Grüne Oasen der Erholung

17.2.2010, 00:00 Uhr
Grüne Oasen der Erholung

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Am Anfang ging es um 12 000 Goldmark. Diesen Obolus zahlten die Verantwortlichen unter Leitung des Gründungsvorsitzenden Ernst Schildknecht 1891 an die Gemarkung Poppenreuth für «2 Morgen und 27 Dezimal» - und erwarben damit den Grund am Espan, auf dem der Verein noch heute zu Hause ist. Schon sechs Jahre zuvor hatten 25 begeisterte Gartenfreunde im Hotel Goldener Stern den «Gartenbauverein Fürth» gegründet. Eine zusammenhängend dokumentierte Geschichte des Vereins gibt es indes nicht. Vielmehr setzt sich die Historie wie ein Mosaik aus Erinnerungen der Mitglieder zusammen.

Oskar Lingg, heutiger Kassier des Vereins, erinnert sich an die Schilderungen eines ehemaligen Gärtners: «Nach der Schule war sein nächster Weg über den Wiesengrund in den Garten. Im Sommer spielte sich hier das ganze Leben ab. Es wurde gegessen, die Hausaufgaben wurden gemacht, die Kinder konnten spielen, und dann ging’s abends erst wieder nach Hause.»

Kindheitserinnerungen verbinden viele mit den Kleingärten, die Städtern seit jeher die Möglichkeit des Rückzugs und der Erholung bieten. In den Kriegsjahren und der Nachkriegszeit dienten sie allerdings eher der Linderung der Lebensmittelknappheit, vom Obst und vom Gemüse ernährten sich die Familien.

Kurt Wüst, ein wahres Urgestein unter den Mitgliedern, spart bei der Erinnerung an die Kriegsjahre auch die Schattenseiten nicht aus: «Ich kann mich noch an die Zeit vor der Umgestaltung erinnern. Es gab eine Tanzterrasse. Damals hingen hier Hakenkreuzfahnen und vom Podium wurden Reden gehalten. Das ganze Viertel kam zusammen.»

Strenger Lehrer

Schriftführer Gerhard Blank entstammt schon der Nachkriegsgeneration und wuchs am Espan auf. Er wurde oft zu Gartenarbeiten verpflichtet: «Ich war als Kind schon hier. Der Lehrer Petzold von der Pestalozzischule hat uns damals immer eingespannt und wir haben Gartenarbeit bei ihm machen müssen.» Um 1958 war das. «Unvorstellbar, das mit heutigen Viertklässlern zu machen», sagt Blank und gibt lachend zu, dass es sich durchaus um eine Art Strafarbeit gehandelt haben könnte.

In den 60er Jahren verringerte sich die Grundstücksfläche des Vereins durch den Bau der Espan- und Kutzerstraße. Von den vormals 39 Parzellen sind noch 27 Gärten an der Kutzerstraße und acht an der Rossbrücke übrig.

Einschneidende Entwicklungen gab es aber auch während der letzten 20 Jahre. Fanden früher noch viele Veranstaltungen statt, so steht heute nur noch die jährliche Hauptversammlung auf dem Programm. Die Mediengesellschaft biete andere Attraktionen, «da kann der Gartenbauverein nicht mithalten», meint Kurt Wüst nicht ohne Bedauern.

Zudem sind aus den «Ernährungsgärten» schon längst reine Erholungsstätten geworden, Oasen zur Regeneration. Die terrassenförmige Anlage der untersten zehn Parzellen des Vereins ermöglicht einen prächtigen Blick über den Wiesengrund bis hinüber zum Stadtpark – sozusagen die «hängenden Gärten von Fürth».

Die unangenehmste Erinnerung an die jüngste Zeit gilt dem Sturm «Emma» im Jahr 2008: Zwei alte Fichten auf dem Nachbargrundstück hielten dem Unwetter nicht stand, knickten um und krachten mitten hinein in den Dachstuhl der Vereinsgaststätte - ein immenser Schaden. In Eigenarbeit bewerkstelligten die Mitglieder die Reparaturen, sogar einen kleineren Anbau errichteten sie. Dabei erwies sich nicht zum ersten Mal: Der Gartenbauverein steht auch für vorbildliches Miteinander.

Ebenfalls eine überaus positive Erkenntnis: Über Nachwuchssorgen kann man nicht klagen. Vor vier Jahren setzte sogar ein regelrechter Generationswechsel ein. Jetzt gibt es wieder viele Familien mit Kindern im Verein, auch eine türkische Familie ist darunter.

Karin von Matuschka, ein Neuzugang unter den Kleingärtnern, schwärmt in der Festschrift stellvertretend für alle vom «Leben mit der Harke in der einen und dem Buch in der anderen Hand». Für sie sei der Fürther Verein schlichtweg «ein Glücksgriff.»

Der Festabend findet am Freitag, 19. Februar, ab 19 Uhr, im «Grünen Baum» statt.