Grüne Sicht der Fluchtbewegung

3.2.2016, 13:00 Uhr
Grüne Sicht der Fluchtbewegung

© Foto: AFP/Ho/Sana

Ja, auch Kekeritz vertritt die Meinung, dass die Ereignisse in der Silvesternacht in Köln, wo Frauen sexuell belästigt und bestohlen wurden, vieles geändert haben. Zugleich aber sagt er: „Wir verkraften sieben Prozent Flüchtlinge“, zurzeit sind es gut ein Prozent.

Die Verbrechen von Köln seien nicht direkt mit dem Flüchtlingsproblem verknüpft, sagt der Parlamentarier im Langenzenner Bürgerhaus. In jeder Bevölkerungsgruppe gebe es Gute wie Verbrecher, bei Einheimischen genauso wie unter den Menschen, die zu uns flüchten.

Kekeritz ist Sprecher für Entwicklungspolitik seiner Fraktion im Bundestag und kann nur den Kopf schütteln, „dass Sigmar Gabriel die Entwicklungshilfe in Nordafrika streichen will, wenn die Staaten abgelehnte Asylbewerber nicht zurücknehmen. Gleichzeitig sagt Wirtschaftsminister Gabriel, Entwicklungshilfe ist eine Maßnahme zur Fluchtbekämpfung“.

Doch auch in Lagern der benachbarten Regionen hungern Flüchtlinge aus Syrien. Denn dem verantwortlichen World Food Programm (WFP) fehlten acht Milliarden Euro von der gesamten Weltgemeinschaft. „Deshalb kann das WFP zurzeit nur Lebensmittel für 50 Cent pro Tag und Mensch bereitstellen, ein Hohn.“ Vieles bringt Kekeritz „zur Weißglut“, wie er sagt: Milliarden für marode Banken statt gegen den Hunger oder Freihandelsabkommen, die die Landwirtschaft in armen Ländern durch ihre Billig-Importe ruinieren.

Aktuell, so der Grüne, seien weltweit mehr als 80 Millionen Menschen auf der Flucht: „Ein Thema, mit dem wir uns global auseinandersetzen müssen.“ Doch von Solidarität sei selbst in Europa nicht viel zu spüren: „160 000 Flüchtlinge sollten vor Monaten verteilt werden, bislang sind es gerade 262.“

Fluchtursachen gibt es außer den kriegerischen Auseinandersetzung und der Verfolgung viele, eine davon sei der Klimawandel, wenn steigende Meeresspiegel, Dürren oder schwere Tornados den Lebensraum bedrohten. Und natürlich das extreme Ungleichgewicht des Wohlstands: „62 Menschen besitzen so viel, wie die Hälfte der Bevölkerung. Und laut Uni Zürich kontrollieren 147 Weltkonzerne mehr als 50 Prozent des Welthandelsvolumens – und manipulieren es.“

Von der großen Weltbühne kehrte der Abgeordnete zurück nach Deutschland: Die Flüchtlinge, die hier bei uns bleiben dürfen, müssten integriert werden, forderte auch er. Doch das koste viel Geld für Bildung. Aber auch die Lösung des Wohnungsproblems müsse für Flüchtlinge wie für Deutsche angegangen werden.

Wie die Zuwanderer integriert werden können, sehe man seit fünf Jahrzehnten in Zirndorf, unterstützt ihn eine Zuhörerin: „Entscheidend ist die Begegnung mit den Menschen. Dann entsteht Integration fast automatisch.“

Eine andere Besucherin räumt ein: „Das alles erschlägt mich ein bisschen.“ Doch auch sie stimmt mit Uwe Kekeritz überein: „Nicht Köln hat alles verändert, sondern unsere Entwicklungspolitik.“ Alles hänge eben zusammen.