Hoffen auf ein besseres Verhältnis

22.10.2002, 00:00 Uhr
Hoffen auf ein besseres Verhältnis

© Günter B. Kögler

Ähnlich bedeckt halten sich alle, die nun über die Nachfolge Purins zu befinden haben. So etwa Andrea Kluxen, Bezirksheimatpflegerin und Vorsitzende des Wissenschaftlichen Beirats des Jüdischen Museums Franken. „So lange ich von Herrn Purin nicht erfahren habe, dass er Fürth verlassen wird, möchte ich zu den Modalitäten um seine eventuelle Nachfolge nichts sagen. Es ist jedenfalls ein sehr ehrenvolles Angebot aus München, zu dem man ihm nur gratulieren kann.“

Als erstes Gremium, das sich mit Nachfolgefragen befassen wird, kommen am 29. Oktober die Mitglieder des Fördervereins zusammen. Dessen Vorsitzende Helga Pavlicek erinnert sich noch an das Verfahren, aus dem nach öffentlicher Ausschreibung schließlich Bernhard Purin „auf Grund seiner fachlichen Qualifikation einstimmig vom Vorstand des Trägervereins gewählt wurde“. Diese Anforderungen — einschlägiges Hochschulstudium und Ausstellungserfahrung — sieht Pavlicek auch für eine Nachfolge als Mindestanforderungen. „Und es ist zu wünschen, dass zur Israelitischen Kultusgemeinde ein gutes Verhältnis möglich wird.“

Das ist auch der Hauptwunsch von Haim Rubinsztein, dem Vorsitzenden der Kultusgemeinde: „Alles, was wir wünschen, ist, dass der oder die Neue die jüdische Religion, die Gemeinde und ihren Rabbiner respektiert. Der Leiter muss auch kein Jude sein. Zu dem Findungsprozess kann ich nichts sagen und auch keine Namen nennen. Das ist Sache der Fachleute.“

Rubinsztein kennt das Museum nur von einem offiziellen Termin dort, ansonsten hat er es gemieden, eben wegen des von Anbeginn an gespannten Verhältnisses zwischen Purin und der jüdischen Gemeinde. „Deshalb erlaube ich mir auch kein detailliertes Urteil über dessen Konzeption.“

Von „Missachtung der alten Fürther Gemeinde und Desinteresse an der Sonderrolle, die sie in der deutsch-jüdischen Geschichte gespielt hat“, spricht Gisela Blume, die in den 90er Jahren Geschäftsführerin des Fördervereins war. Sie hatte diesen Posten und den Verein allerdings verlassen, weil Purin von seinem Kurs nicht ablassen wollte und diejenigen, die an der Fürther Geschichte der Juden interessiert sind, sich immer wieder vor den Kopf gestoßen fühlten.

Die oft wiederholte Kritik, dass die Verfolgung und Vernichtung der Juden während der Naziherrschaft, der aus der Fürther Gemeinde über 900 Menschen zum Opfer fielen, im Museum mit keiner Erwähnung gewürdigt wird, hat inzwischen allerdings gefruchtet: Am 10. November wird das Projekt „Orte der Verfolgung und des Gedenkens“, das Museumsmitarbeiterin Monika Berthold-Hilpert ausgearbeitet hat, vorgestellt. Dazu wird auch eine Abteilung im Museum gehören.