„Haus für Kinder“ löst sich auf

2.2.2013, 16:00 Uhr
„Haus für Kinder“ löst sich auf

© Horst Linke

Bei einem Elternabend erfuhren Mütter und Väter neulich, dass es das „Humanistische Haus für Kinder“ nicht mehr lange geben wird. Zumindest nicht in der jetzigen Form, so Michael Bauer, Vorstand des HVD Bayern, auf FN-Nachfrage. Die gute Nachricht formuliert Bauer so: „Rein quantitativ gehen keine Betreuungsplätze verloren.“ Im Krippenbereich kämen sogar neue hinzu.

Weil die beiden Gebäude, die eine Krippen-, zwei Kindergarten- und eine Hortgruppe beherbergen, vor Jahrzehnten errichtet wurden, sind sie „marode“ und unter pädagogischen, organisatorischen sowie energetischen Gesichtspunkten „nicht optimal“. So befinde sich etwa die Krippe im ersten Stock und sei nur über eine relativ steile Treppe zu erreichen. Weil eine Sanierung viel Geld kosten, aber nicht alle Probleme lösen würde, habe man sich gegen sie entschieden. Die Tage der Traditions-Kita sind also gezählt. Aber: In ihre pädagogischen Bestandteile zerlegt soll sie, andernorts, weiterexistieren. Das ist auch der Grund, warum sich die stellvertretende Kita-Leiterin Lynn Hofmann keine Sorgen um die Arbeitsplätze des elfköpfigen Teams macht.

So plant der HVD einen Neubau nur eine Straßenecke entfernt vom jetzigen Standort. In der Neumannstraße, direkt beim Lohnert-Sportplatz, soll auf einem Grundstück der städtischen Wohnungsbaugesellschaft WBG für 1,2 Millionen Euro eine dreigruppige Kinderkrippe entstehen. Der Stadtrat hat das Projekt im Juni abgesegnet. Jetzt fehlt nur noch die staatliche Förderzusage schwarz auf weiß, doch die dürfte eine Formsache sein. Bauer versichert: „Niemand verliert seinen Betreuungsplatz, im Gegenteil: Wir gewinnen 24 Plätze hinzu.“ Und umziehen werde die Krippe erst dann, wenn der Neubau steht — ob das nun im September oder im Januar der Fall ist.

Hort als Auslaufmodell

Die beiden Kindergartengruppen sollen in die zwei Kilometer entfernte Waldstraße umziehen, wo der HVD seinen neuen „Bildungscampus“ baut. Bis zum Sommer soll hier ein modernes Schulhaus für je vier Grundschulklassen und Hortgruppen fertig werden. Ein schon vorhandenes Gebäude, das jetzt zwei Schulklassen und Hortgruppen beherbergt, wird dann frei und bietet Platz für 50 Drei- bis Sechsjährige. Ob sie ihre Kinder künftig in die Waldstraße bringen wollen, müssen die Eltern entscheiden.

Die Hortgruppe steht offenbar vor dem Aus. Der Hort an sich sei ein Auslaufmodell, seit an Grundschulen zunehmend Ganztagszüge entstehen, sagt Bauer. Die Nachfrage lasse nach. Der HVD werde den Hort daher aufgeben, wenn sich keine Ersatz-Räume fänden. Und die gibt es nach Auskunft von Fürths Sozialreferentin Elisabeth Reichert in unmittelbarer Umgebung nicht. Reichert verweist auf freie Plätze im nahen Kinderhaus Bunte Klexe und versichert, das Jugendamt werde Eltern im Einzelfall bei der Suche nach einem Betreuungsplatz helfen.

Als der Humanistische Verband die Schickedanz-Kindertagesstätte 2009 übernahm, schloss er mit der WBG als neuem Grundstückseigentümer einen Mietvertrag über 25 Jahre. Daran habe sich nichts geändert, versichern Bauer und Timo Schäfer, kaufmännischer Leiter der WBG. Es gibt demnach also keine Kündigung, deretwegen die Kinder Platz machen müssten.

Zum Verständnis: Schon 2009 hat Oberbürgermeister Thomas Jung angekündigt, man werde über eine „Entwicklung der Grundstücke“ nachdenken, die seit der Quelle-Insolvenz der WBG gehören. Es geht um insgesamt 3660 Quadratmeter Bauland, nur einen Steinwurf entfernt vom Rednitzgrund. Schäfer spricht von „einer der wenigen noch verfügbaren hervorragenden Lagen in Fürth“, Bauer von einem „Sahnestück“.

Die WBG habe „großes Interesse an der Verwertung der Grundstücke“, sagt Schäfer, schränkt aber ein: „Es gibt keinen Zeitdruck.“ Erst 2014 oder 2015 wolle sein Unternehmen „in ernsthafte Planungen einsteigen und möglicherweise mit dem Abriss beginnen“. Entstehen sollen dann Eigentums- und Mietwohnungen. Denkbar sind laut Schäfer ein Achtfamilienhaus in der Flößau- und fünf- bis siebenstöckige Häuser in der Austraße.

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