Helferin aus Leidenschaft

17.4.2009, 00:00 Uhr
Helferin aus Leidenschaft

© Kreß

Für ihr enormes Engagement im BRK-Kreisverband Fürth, im Bezirksverband und in der Landesleitung des Roten Kreuzes erhielt sie Anfang der 90er Jahre das Bundesverdienstkreuz. Marianne Ecker ist die Vorsitzende des BRK-Frauenarbeitskreises. Ihren Kontakten verdanken viele Bedürftige aus unterschiedlichsten Bereichen der Gesellschaft Unterstützung und Lebenshilfe. Erste-Hilfe-Kurse sind dabei nur ein Aspekt von vielen. Mit Obdachlosen besuchen die Freiwilligen zum Beispiel kulturelle Veranstaltungen, beraten sie in Hygienefragen oder bei mehr und auch weniger alltäglichen Problemen.

Hilfe für Mütter in Haft

«Wenn die Obdachlosen in der Gesellschaft wieder Fuß fassen wollen, müssen sie auf ihr Äußeres achten», weiß sie. Auf Initiative von Marianne Ecker schneiden ihnen Friseurinnen zum Beispiel schon einmal kostenlos die Haare.

Regelmäßig ist der Frauenarbeitskreis des Fürther Roten Kreuzes zu Gast im Untersuchungsgefängnis für Frauen, wo die Helferinnen unter anderem inhaftierten Müttern zur Seite stehen.

«Wenn ich Leuten außerhalb des BRK davon erzähle, fragen mich viele, warum ich das mache», bedauert Ecker. «Die Arbeit ist aber dringend notwendig.» Darin bleibt sie unbeirrt. Wenn Marianne Ecker redet, klingt es bayerisch. Geboren 1929 in Eger, kam sie nach dem Zweiten Weltkrieg nach Ingolstadt und zog 1966 mit ihrem Ehemann Siegfried nach Fürth.

Schon in Ingolstadt ist sie 1948 dem Roten Kreuz beigetreten. «Ich wollte eigentlich eine Ausbildung zur Hebamme machen», erinnert sie sich. Zur Vorbereitung hat sie während einer längeren Wartephase beim Roten Kreuz die Kurse zur Schwesternhelferin absolviert und nicht lange hat es gedauert, bis sie Leiterin der Frauenbereitschaft war. «Genauso wie die Männer haben wir Sanitätsdienst bei Veranstaltungen gemacht, und als es im Rotkreuzhaus noch den ärztlichen Notdienst gab, haben die Rotkreuzfrauen dem Arzt regelmäßig unentgeltlich als Sprechstundenhilfen assistiert.»

Sozialer Schwerpunkt

Frauen und Männer waren zu dieser Zeit im Roten Kreuz noch getrennt. Das hat sich erst 1993 geändert, als Ecker 64 Jahre alt war. Heute gehören Frauen und Männer im Roten Kreuz den gleichen Bereitschaften an, absolvieren die gleichen Ausbildungen und leisten gemeinsam die gleichen Dienste. Die einstige Frauenbereitschaft, in der Marianne Ecker 1966 angeheuert hat, gibt es nicht mehr. Fast alle Mitglieder von damals sind in den heutigen Frauenarbeitskreis übergetreten. Von diesem Moment an hat sich die Gruppe vor allem der Sozialarbeit gewidmet.

«Wir haben uns gezielt auf die Randgruppen konzentriert, die bis dahin noch keine Lobby hatten», erinnert sich die Leiterin. Die Gegenwart im Roten Kreuz sieht Marianne Ecker mit einem lachenden Auge, aber auch mit einem besorgten Blick. «Es ist schön, dass Frauen heute gleichberechtigt sind, im Rettungswagen Dienst machen dürfen und viele andere Sachen, die uns als Frauen früher verwehrt waren.» Besorgt ist die ehrenamtliche Sozialarbeiterin aber darüber, dass junge Frauen genauso wie die Männer die «actionreichen» Arbeitsfelder bevorzugen und die Sozialarbeit dabei ins Abseits gerät.

Entmutigen lässt sie sich davon nicht: Als Mitglied in der Gleichstellungskommission der Stadt Fürth ist sie gerade mit einem neuen Projekt beschäftigt: Sie arbeitet an Erste-Hilfe-Kursen für türkische Frauen – und hat auch schon die ersten Erfolge vorzuweisen.