Gustavstraße: Um 22 Uhr soll noch nicht Schluss sein

23.10.2013, 13:00 Uhr
Gustavstraße: Um 22 Uhr soll noch nicht Schluss sein

© Hans-Joachim Winckler

„Wir wollten Fakten sammeln“, sagt Kamran Salimi; ein paar verlässliche Daten darüber, wie Fürther, aber auch Auswärtige über den Lärmstreit in der Gustavstraße denken. Bislang habe da jeder nur ein Bauchgefühl gehabt, sagt Salimi, der seit einigen Tagen dem Verein „Wir sind Fürth“ (WsF) vorsteht.

Anfang August startete der Verein deshalb eine Umfrage. 10.000 Kärtchen lagen in Kneipen und Geschäften rund um die Gustavstraße aus oder wurden in die Briefkästen aller Anwohner geworfen. Für den Rücklauf standen Boxen bereit.

2868 Exemplare mussten die Vereinsmitglieder leer einsammeln. Doch von den 7132 Karten, die mitgenommen oder eingeworfen worden waren, kamen 3658 - und damit mehr als die Hälfte - ausgefüllt zurück. Mit einer so großen Resonanz habe er nicht gerechnet, freut sich Salimi.

Drei Kreuzchen galt es zu machen - zunächst zur Frage, ob man „Anwohner“, „Gast aus Fürth“ oder „Auswärtiger“ sei. Dann ging es um die Freischankflächen: 1,18 Prozent wünschen, dass dort um 22 Uhr Ruhe einkehrt. Ein Ende um 23 Uhr halten 34,43 Prozent für die bessere Lösung und 63,68 Prozent würden gerne auch nach 23 Uhr noch im Freien bewirtet zu werden.

300 Anwohner stimmten ab

Wertet man nur die Gustavstraßenbewohner, steigt die Zahl derer, die ein Ausschankende um 22 Uhr befürworten, auf 6,41 Prozent. 23 Uhr wünschen sich 30,77 Prozent, noch länger sitzen wollen 62,82 Prozent. Laut Kamran Salimi haben sich 79 von zirka 300 Anwohnern der Gustavstraße an der Umfrage beteiligt: „Das ist alles schon in einem sehr repräsentativen Bereich“, sagt er.

Noch eindeutiger fiel das Ergebnis bei der Frage nach den Festen aus. Sollen diese im gewohnten Umfang erhalten bleiben oder in Zahl und Umfang eingeschränkt werden?, wollte der Verein wissen. Hier sprachen sich nur 1,48 Prozent für Einschränkungen aus, unter den Gustavstraßenbewohnern waren es 2,56 Prozent.

Geradezu begeistert ist Salimi davon, dass so viele Teilnehmer die „offene Frage“ auf dem Kärtchen beantworteten: Was müsste ihrer Meinung nach passieren, damit in der Gustavstraße Friede einkehrt? Während einige dafür plädierten, dass unzufriedene Anwohner wegziehen, kamen laut WsF auch etliche konstruktive Vorschläge.

So halten viele es für notwendig, dass für längere Freischankzeiten eine gesetzliche Grundlage geschaffen wird, andere forderten einen Fürther Bürgerentscheid zum Thema, einen neuen runden Tisch oder einen professionellen Mediator, der zwischen den Streitparteien vermittelt. Sehr häufig wurde angeregt, das Ende des Außenausschanks unter der Woche bei 23 Uhr zu belassen, aber dafür an den Wochenenden spätere Zeiten zu ermöglichen.

Unterstützung aus ganz Deutschland

Nach den Worten von Kamran Salimi wohnen 67 Prozent der Teilnehmer in Fürth, den Rest bildeten nicht nur Gustavstraßengäste aus dem nahen Umkreis, sondern aus der ganzen Republik sowie einige aus dem Ausland. Für die Aussagekraft der Umfrage spreche die Tatsache, dass sich lediglich 245 der 3651 Teilnehmer anonym beteiligten. Davon wiederum hätten 43 angegeben, Anwohner zu sein.

Dem Verein sei es wichtig gewesen, diese Zahlen zu erheben, betont Salimi und kündigt an, die Diskussion „weiter konstruktiv“ begleiten zu wollen. Alleine könne WsF das Problem aber nicht lösen. „Zu einem Streit gehören immer zwei“, sagt Salimi und wirbt für mehr Toleranz und Kompromissbereitschaft. Eine Lösung jenseits der Gerichtssäle sei immer die bessere.

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