Heiße Diskussion zur Umgehung

14.2.2015, 06:00 Uhr
Heiße Diskussion zur Umgehung

© Foto: Simon Schübel

Der Ansturm war enorm und selbst Stehplätze rar gesät: Rund 150 bis 200 Cadolzburger – zwischen diesen Zahlen schwankten die Schätzungen – drängten sich im Gasthof „Zum Grünen Baum“.

Die Projektwerkstatt wurde vor über eineinhalb Jahren vom Staatlichen Bauamt und der Gemeinde Cadolzburg ins Leben gerufen und soll vor allem dem Informationsaustausch zwischen Planern und Bürgern dienen. „Nach den Erfahrungen mit Stuttgart 21 sollen nun die Betroffenen stärker in die Planung eingebunden werden“, erklärte Marco Langner, der als Mitglied dieses Gremiums die Veranstaltung moderierte.

Westroute und Ostspange

Zurzeit stehen zwei mögliche Routen für eine Umgehung im Raum: Einmal westlich an Cadolzburg vorbei und eine östlich, die zwischen dem Hauptort und Egersdorf verlaufen würde. Da der Verkehr aus südlicher Richtung, von Ammerndorf kommend, hauptsächlich über die Hindenburgstraße und die Nürnberger Straße rollt, will man hier die Anwohner entlasten. Die vorgestellten Optionen sind nur vorläufige Entwürfe. Erst wenn abschließend die Umwelt- und Verkehrsgutachten vorliegen, kann über den Verlauf der Trassen Genaueres gesagt werden.

Die Westumgehung würde an der Verbindungsstraße zwischen Ammerndorf und Cadolzburg nördlich von Steinbach andocken, hinter dem Sportgelände des TSV Cadolzburg vorbeiführen und dann am Kreisverkehr am nördlichen Ortsende wieder auf die Staatsstraße in Richtung Seukendorf treffen. Zwar würde diese Trasse den Durchgangsverkehr in Cadolzburg reduzieren, die Belastung für die Ortsteile Steinbach, Wachendorf und Egersdorf bliebe aber unverändert.

Hauptkritikpunkt an diesem Abend war die Zerstörung der Landschaft. „Südlich von Cadolzburg ist ein wunderschönes Naherholungsgebiet. Die Umgehung würde es unwiederbringlich zerstören“, gab ein Bürger zu bedenken. Zudem bezweifelten die Anwesenden, dass viele Autofahrer den längeren Weg westlich um Cadolzburg herum nehmen würden. Die nach derzeitigem Planungsstand leicht favorisierte Ostvariante würde ebenfalls nördlich von Steinbach von der Staatsstraße abzweigen, dann aber auf die bestehende Straße nach Egersdorf führen. Zwischen Egersdorf und dem Hauptort, vorbei am Gierersberg, würde diese Trasse ebenfalls an den Verkehrskreisel am Einkaufszentrum einmünden. Hier ist die prognostizierte Entlastung für Egersdorf, Wachendorf, Steinbach und den Kernort sehr hoch, gleichzeitig würde das Baugebiet Egersdorf Nord angebunden.

Die Ostumgehung ist freilich bei den Egersdorfern, den Bürgern in Cadolzburg Süd und Steinbach sehr unbeliebt. „Durch den Bau dieser Straße würde eine Grenze zwischen uns und Cadolzburg gezogen“, sagte ein Egersdorfer.

Auch die Kosten des Projektes bereiten den Bürgern Sorgen. Zwischen Cadolzburg und Egersdorf müsste die Straße die Bahngleise unterqueren. Eine Untertunnelung aber würde teuer. Zudem müssten in den vergangenen Jahren angelegte Streuobstwiesen und die Regenrückhaltebecken zwischen Steinbach und Cadolzburg der Ostumgehung teilweise weichen. Die Verbindungsstraße von Steinbach nach Egersdorf ist für das erwartete Verkehrsaufkommen nicht ausgelegt und müsste erweitert werden. Dies beträfe die Landwirte, die ihre Felder an der Straße haben.

Für die Anwohner der Hindenburgstraße und der Nürnberger Straße ist der Status quo jedoch unerträglich. „Durch den Bau der großen Supermärkte am nördlichen Ortsrand hat der Durchgangsverkehr stark zugenommen“, sagte ein Betroffener. Außerdem glaubt er, dass die Geschäfte an der Hauptstraße unter dem vielen Verkehr leiden. „Kaum einer hält im Ort an, um einzukaufen, alle fahren nach unten durch zu den Supermärkten.“ Eine Verkehrsberuhigung wäre für ihn die Lösung.

Schlecht für Geschäfte

Dem widersprach jedoch ein anderer Bürger. „Wenn wir den Verkehr aus dem Ort herausnehmen, werden die Geschäfte schließen müssen, weil niemand mehr in Cadolzburg einkauft.“ Und: Sollte die Umgehung kommen, wird die Ortsdurchfahrt vermutlich von der Staatsstraße zur Gemeindestraße abgewertet. Im Falle einer Sanierung hätten die Anwohner dann die Kosten zu tragen.

In einem Punkt waren sich alle einig: Wenn nur die Straße vom Kreisel zum Baugebiet Egersdorf Nord realisiert würde, wäre schon viel erreicht. „Sie wurde uns versprochen, als das Baugebiet ausgewiesen wurde“, erinnerte Langner. Dass die Ostvariante die Verbindung zwischen Cadolzburg und Wachendorf verbessern würde, bezweifeln die Bürger. „Wer von Wachendorf nach Cadolzburg möchte, der fährt über die Wachendorfer Straße. Und wer in die Stadt will, wird nicht über die Ostumgehung zur B 8 fahren, sondern weiterhin durch den Wald zur Heilstättensiedlung und von dort nach Fürth“, meinte Langner.

Einen Bürgerentscheid zur Umgehung lehnen die Anwesenden klar ab. Denn, so der Tenor der Versammlung: „Damit würden wir nur gegeneinander aufgehetzt.“

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