Grüner Markt: Fürth feiert den 1. Mai an neuem Ort

30.4.2017, 10:00 Uhr
Demonstration am 1. Mai: 2016 riefen die Teilnehmer unter anderem nach mehr Solidarität.

© Horst Linke Demonstration am 1. Mai: 2016 riefen die Teilnehmer unter anderem nach mehr Solidarität.

In den Fünfziger Jahren war am 1. Mai der ganze Platz an der Fürther Freiheit voll. Es müssen wohl um die 3000 Menschen gewesen sein, sagt Hans-Stefan Schuber, Urgestein bei ver.di Fürth und inzwischen pensioniert.

So viele Frauen und Männer wird das Thema Arbeit am Montag in Fürth nicht in Bewegung setzen. Die Gewerkschaften rechnen wie in den vergangenen Jahren mit 400 bis 500 Teilnehmern bei der Kundgebung.

Mit der Forderung "Raus zum ersten Mai!" will der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) den Arbeitnehmern Beine machen. So viele Fortschritte in den vergangenen Jahrzehnten auch erkämpft worden sind: An Missständen mangele es nicht.

"Es ist nach wie vor wichtig, am 1. Mai auf die Straße zu gehen", betont auch Schuber. Zu den bedeutendsten Errungenschaften der vergangenen Jahre zählt er die Entwicklung bei den Löhnen und den Erholungsurlaub. "Sechs Wochen Urlaub, das war vor 20 Jahren noch unvorstellbar. Hier haben die Gewerkschaften viel erreicht", sagt Schuber.

Gegen befristete Verträge und Altersarmut

Als besonders schlimm empfindet er die "fast zum Regelfall" gewordenen befristeten Arbeitsverhältnisse: "Höchste Zeit, dass Befristungen ohne sachlichen Grund untersagt werden!" Auch prekäre Beschäftigungssituationen, das Rentenniveau und die Altersarmut werden heuer mit Sicherheit nicht fehlen in den Beiträgen der Redner.

Weil das Gewerkschaftshaus nach dem Auszug der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di zum Jahresende aufgegeben wurde, findet die traditionelle Großkundgebung diesmal nicht vor dem Haus an der Kleinen Freiheit statt, sondern an neuem Ort: Die Wahl fiel auf den Grünen Markt. Damit will man im Herzen der Stadt ein Zeichen setzen und anschließend bis 14 Uhr beim "Bunten Maifest" feiern.

Auftakt der Veranstaltung ist um 10 Uhr am Bahnhofsvorplatz. "Wir sind viele. Wir sind eins", ist das Motto. Beim Auftakt wird Ruth Brenner als Geschäftsführerin der GEW Mittelfranken (Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft) sprechen, Grußworte steuern Oberbürgermeister Thomas Jung und der katholische Dekan André Hermany bei.

Der Demonstrationszug bewegt sich dann zum Grünen Markt, wo um 11 Uhr die Kundgebung beginnt. Hauptrednerin ist Ursula Lischke, Gewerkschaftssekretärin der ver.di Mittelfranken. Sie beobachtet, dass sich Bürger zwar vermehrt für das Thema soziale Gerechtigkeit interessieren – es den Gewerkschaften aber dennoch etwas an aktiven Mitgliedern fehle.

Zukunftsangst und Zusammenhalt

Auch dass sich Zukunftsangst in der Bevölkerung breit gemacht hat, bemerkt Lischke. Mehr und mehr werde den Leuten jedoch klar: Wenn sie selbst nichts tun, wird sich nichts verbessern. Am 1. Mai fordert sie mehr Chancengleichheit und Zusammenhalt: "Wir dürfen unsere Gesellschaft nicht spalten und uns von Konkurrenzdenken, von einem ,Gegeneinander‘ einnehmen lassen, so kommen wir nicht weiter."

Die Antifaschistische Linke hat bereits am Samstag mit einer Warm–Up-Demo mit dem Slogan "Recht auf Stadt erkämpfen – Rassismus angreifen" an der Kleinen Freiheit gegen die Wohnungspolitik und die AfD protestiert.

Keine Kommentare