Grün vor Neid

3.9.2013, 10:30 Uhr
Grün vor Neid

© Berny Meyer

Grün vor Neidwerde ich, wenn ich die bildhaften Wortschöpfungen der Presseleute lese.

So beeindrucken mich jedes Jahr die Artikel, die uns im September auf die ABC-Schützen aufmerksam machen. Sofort sehe ich vor meinem inneren Auge Kinder mit gelben Strickmützen, die mit Pfeil und Bogen durch die Straßen ziehen.

Auch die Nachricht, dass die Peterlesboum und –madli aus Nürnberg (gendergerechte Formulierung von mir) mittels der Pegnitzpfeile zur Königin der Kirchweihen in die Kleeblattstadt strömen, begeistert mich. Starke Bilder.

Kürzlich war ich dann aber doch etwas irritiert. Von Schwarzkitteln war da die Rede. Was ist denn damit gemeint, überlegte ich. Pfarrer? Richter? Rechtsanwälte? Also las ich weiter. In unserem Stadtwald hat Rudi II für zahlreichen Nachwuchs gesorgt. So war ein Foto untertitelt, das süße, dunkle, gestreifte Frischlinge zeigte. Ach so, die Wildschweine waren gemeint und ihr Erzeuger, der sich offenbar auch schon einen Namen gemacht hat. Dieser Beitrag hat den Leuten bestimmt gefallen.

Aber inzwischen wurde auch das schon wieder getoppt: Vierbeiner in der Pegnitz von Bestie attackiert! Frauchen rief um Hilfe. Florians-Jünger befreite Zamperl aus den Fängen eines aggressiv angreifenden Haibibers. Tier-Halbgott in Weiß rettete das bedrohte Leben.

Ja, diese Story schämt sich nicht der Wucht ihrer Bilder. Das treibt Tränen in die Augen anteilnehmender Leserinnen. Und mancher Leser auch. So etwas verkauft sich immer gut. Diese Sprachkraft! Das kriege ich niemals hin. Ich geb’s auf.

Ich schmeiße mich lieber auf meinen Drahtesel, fahre in die berühmte Fürther Kneipenmeile und kauf mir a Seidla. Hoffentlich kommt mir unterwegs nicht wieder ein betrunkener Pedalritter in die Quere, das Federvieh aus der Südstadt oder gar ein Kampfradler auf seinem Stahlross. Man ist ja heute vor nichts mehr sicher, nicht einmal in der seit vielen Jahren sichersten Großstadt Bayerns.


 

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