Baufirmen ausgebucht: Helmplatz und Hotel müssen warten

25.8.2017, 06:00 Uhr
Die Baubranche hat genug zu tun: Kein einziger Interessent meldete sich auf die Ausschreibung für die Umgestaltung des Helmplatzes.

Die Baubranche hat genug zu tun: Kein einziger Interessent meldete sich auf die Ausschreibung für die Umgestaltung des Helmplatzes.

Der ist entsetzt, denn das eher schmucklose Areal neben der Feuerwache soll sich rechtzeitig zum 200. Jubiläum der Erhebung Fürths zur selbstständigen Stadt als urbanes Kleinod präsentieren. Verkehrsberuhigt, mit neuem Pflaster, mit Bäumen und Sitzgelegenheiten.

Es sollte eines der Renommierprojekte fürs Jubiläumsjahr werden, das Volumen des Auftrags überschreitet die halbe Million. Fette Beute also für Baufirmen, sollte man meinen — und hätte zu anderen Zeiten damit auch Recht behalten. Aber nicht jetzt, in Zeiten der völlig überhitzten Baukonjunktur, in denen sich die Unternehmen aussuchen können, wem sie den Zuschlag geben.

Und die Kommunen gehören oft nicht dazu – weil der Aufwand im bürokratisch verminten öffentlichen Sektor noch höher ist als ohnehin schon, wie Fürths Rathauschef Thomas Jung vermutet. Da gehe man eben den leichteren Weg.

Oder wuchere beim Preis, wie im Fall einer Baumaßnahme für die Stadtentwässerung in der Südstadt. Die wurde von der Verwaltung auf 400 000 Euro taxiert. Der einzige Bewerber verlangte satte 1,5 Millionen. "Ein Witzangebot", höhnt der OB, aber es werde halt mal probiert. Frei nach dem Motto: Die brauchen mich, aber ich die nicht.

Doch nicht nur die öffentliche Hand trifft es, auch Private schauen immer öfter in die Röhre – gerade, wenn die Baumaßnahme etwas spezieller ist und besondere Kompetenz erfordert, wie bei einem neuen Hotel. Ein solches soll bekanntlich auf dem Vorplatz der Stadthalle entstehen, auf dem Dach der dortigen Tiefgarage.

Touristischer Rückschlag

Ein Projekt, das deswegen ohnehin mit einigen technischen Tücken behaftet ist; die aber, sagt der städtische Wirtschaftsreferent Horst Müller, wären jetzt beseitigt gewesen. Dieses Jahr hätte der Startschuss für die Arbeiten am Haus der Marke Holiday Inn Express fallen können. Daraus aber wird ebenfalls nichts: Nirgends habe Bauherr Tristar eine geeignete Firma auftreiben können, die den Rohbau hinstellt.

Bitter ist das für Tristar, aber fast noch mehr für die in diesem Fall machtlose Kommune, sagt Müller. Denn das zentral gelegene Hotel mit 300 Betten in U-Bahn-Nähe ist einer der Faktoren, auf die Fürth beim Vorhaben setzt, touristisch mehr Gas zu geben. Nun hoffe man, dass es wenigstens Mitte 2018 losgehen kann.

Zurück zur Stadt, wo der OB weitere Problemfälle in petto hat. Der Umbau von Ludwigsbrücke und Rathauskreuzung für die dringend nötige Busbeschleunigung, dank hoher Investitionen wiederum durchaus lukrativ, hätte dieses Jahr beginnen und im Frühjahr 2018 fertiggestellt sein sollen. Keiner bot sich an.

Die Erneuerung der Vacher Zennbrücke, bisher laut Jung, "eine super Baustelle", stagniert – weil in ganz Deutschland kein Bauholz aufzutreiben sei, das man für Verschalungen braucht.

Jung schüttelt den Kopf. "Es ist verrückt: Da hat es uns jahrelang an Geld gefehlt, jetzt sind die Töpfe von Bund, Land und Kommunen prall gefüllt – und dann so etwas." Das ist noch bedauerlicher, wenn man bedenkt, wie groß der Investitionsstau allerorten ist. Schulen sind zu sanieren, Straße, Brücken und mehr.

Ein weiteres Problem lastet den Verantwortlichen in der Stadtverwaltung schwer auf der Seele: Eigene Stellen müssen mit kompetenten Fachkräften – Architekten, Ingenieuren, Planern etwa – besetzt werden, doch wegen des hohen Bedarfs ist auch dieser Markt leergefegt. Und wer noch verfügbar ist, heuert meistens lieber bei privaten Arbeitgebern an als im öffentlichen Sektor, weil dort weit mehr zu verdienen ist.

Dem OB wird mit Blick darauf ganz bang. Demnächst nämlich gehen mit Hans Pösl (Tiefbau) und Dietmar Most (Stadtplanung) zwei erfahrene und nicht eben leicht zu ersetzende Amtsleiter in den Ruhestand . . .

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