Hooligan-Prügelei in Fürth: Das sagen Club und Kleeblatt

27.11.2016, 18:14 Uhr
In die Schlägerei in der Nähe des Fürther Nachwuchsleistungszentrum waren etwa 40 Menschen verwickelt.

© privat In die Schlägerei in der Nähe des Fürther Nachwuchsleistungszentrum waren etwa 40 Menschen verwickelt.

Es sind Szenen, die beinahe schon absurd wirken: Mitten auf einer grünen Wiese am Rande des Fürther Nachwuchsleistungszentrums prügeln schwarz gekleidete Männer wild aufeinander ein, irgendwo zwischen Herbstlaub und fassungslosen Passanten. Einer nach dem anderen fällt, immer wieder wird auf liegende Kontrahenten eingetreten, Fäuste fliegen - und all das ohne ersichtlichen Grund.

Kaum vorstellbar, dass bei der Schlägerei am Samstagmittag zwischen Nürnberger und Fürther Hooligans niemand verletzt wurde. Doch laut Polizeiangaben ist eben das der Fall. "Zumindest hat sich niemand bei uns gemeldet", sagt der Fürther Polizeichef Peter Messing. "Aber das ist üblich so in Ultra-Kreisen." In einer Szene, in der es viel um Ehre geht, um Pathos - und offenbar auch um Gewalt.

"Sollte es Sanktionsmöglichkeiten geben, ergreifen wir sie"

Der aktuelle Stand der Ermittlungen lautet: Etwa 40 Mitglieder der fränkischen Ultra-Szene prügelten am Samstagmittag unmittelbar nach dem Abpfiff des U19-Frankenderbys zwischen der Spielvereinigung und dem Club aufeinander ein. Die Fürther Ultras sollen aus den Reihen der "Horidos" stammen, die Nürnberger rechnet die Polizei derzeit teilweise der "Banda di Amici" (deutsch für Bande von Freunden, kurz BDA) zu. Die "Ultras Nürnberg" - die ihrem Verein erst kürzlich eine "Eiszeit" ankündigten - sind abzugrenzen von der BDA, die als gewaltbereiter gilt.

Auf Videoaufnahmen, die nordbayern.de vorliegen, stürmen etwa 20 Ultras auf eine ebenso große Gruppe zu. Nach etwa einer Minute flüchtet der Großteil der Hooligans. Später griff die Polizei mit der Hilfe eines Unterstützungskommandos eine Gruppe FCN-Fans in der Erlanger Straße unweit des Nachwuchsleistungszentrums auf und eskortierte sie zur U-Bahn-Haltestelle Fürth-Rathaus.

Dass sich Hooligans bei Spielen von Jugendmannschaften prügeln, schockiert selbst die Fürther Polizei. "So etwas hat es noch nicht gegeben", sagt der Fürther Polizeichef Messing. "Bei Derbys der zweiten Mannschaften schauen wir genauer hin, das war bei einem Jugendspiel so aber nicht erwartbar."

Der Club distanziert sich

Überrascht war auch das Kleeblatt von der Brutalität. "Die SpVgg Greuther Fürth toleriert ein solches Verhalten nicht und sollte es Sanktionsmöglichkeiten geben, werden wir diese ergreifen", teilt der Verein in einer Stellungnahme gegenüber nordbayern.de mit. Welche Möglichkeiten der Strafverfolgung es gibt, ist noch unklar. Derzeit ermittelt die Polizei wegen Landfriedensbruches, unter anderem auch mit sogenannten "szenekundigen Beamten". Bereits am Samstagnachmittag wurde ein 23-Jähriger fest-, 30 weitere Personalien aufgenommen - alles Anhänger aus dem Nürnberger Lager und dem BDA-Umfeld.

Ob der 1. FC Nürnberg Sanktionen ergreift, lässt der Verein offen. Man sei in engem Austausch mit der Polizei und Fürther Verantwortlichen, noch seien die Vorgänge nicht vollständig aufgearbeitet. "Erst wenn wir ein vollständiges Bild erhalten, kann über Konsequenzen entschieden werden", teilt der Club mit. "Der 1. FC Nürnberg distanziert sich erneut auf das Deutlichste von solchem Verhalten und hofft auf viele Tatnachweise."

Nürnberger Ultras standen 60 Minuten am Spielfeldrand

Doch warum konnten sich die rund 40 Fans am Rande eines U19-Frankenderbys prügeln, lange Zeit unbehelligt von der Polizei? Laut Augenzeugenberichten standen die Nürnberger Ultras bereits Mitte der ersten Halbzeit am Spielfeldrand. Die Gruppe sei auffällig still und komplett in Schwarz gekleidet gewesen, sagt ein Beobachter. Die Polizei war bei der Prügelei kurz nach Abpfiff dennoch deutlich in der Unterzahl. "Die Kollegen, die vor Ort waren, konnten nicht eingreifen", sagt Polizeichef Messing.

Für die Vereine ist die Hooligan-Schlägerei ein Warnschuss. "Wir werden gemeinsam mit den Kollegen vom 1. FC Nürnberg diese Vorfälle analysieren, um dann Schlüsse für die Zukunft zu ziehen", heißt es beim Kleeblatt. Der FCN reagierte nur Minuten nach der Prügelei in Fürth und orderte für das U17-Derby, das am selben Tag in Nürnberg angepfiffen wurde, erhöhte Polizeipräsenz. Dort kam es zu keinerlei Problemen.

Der 1. FC Nürnberg hat bereits Erfahrungen mit Fangewalt im Jugendbereich gemacht. So musste das U19-Spiel des Club gegen den FC Bayern im vergangenen Jahr nach der ersten Hälfte abgebrochen werden. Vermummte griffen einen FCB-Betreuer an und malträtierten ihn mit Schlägen und Tritten. Deshalb setze man auf ein mit dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) abgesprochenes Sicherheitskonzept. "Hierzu stimmen sich die Verantwortlichen zu den Jugendspielen mit der Polizei ab, ob ein erhöhtes Risikopotential gesehen wird", erklärt der Club.

Einig sind sich beide Vereine vor allem in einer Sache: Szenen, wie die in Fürth, sollen sich nicht wiederholen. "Wir möchten uns bei den Anwesenden entschuldigen", teilt das Kleeblatt mit.

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