Harter Kampf um die Bestandstrasse

10.8.2010, 22:00 Uhr
Harter Kampf um die Bestandstrasse

© Mark Johnston

Auf die Gespräche hatte man sich bei einem Krisengespräch mit Vertretern der Bahn und des bayerischen Wirtschaftsministeriums am 7. Juli geeinigt. Wie berichtet, hat die Stadt mit einem TÜV-Gutachten die Wirtschaftlichkeit der von ihr geforderten Alternative zur Bahn-Planung untermauert. „Alle Berechnungen der Bahn sind mit Vorsicht zu genießen“, warnt der städtische Verkehrsplaner Matthias Bohlinger und kündigt eine akribische Überprüfung an.

Noch 2001 habe die Bahn eine Streckenführung entlang der Bestandstrasse für möglich gehalten, sagt Bohlinger. Unter Zeitdruck setzen lasse sich Fürth nicht. Das zielt auf eine Bemerkung des bayerischen Wirtschaftsministers Martin Zeil, der in einem Schreiben an die Nürnberger SPD-Landtagsabgeordnete Angelika Weikert vor weiteren Verzögerungen gewarnt hat. Dem Minister wiederum sitzt die Bahn mit der Drohung im Nacken, dass der für Ende 2011 vorgesehene Regelbetrieb der S-Bahn voraussichtlich nicht vor Ende 2013 aufgenommen werden könne.

Die Zeitschiene lässt Bohlinger jedoch als Schreckgespenst nicht gelten: „Die Einwände der Stadt Fürth sind seit zwölf Jahren bekannt“, gibt der Verkehrsplaner zu bedenken. Und der Fürther SPD-Landtagsabgeordnete Horst Arnold merkt an, dass bis 2017 noch kein einziger Cent für den Bau der S-Bahn-Trasse Erlangen— Forchheim bereitgestellt worden ist.

Eine politische Dimension bekommt das Tauziehen durch die Uneinigkeit der mittelfränkischen SPD. Weikert hatte sich an den FDP-Minister gewandt. Zeils Antwort, die Fürths Alternative als „nicht förderfähig“ einstuft, führt Weikert als Faustpfand für den von ihr befürworteten S-Bahn-Schwenk ins Feld.

Allergisch reagiert darauf ihr Fürther Parteifreund im Landtag. Arnold verweist darauf, dass nicht nur die Fürther Bedenken gegen den Schwenk anmelden, sondern auch die Eltersdorfer. Schlichtweg falsch sei Zeils Behauptung, die Fürther würden sich mit dem Schwenk abfinden, wenn sie ihre Position in der aktuellen Gesprächsrunde nicht durchsetzen könnten. Die Stadt habe sich dazu nicht verpflichtet, betont auf Anfrage der Fürther Nachrichten auch Verkehrsplaner Bohlinger.

Ein ungelöstes Problem sieht er wie Arnold in der Frage, wie der mächtige Damm der Schwenktrasse den Bucher Landgraben überqueren soll, ohne neue Hochwassergefahren heraufzubeschwören. Entkräftet wurde zwischenzeitlich das Argument der Bahn, auf der Bestandstrasse müsse sie knapp sechs Millionen Euro mehr für den Lärmschutz ausgeben. Die Geräuschkulisse ist, so Arnold, schon jetzt so stark, dass Schutzmaßnahmen auch ohne S-Bahn unumgänglich sind.

Die Stadt möchte den siedlungsnahen Bahnhof Vach in Stadeln unbedingt erhalten. Der beim Schwenk geplante neue Haltepunkt nahe Steinach hat aus Fürther Sicht auch im Falle der Errichtung eines neuen Höffner-Möbelhauses mangels Verkehrsanbindung keinen Sinn.