Hände weg vom Bibertgrund!

12.8.2017, 09:00 Uhr
Hände weg vom Bibertgrund!

© Petra Fiedler

Die Zweifel an der Sinnhaftigkeit des Bauvorhabens sind groß. Ganserer hat deshalb schriftliche Anfragen an die Staatsregierung gestellt. Die Antworten, die er im Bürgerhaus präsentierte, erschienen den Anwesenden mehr als unbefriedigend.

Was er von der Obersten Baubehörde im Staatsministerium des Innern erfuhr, erläutert der Landtagspolitiker und bezieht eindeutig Stellung zu dem Projekt: "Unsinnig und nicht gerechtfertigt".

Ganserer griff die wunden Punkte auf – von der Verkehrsprognose über Lärmbelästigung und Bodenverbrauch bis zu Hochwasser- und Artenschutz. Unter seinen Zuhörern waren allerdings nur die üblichen "Verdächtigen": BI-Mitglieder, grüne Kommunal- und mit Uwe Kekeritz sogar ein Bundespolitiker.

Hauptargument für einen Straßenneubau ist eine prognostizierte dramatische Verkehrsentwicklung. Ganserer hält mit einer Grafik dagegen. Danach hat sich das Verkehrsaufkommen zwischen 1995 und 2010 mit gut 8000 Fahrzeugen täglich auf relativ gleichem Niveau bewegt. Diese von der Staatsregierung gelieferten Zahlen würden den Neubau nicht rechtfertigen, meint Ganserer.

Wo bleibt die Auswertung?

Verstimmt zeigte er sich darüber, dass für 2015 noch keine Auswertung vorliegt. Er merkte an, dass die Datenlieferung diesmal auffällig lang auf sich warten lasse, aber längst überfällig sei. Dabei seien die jüngsten Zahlen entscheidend für die Verkehrsprognose im Jahr 2030, die von Behördenseite mit etwa 11.000 Fahrzeugen angesetzt werde.

"Wenn wir die Trendlinie der vergangenen 20 Jahre fortsetzen, bleibt der Verkehr nahezu konstant", zeigt Ganserer auf. Der vom Straßenbauamt ins Feld geführte deutliche Anstieg sei derzeit faktisch nicht nachvollziehbar. Ganserer, der die Straßenbauwut der bayerischen Staatsregierung immer wieder geißelt, sieht dahinter Methode: "So wird Druck auf die Bewohner gemacht." Dass, die von einer mächtigen Lärmschutzwand begleiteten Umgehung nicht den Bewohnern, sondern nur denen diene, die an Vincenzenbronn vorbeirauschen wollen, ist für den Grünen-Politiker ausgemacht: "Der Schall wird nicht von der Wand absorbiert, sondern abgeleitet und reflektiert. "Weniger Lärm im Ort, darauf sollten Sie, vor allem in den höher gelegenen Häusern, nicht hoffen", betonte er.

Vielmehr stellte Ganserer einen verkehrsplanerischen Kontext her, in dem die Ortsumfahrung Vincenzenbronn stehe: "Die Staatsregierung bildet die Staatsstraße als Hauptverbindungsachse zwischen Ansbach und dem Ballungsraum ab." Neben der B 14 solle so eine weitere Tangentiale entstehen. "Es geht nicht um den Schutz der Bevölkerung in Ihrem Ort, die Staatsstraße soll zur Entlastungs- und Ausweichstrecke für A 6 und B 14 mutieren", behauptet Ganserer.

Unter Einbeziehung der Beobachtungen des Großhabersdorfer Grünen-Gemeinderats Gerald Jordan bewertete der Landtagsabgeordnete den Bau in einem Überschwemmungsgebiet als Unding. Zu Recht dürften solche Flächen von Privatpersonen nicht bebaut werden. Aber der Staat mache das, selbst um den Preis, das Hochwasserproblem in Gebiete zu verlagern, die am Unterlauf der Bibert liegen: "Oder soll die Straße auf Brückenstelzen gelegt werden?", fragte Ganserer.

Besonders schwer wiegt für ihn der Artenschutz: "Die Staatsregierung spricht nur von der Zauneidechse und ein paar Fledermausarten". BI-Mitglied Guy Spalding weiß mehr: "Im Bibertgrund sind Seltenheiten zu finden, für die andernorts Schutzgebiete ausgewiesen werden." Rund 8,6 Hektar Boden wird der Straßenneubau mit Asphalt und Beton übergießen. Weitere 4,2 Hektar müssten zur "vorübergehenden Inanspruchnahme" dem Straßenbau zur Verfügung stehen.

Stopp dem Flächenfraß

Jüngst haben die Grünen einen Gesetzentwurf für eine Obergrenze beim jährlichen Flächenverbrauch eingebracht, der, sollte er nicht von der Staatsregierung angenommen werden, als Bürgerentscheid kommen soll.

"Alle 70 Tage verschwindet in Bayern eine Fläche des großen Brombachsees unter Teer, Beton und Ziegeln", zeichnet Ganserer das Bild der totalen Versiegelung Bayerns. "Wenn es eine Obergrenze für den Flächenverbrauch gibt, wird jedes Bauvorhaben, auch dieses in Vincenzenbronn, auf seine Sinnhaftigkeit geprüft", gibt sich Ganserer überzeugt.

Angesichts dieser Perspektiven erklärten die beiden Grünen-Kreisräte Heidi Deffner und Wolfram Schaa, den Schutz der Umwelt auch als praktizierten Heimatschutz zu begreifen. Den BI-Mitgliedern gaben die Politiker wiederholt den Rat: "Reden Sie mit jedem darüber, was die Umfahrungsstraße wirklich für Vincenzenbronn und unsere Heimat bedeutet." Der Landtagsabgeordnete ermutigte zudem: "Ein möglichst lauter Widerstand kann diesen Straßenneubau stoppen."

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