Hilfe für Mittelschüler

18.2.2011, 19:00 Uhr
Hilfe für Mittelschüler

© Edgar Pfrogner

Es passiert irgendwann im Laufe des letzten Schuljahres. Zwischen 70 und 90 der rund 500 Abgänger der Fürther Hauptschulen, die jetzt Mittelschulen heißen, gehen in dieser Zeit verloren. So nennt es Carola Pfaffinger, die stellvertretende Leiterin des neuen Projektbüros.

Während die ehemaligen Mitschüler eine Ausbildung anfangen oder ein Berufsvorbereitungsjahr (BVJ), beginnt für die, die wenig Engagement zeigen oder wenig Glück haben, ein JoA-Jahr. JoA, das steht für „Jugendliche ohne Ausbildung“, aber es bedeutet zugleich, dass die Teenager auch fast ohne Berufsschulalltag auskommen müssen. „Die haben nur noch einen Tag Unterricht pro Woche“, erklärt Pfaffinger, „nach einem Vierteljahr haben es selbst die Fittesten unter ihnen verlernt, früh aufzustehen.“ Der Einstieg in den Beruf werde dann noch schwieriger, „die halten Ihnen ja keinen Acht-Stunden-Tag mehr durch.“

Pfaffinger und PSB-Chef Veit Bronnenmeyer, die sich beide schon lange für benachteiligte Schüler in Fürth engagieren, wollen die Zahl der verlorengegangenen Jugendlichen künftig mehr und mehr schrumpfen lassen. Gelingen soll das auch mit Hilfe der drei neuen Teamkollegen, die auffallend jung sind und, auch das ist ungewöhnlich, allesamt vom Fach: Andreas Berg (34) ist Diplompädagoge, Anja Lorenz (30) Sozialpädagogin, Simone Scharpf (28) Soziologin. „Keiner von ihnen kommt aus der Verwaltung“, betont Schulreferent Markus Braun, dem das Projektbüro unterstellt ist und der damit unterstreichen will, dass es ihm ernst ist.

"Bisher gibt es nur Vermutung, keine Studien"

Noch etwas hebt Braun hervor: „In Zeiten, in denen die Kommune sparen muss, wurden nicht einfach fünf Stellen geschaffen.“ Zweieinhalb Stellen werden laut Braun von Fördermitteln getragen. Insgesamt habe das Team bereits rund eine Million Euro aus europäischen, bayerischen und mittelfränkischen Fördertöpfen akquiriert.

Dass das funktionieren kann, hat Braun in Nürnberg gesehen. Und auch die Aufgaben der beiden Bildungsbüros ähneln sich. Ein Projekt namens „Match Point“ soll in Fürth Schulabgänger und Ausbildungsbetriebe, die zueinander passen könnten, „verkuppeln“.

In einem zweiten großen Projekt, „Vertrauensnetzwerk Schule-Beruf“, soll es dann nicht um den individuellen Schüler, sondern die Strukturen gehen, die den Berufseinstieg für viele schwierig machen. „Bisher gibt es in Fürth dazu nur Vermutungen, aber keine Studien“, sagt Pfaffinger. Ausführliche Befragungen von Fürther Mittelschülern sind geplant, „und zwar nicht nur einmal, sondern auch im zweiten und dritten Jahr nach dem Abschluss“.

Pfaffinger verspricht sich viel davon: „Wir wollen ganz genau wissen, was dazu führt, dass die Schüler verloren gehen, und wie wir das ändern können.“ Als ersten Schritt hat das PSB eine Broschüre erstellt, die das Angebot an berufsintegrativen Hilfen in Fürth im Überblick zeigt. Schon in diesem „Förderdschungel“ haben sich laut Pfaffinger nämlich Lehrer und Schüler bislang verirrt.