Herrnhöfe statt Kunstanstalt Krugmann

14.2.2012, 09:00 Uhr
Herrnhöfe statt Kunstanstalt Krugmann

© Hans-Joachim Winckler

Vor genau zwei Jahren hatte die damals noch 80 Mitarbeiter beschäftigende Etikettendruckerei Insolvenz angemeldet, weil sie trotz voller Auftragsbücher nicht mehr liquide war. Nach dramatischen Rettungsversuchen, in die sich auch Wirtschaftsreferent Horst Müller eingeschaltet hatte, gingen die Lichter im Mai 2010 aus.

Verhandlungen mit 13 Interessenten waren erfolglos geblieben. Das äußerlich repräsentative Unternehmen, dessen Wurzeln in der Kaiserstraße 177 lagen – später die Wiege von Musikschule, Czurda Tanztheater und Tanzerei –, war hoffnungslos heruntergewirtschaftet. Absichtlich, vermuteten Kritiker, um das Gelände gewinnbringend verwerten zu können. Entschieden hat Müller jedoch ihren Verdacht zurückgewiesen, das Firmengebäude solle einem Einkaufszentrum weichen. Er behielt recht. Denn tatsächlich soll kein einziges Geschäft in dem Areal angesiedelt werden.

Aus der Kunstanstalt Krugmann werden die Herrnhöfe. Der Name nimmt Bezug auf die Adresse Herrnstraße und auf die Anordnung der Gebäude um neue Hofstrukturen. Die Nürnberger Project-Immobiliengesellschaft entwickelt das Bauvorhaben. Einem Antrag auf Vorbescheid zur Baugenehmigung hat die Bauverwaltung nach eingehender Beratung, an der auch der Baukunstbeirat beteiligt war, bereits stattgegeben. Für manche Anwohner ist es unverständlich, dass ein solider Bau wie der von Krugmann einfach abgerissen wird. Baureferent Joachim Krauße kann die Bedenken nachvollziehen. Volkswirtschaftlich sei die Wertvernichtung durch Abriss fragwürdig. Allerdings notwendig, wenn sich keine Verwendung mehr für das Gebäude findet und eine sinnvollere Lösung blockiert wird. Schließlich haben Bauträger laut Krauße schon seit längerer Zeit Interesse an einer Wohnbebauung. Das Firmengebäude eignet sich nach Einschätzung des Baureferenten für eine Wohnnutzung kaum. Und den Abriss wertet er als Zeichen, dass es dem Bauträger ernst ist.

Wie Harald Riedel, Geschäftsführer der Nürnberger Project PD Development GmbH, auf Anfrage der FN erläutert, sind sieben Neubauten geplant, deren Höhe sich an der Wohnbebauung auf der anderen Straßenseite orientiert. Es handle sich um L-förmige Gebäude und kleinere Punkthäuser. Sie sind schräg zur Herrnstraße angeordnet und umschließen vom Verkehrslärm abgeschirmte Höfe. Nach Südwesten ausgerichtete Balkone und Terrassen sowie eine Tiefgarage mit 141 Stellplätzen gehören neben aufwendiger Wärmedämmung und Solaranlagen zur gehobenen Ausstattung. Die Wohnungsgröße reicht vom Ein-Zimmer-Appartement bis zum Penthouse. „Wir unterschreiten die Vorgaben der Energie-Einsparverordnung deutlich“, erläutert Riedel. Der Baubeginn sei noch in diesem Jahr vorgesehen, die Fertigstellung Ende 2014.

Gegen eine Wohnbebauung anstelle der Kunstanstalt Krugmann hat auch Stadtheimatpfleger Alexander Mayer nichts einzuwenden. Denkmalschutz sei an dieser Stelle kein Thema. Dass es trotz zahlreicher Neubauten in Fürth noch genug Interessenten für die 137 Wohnungen geben wird, daran hat der Project-Geschäftsführer nicht den geringsten Zweifel. Riedel: „Fürth zieht immer noch an.“ Wohnprojekte hat seine Gesellschaft etwa in der Kutzerstraße und in der Finkenstraße realisiert.

Auch die Bebauung des Sportgeländes an der Heilstättenstraße in Oberfürberg gehört zu den großen Vorhaben der Project-Immobiliengesellschaft. Das Unternehmen hat vor Jahren eine Stiftung ins Leben gerufen: Projekt life. 2009 wurden mit Stiftungsmitteln das Fürther Kinderbuchhaus, die Krippe des Humanistischen Verbands, die Kindergärten Arche und Christkönig und der Kinderladen Räuberbande unterstützt. Außerdem erhielt das Bündnis für Familien ein Internet-Infosystem. 2010 war die Wärmestube Adressat der Spenden.

 

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