Grüne Halle: Stille Nächte in der Fürther Südstadt

27.12.2016, 11:03 Uhr
Grüne Halle: Stille Nächte in der Fürther Südstadt

© Foto: Anestis Aslanidis

Ganz da hinten drehen sich zwei Pärchen zu der jazzigen Salonmusik. Rund 130 Gäste, die meisten von ihnen gesetzteren Semesters, sind gekommen, um sich von der Grünen Halle zu verabschieden. Party schaut dennoch anders aus; man sitzt mit Bekannten an den langen Tischen, plaudert leise, stärkt sich mit Lachsbrötchen oder asiatischem Curry.

Zahlreiche Konzerte gab es hier, beliebte Feste wie das indische Lichterfest Diwali, das Schottenfest oder das japanische Kirschblütenfest fanden unter der charakteristischen Bogenkonstruktion statt. Seit die Halle, in der früher US-Soldaten Basketball spielten, 2003 saniert wurde, war sie zu einem markanten Markt- und Veranstaltungsort im Fürther Süden geworden.

Unter einem wirklich guten Stern jedoch stand sie nicht. Bereits im Mai 2011 platzt der erste Traum vom attraktiven überdachten Markt für frische Lebensmittel, es blieben noch die Veranstaltungen und Konzerte der sehr gut besuchten donnerstäglichen „Green Hour“-Jazzreihe, zu der später an Dienstagen die „Turn Out“-Reihe mit Americana-Sound hinzukam. Doch auch das ist jetzt Geschichte, weil Anwohner wegen Lärms zu nächtlicher Stunde vor Gericht gezogen waren. Dabei waren das Problem allerdings weniger die Kulturveranstaltungen, sondern vor allem private Feiern wie Hochzeiten, für die man die Grüne Halle mieten konnte. Dabei wurde es oft spät und laut.

Jürgen Schulz moderiert den Abschiedsabend und beschwört noch einmal das besondere Flair dieser Räumlichkeiten. Bei der Gelegenheit deutet er an, als Eventmanager weiterzumachen und eine neue Location in Nürnberg gefunden zu haben, die er mit ähnlichem Konzept und etwas Glück im Frühjahr 2017 eröffnen will. Schulz, den man später mit einem Weinglas im Hintergrund stehen sieht, spricht auch von einem Verein, der sich vielleicht gründen wird. „Mir tut es leid, wie das alles gelaufen ist“, sagt Marga Speierlein aus Oberasbach, ein Stammgast. „Ich kann verstehen, dass die Anwohner ihre Ruhe wollen, auch ich möchte nicht neben einer Kneipe wohnen. Aber in diesem Fall hätte man einen Kompromiss schließen können. Die Grüne Halle ist doch gut gegen Lärm gedämmt“.

„Diese privaten Feiern sind schuld, die Leute waren einfach rücksichtslos“, schimpft ihr Mann Hans Speierlein. „Ich weiß schon, dass ohne diese Vermietungen nicht genug Geld hereinkam, dass sie sein mussten, aber das Management hätte versuchen sollen, sie zu reduzieren“.

Verspielte Chance

„Ich werde vor allem die Green Hour vermissen, das war eine tolle Sache“, resümiert Jazzfan Manfred Burmer. Sein Freund Andreas Dahlmeier, der ein paar Straßen von der Grünen Halle entfernt wohnt, ist enttäuscht: „Ich hatte viel Lebensqualität im Viertel mit diesem Treffpunkt verbunden. Die Chance ist jetzt verspielt. Generell verstehe ich nicht, weshalb Leute neben einen Veranstaltungsort ziehen und es dann zu laut finden. Ruhebedürftige können doch am Stadtrand wohnen.“

Gitarrist Henry Wolf von Grandessa, der hier oft aufgetreten ist, meint: „Dieser Abschied ist schon etwas traurig. Die Halle war für Konzerte echt prima, ich habe mich hier immer wohl gefühlt“. Das können nun die Architekten vom Büro Hübsch Ramsauer Harlé (HRH), die im Frühjahr 2017 als neue Eigentümer einziehen werden.

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