Heiße Tipps für die Freunde des Igels

19.11.2014, 16:00 Uhr
Heiße Tipps für die Freunde des Igels

© Foto: Reiner Bernhardt

Auch wenn er vielleicht dem Nachbarn ein anerkennendes Lob entlockt, so kommt ein allzu penibel aufgeräumter und gepflegter Garten beim Igel nicht besonders gut an. Nichts spricht also dagegen, den Rechen ab und an im Gartenhäuschen stehen zu lassen. Das Stacheltier wird es dankend registrieren und mit seiner rüsselartigen Schnauze im Laub sowie unter Hecken und Sträuchern einige Leckerbissen aufstöbern – wie Tausendfüßler, Larven und Käfer.

„Diese natürlichen Futterquellen reichen aber nicht aus“, sagt Igelhelferin Ingrid Plesch-Gries (66). Die ehrenamtliche Tierschützerin rät deshalb zur Zufütterung. Weil Igel Fleischfresser sind, schätzen sie eine Ration Katzenfutter zum Beispiel sehr, aber auch ungewürztes Rührei findet durchaus seine Abnehmer. Absolut tabu sind hingegen alle Milchprodukte – denn Igel sind hochgradig laktoseintolerant.

Zum besseren Schutz kann die Futterschale unter eine umgestülpte Obstkiste mit Eingang gestellt werden. Der Igel wird die Nahrungsquelle dennoch aufspüren, er hat einen ausgesprochen guten Riecher. Futter allein reicht aber nicht aus, um die possierlichen Kerle gut durch die kalte Jahreszeit zu bringen, ein Schlafplätzchen ist ebenfalls nötig.

Plesch-Gries nennt zwei besonders sinnvolle Möglichkeiten: Ganz einfach können Tierfreunde eine Laub-Burg an einer schattigen und trockenen Stelle im Garten errichten. Nötig ist neben den abgestorbenen Blättern ein ausgehöhlter Baumstamm als Unterschlupf und etwas Stroh. Auf Heu muss verzichtet werden, „das kann sich um die Beine wickeln“, betont die Igel-Fachfrau.

Damit die neue Heimstatt nicht gleich vom Wind davongetragen wird, muss eine mit Ästen beschwerte Plane darüber gelegt werden. Wer handwerklich geschickt ist, kann auch direkt ein regelrechtes Schlafhaus aus Massivholz mit Belüftungslöchern bauen.

Obgleich der Igel so niedlich daherkommt – er ist und bleibt ein Wildtier, das prinzipiell in Ruhe gelassen werden sollte. Ausnahmen bestätigen freilich die Regel: „Wenn sie torkeln oder eingefallene Flanken haben, stimmt etwas nicht“, sagt Plesch-Gries. Dann sind die Igel schwach und eventuell unterernährt.

Nichts für Zimperliche

Die Erste-Hilfe-Schritte sind nichts für Zimperliche: Der Igel wird nach Verletzungen abgesucht, die Stacheln werden genauer in Augenschein genommen. Finden sich Fliegeneier darauf, müssen diese mit einer Pinzette abgezupft werden; sind gar schon Maden geschlüpft, müssen sämtliche Körperöffnungen des Tieres mit Speiseöl eingerieben werden – als Barriere für die Parasiten. Wer es noch nicht getan hat, sollte spätestens jetzt zum Hörer greifen und einen Tierarzt oder eine Igel-Expertin wie Plesch-Gries um Hilfe bitten.

Seit zehn Jahren päppelt die ehemalige Krankenschwester Igel in ihrem Wohnhaus in Oberasbach auf. Das gleicht inzwischen einem Vollzeitjob: Derzeit leben etwa 25 kranke Tiere entweder auf ihrer „Notfallstation“ im ersten Stock oder im kühleren Keller, um für das große Außengehege im Garten fit gemacht zu werden. Weitere 50 Igel sind bei deren Findern einquartiert. Plesch-Gries fungiert in diesen Fällen wie eine Patin, gibt Tipps und kümmert sich, wenn die eigentlichen Zieheltern nicht mehr weiter wissen.

Zwischen Ende März und Anfang Mai wird es Zeit, die Igel wieder auszuwildern. Nachdem sie aus dem Winterschlaf erwacht sind, müssen sie ordentlich futtern, dann heißt es Abschied nehmen. Bei vielen, weiß die Igelhelferin, „tut das sehr weh“.

Ingrid Plesch-Gries ist unter der Rufnummer (09 11) 99 60 60 erreichbar, im Internet: http://www.igel-gug.de

 

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