Herr, steh’ uns bei!

26.10.2016, 15:30 Uhr
Herr, steh’ uns bei!

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Gregorianika, das sind sieben Sänger aus der Ukraine. Mit seinem Namen hat sich das Ensemble der Tradition der liturgischen Gesänge der katholischen Kirche verpflichtet. Fragt sich nur, warum, denn vom ursprünglichen gregorianischen Choral ist in den Liedern höchstens peripher etwas vernehmbar. Den Bezug zu den Klöstern stellen die Herren dagegen mit ihrem Outfit überdeutlich her: In weißen Kutten ziehen sie in die Kirche ein, anfangs noch mit Kapuze; vor dem Altar werden Kerzen abgestellt. Was für ein Gehabe, was für eine berechnende Show.

Die musikalische Leistung allerdings geht in Ordnung. Zwei junge Sänger mit klangschöner lyrischer Tenorstimme und der mächtige Subbass auf der rechten Seite, der auch die Lieder anstimmt und die Einsätze gibt, rahmen die weiteren Tenöre und Baritone ein. Das ergibt ein homogenes Klangbild, das von sauberer Intonation und Exaktheit geprägt ist. Das gilt für das „Ave Maria“ aus dem 15. Jahrhundert ebenso wie für das liturgische „Kyrie eleison“.

Ora et labora

Mit einem gefühlvoll gesungenen, vom Summen der anderen unterlegten Duett der beiden Tenöre in „Maria, Mutter unseres Herrn“ ist aber bereits der Abschied von der Gregorianik und der Übergang in eine neue Klangwelt mit eigenen Kompositionen vollzogen. Im Introitus „Puer natus est nobis“ stehen sich Sologesang und Mehrstimmigkeit gegenüber, in „Ora et labora“, der benediktischen Lebensregel, erklingt urplötzlich eine Melodica.

Mit einem sauber vorgetragenen geistlichen Lied, in dem die sonore Bassstimme dominiert, beginnt der zweite Teil, ein schwermütiges Gebet wird in einem Duett von Tenor und Bariton dargeboten, in bewegter Melodik Christi Auferstehung besungen. Und dann mischt sich unter die geistlichen Gesänge ganz ungeniert ein gefühlvolles Liebeslied mit dem Titel „Mädchen am Fluss“. Das Schema — eine oder zwei Solostimmen, gesummte Begleitung, schwebende Klanglichkeit — bleibt bei all dem fast durchgehend gleich.

Völlig daneben war übrigens der Einstieg in den Abend, als vor Erscheinen des Chores ein 15-jähriges Mädchen namens Zouzy mit hörbar begrenzten stimmlichen und instrumentalen Mitteln vor den Altar trat und sich zu drei Songs in englischer Sprache selbst auf der Gitarre begleitete. Da geriet die Zugabe des Ensembles mit dem deutschen Volkslied „Guten Abend, gut’ Nacht“ schon wesentlich stimmungsvoller, auch wenn Rhythmik und Harmonik gewöhnungsbedürftig waren.

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