Harte Bandagen im Milch-Konflikt

29.5.2008, 00:00 Uhr
Harte Bandagen im Milch-Konflikt

© Esterl

Aufmerksamen Zuhörern berichtete Engelhardt über die laufenden Blockaden der Molkerei Müller in Freising und die angekündigte Solidarität der Bauern in den EU-Ländern wie Osterreich, Italien, Niederlanden oder auch Dänemark.

Als oberste Devise gab Engelhardt jedoch den kampfbereiten Landwirten zu verstehen, dass es bei dieser Aktion weder darum gehe, den Endverbraucher zu treffen, noch darum, die wertvolle Milch in die Kanalisation zu gießen - Selbstverwertung sei angesagt. Wie groß die Wut allein schon unter den Milcherzeugern im Landkreis derzeit schwelt, war bei den Argumentationen zu den einzelnen Forderungen an die Milchwirtschaft unüberhörbar.

Gefordert wird, so Engelhardt, ein Preis von 43 Cent, um endlich die Vollkosten eines Betriebes (aus Einkommen, Gebäude-, Technik- und Betriebskosten) abdecken zu können. Weiter wird der tatsächliche Milch-Umrechnungsfaktor von Liter in Kilogramm mit 1,03 beansprucht, denn hier werden die deutschen Bauern zusätzlich um einen Prozentpunkt «betrogen», so der 1. Vorsitzende des BDM Landkreis Fürth.

Ein gespanntes Verhältnis haben die Milchbauern derzeit zum Bauernverband. Die Milcherzeuger vermissen dessen Rückhalt auf breiter Front, wie Engelhardt erläuterte. Denn bei der angelaufenen «Wir sind dabei»- Aktion halte sich der Berufsverband mehr als bedeckt. Zudem sorge dessen geplantes Großmolkereien-Konzept für weitere Verunsicherung.

Dass der Milchlieferstopp durch Lieferungen aus dem Ausland unterlaufen werden könnte, befürchtet der BDM derzeit nicht. Die durch den Streik entstehende Lücke könne man dadurch nicht füllen und nach Saalmeinung stehen die Chancen für einen Streikerfolg gut. Die von der Fürther BDM-Spitze ausgegebene Parole lautet: «Lieber länger streiken, als auch nur einen Tag zu früh aufhören».

Trotz der emotional aufgeladenen Stimmung und der dicken Luft im Saal sorgte ein lauthals bestellter «Milch»-Kaffee dann aber doch noch für die spontan heitere Note des Abends. HANS ESTERL