlagen wurden. Vom Gelben Löwen kennt man die Entstehungszeit genau. Gebaut wurde der imposante Gasthof mit Metzgerei in den Jahren 1687 bis 1689. Vermutlich aber wird es schon vor dem Dreißigjährigen Krieg einen Vorgängerbau gegeben haben. Das Bauholz kann also auch aus den Jahren vor 1618 stammen.

Während die Planer ihre Arbeit machten, ging die Gemeinde auf die Suche nach Geldgebern, ein zeitraubendes Unterfangen angesichts der vielen Unterlagen, die vorgelegt werden mussten, und Besprechungen, die terminiert waren. Denn eines war von Anfang an klar, die Sanierung wird ein Millionenprojekt. Die Städtebauförderung ist mit 1,2 Millionen Euro der größte Geldgeber. Das Landesamt für Denkmalschutz wird 1,1 Million Euro beisteuern. Die finanzielle Zusage der Denkmalschützer kam erst in diesem Frühjahr. Und wieder waren zwei Jahre vorüber.

Insgesamt wird die Sanierung mit 3,8 Millionen Euro veranschlagt. Mit bösen Überraschungen rechnet Bürgermeister Friedrich Biegel nicht, denn das Gebäude sei sehr gründlich voruntersucht worden.

Derzeit hängt alles am Statikbüro. Zwar sind die Arbeiten abgeschlossen, doch ein sogenannter Prüfstatiker muss einen zweiten Blick darauf werfen. Dieses Resultat ist noch nicht eingetroffen. Erst wenn das Einverständnis kommt, können sich die verschiedenen Handwerker an die Arbeit machen. Die Ausschreibungen dafür sollen in den nächsten Wochen den Gemeinderat passieren.

Und zuletzt braucht es noch ein bisschen Fantasie, um sich ein Restaurant mit Biergarten inmitten des Ortes vorzustellen: Der Gelbe Löwe ist wieder ganz seinem Namen gerecht geworden und leuchtet strahlend gelb. Im Festsaal finden Familienfeiern statt und bis zu 20 Gäste beherbergt der Übernachtungsbetrieb. Draußen neben dem herrlichen Fachwerkgebäude nehmen Radler im Biergarten Platz, um sich zu erfrischen und ihr E-Bike an der Ladestation aufzuladen.

Der Bedarf, meint Bürgermeister Friedrich Biegel, sei auf jeden Fall da. „Wir sitzen in Großhabersdorf mitten drin für Familien, die nach Zirndorf in den FunPark wollen und ins Burgmuseum Cadolzburg. Und wir haben die ideale Lage für Urlauber, die Franken per Rad erkunden wollen.“
Und wenn es mal keine Verzögerungen mehr gibt, soll es 2019 so weit sei.

 

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