Heiß, cool, hart und zart

27.7.2014, 12:00 Uhr
Heiß, cool, hart und zart

© Mark Johnston

Das Damenquintett „Summer Flavour“ begrüßt die Gäste bereits im Foyer der Stadthalle mit einem quirligen Liedermix von Tango bis Sinatra. Weiter geht es im großen Saal. Hier passt die erste Künstlergruppe kaum auf die Bühne, manche stehen bedrohlich nah am Bühnenrand, und an ein Öffnen oder Schließen des Vorhangs ist schon gar nicht zu denken. Mit ihren drei schwungvoll gespielten Songs von Stevie Wonder sorgt das fast hundert Köpfe starke Orchester Kunterbunt sofort für die richtige Stimmung.

Seit Jahren kooperiert die Musikschule mit der Förderschule der Lebenshilfe und den Dambacher Werkstätten und stellt jedes Jahr ihr verblüffendes Können unter Beweis. Diesmal waren zusätzlich die Schüler und Schülerinnen eines P-Seminars des Heinrich-SchliemannGymnasiums beteiligt. Der Titel des Seminars — „Wertschätzung von Vielfalt als Chance für mich“ — könnte nicht besser zur Musikschule passen, bei der Inklusion schon lange gelebter Alltag ist.

Begeistert schwärmt Schulleiter Robert Wagner von der Leistung der Gruppe: „Wer hätte es vor ein paar Jahren für möglich gehalten, dass über 100 Menschen im Alter von 7 bis 82 Jahren, quer durch alle Gesellschaftsschichten und egal, ob behindert oder nicht, so etwas zustande bringen? Heute haben wir den Beweis angetreten, es geht!“

Viele der 1700 Schüler der Musikschule zeigen an diesem Abend, was sie auf dem Kasten haben, und bitten das Publikum in ein Wechselbad in allen Temperaturlagen. Solo-Pianistin Lina Tan etwa entführt virtuos in den Klangkosmos Ludwig van Beethovens, bevor die zierliche Anh Tran mit ihrer markanten Stimme und von Chor, Klavier, Schlagzeug, Gitarre und Bass begleitet mit dem Song der norwegischen Jazzsängerin Silje Nergaard, „Be Still My Heart“, begeistert.

Schwarze Augen

Das Kammermusikstipendium der Sparkasse Fürth — auch dies ist stets ein Programmpunkt der Jahreskonzerte — geht heuer an das Klavierduo Jessica Zwanzig und Marius Paul. Die beiden beweisen ihr Können mit einer temperamentvollen Fassung des russischen Volksliedes „Schwarze Augen“. Sparkassen-Vorstandsmitglied Adolf Dodenhöft überreichte den jungen Künstlern aus der Klasse von Rita Dick den Preis und bedankte sich für den „wunderbaren Ohrenschmaus“.

Was übrigens aus den Stipendiaten des vergangenen Jahres wurde, ist im Anschluss lautstark zu hören. Aus dem „Rockbeatz“-Projekt ist inzwischen die Band „Ruction“ hervorgegangen, und mit dem powervollen Song „Lighthouse“ der britischen Band Mallory Knox und der Metallica-Ballade „Nothing Else Matters“ geht die kuriose Achterbahnfahrt durch Stile und Jahrhunderte weiter. Pulsierende Percussion (in Peter Gabriels „In your Eyes“) wird abgelöst von zarten Querflötentönen des „Fürther Flötenhaufens“. Der spielt Auszüge aus Mozarts „Zauberflöte“, dann folgt Rapper Georg Watsky. B-Jam spielt seinen Song „Kick Monday“ genauso gekonnt wie vorher „Ain’t No Sunshine“ von Bill Withers.

Gemeinsam mit den Cantabelles, die in die Rollen der kecken Andrew Sisters schlüpfen, entführt die Tune Up Big Band abschließend in swingende Klanggefilde. Im Foyer wirft das Quartett five@live das Publikum ins akustische Abklingbecken — mit coolen Jazzstandards.

Und genau so müssen Musikschul-Jahreskonzerte sein: abwechslungsreich, kurzweilig, professionell.

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