Hopfen und Mord

21.6.2016, 10:32 Uhr
Hopfen und Mord

© Foto: Thomas Scherer

Und schon der Auftakt irritiert. Statt Thomas Kastura, wie angekündigt, liest Horst Prosch aus Wolframseschenbach. Nanu, hat da etwa ein neidischer Autor . . .? Doch nein, Thomas Kastura ist kurzfristig erkrankt, deshalb hat Prosch mit ihm die Plätze getauscht. Kastura wird dafür anstelle Proschs zum Abschluss in Langenzenn lesen.

Indes, so fränkisch und gegenwartsbezogen sind die Geschichten, die Horst Prosch und Killen McNeill lesen, dann doch nicht. Prosch verlegt die Handlung um 50 Jahre in die Zukunft, McNeill gleich ganz nach Belfast. Und was bleibt von der fränkischen Bierkultur übrig? Herzlich wenig.

Verseuchte Welt

In dem von Jahr zu Jahr beklemmend aktueller werdenden Science-Fiction-Reißer „Soylent Green“ (zu Deutsch: „Jahr 2022 – die überleben wollen“) kämpft Charlton Heston als Detektiv in einer hoffnungslos überfüllten und verseuchten Welt ums Überleben. Zu essen gibt es nur noch rote, gelbe und grüne Waffeln, die aus Plankton hergestellt werden. Angeblich.

Von dieser gruseligen Vision hat sich wohl auch Prosch für seinen Science-Fiction-Krimi „Ein Bier in einer Bar“ inspirieren lassen. Dort kennt man weder Bierflaschen aus Glas, noch weiß man, wie Gerste und Hopfen aussehen. Bier besteht aus einem gelben Keks, der in einem Glas Wasser aufgelöst wird, was dann wie Bier schmecken soll. Die Nachgeborenen kennen es nicht anders, die Altvorderen hingegen hängen ihren Nostalgie- und Rachephantasien nach.

Giftige Rache

Wie etwa die betagte Ich-Erzählerin und letzte wahre Bierkönigin, die den allerletzten Hopfenbauer von Spalt in seinem Kampf gegen die Großagrarkonzerne vergeblich unterstützte und schließlich giftige Rache an den Konzernchefs nimmt. Freilich vergebens, das Rad der Geschichte lässt sich nicht zurückdrehen. Manch einer im Publikum wird daran gedacht haben, schnell noch ein echtes Bier zu ordern.

Nach diesem Schreck entführt uns Killen (ein idealtypischer Vorname für einen Krimi-Autor) McNeill nach Irland und Nordirland. Die Nürnberger Paul und Werner umrunden auf Strohwitwertour die Insel und sorgen für das fränkisch-humoristische Element. Denn irische Bierkultur kennen sie nur aus importierten Pubs zuhause. Doch hier, in der Heimat irischer Trinkkultur, schauen die Dinge anders aus: „Guinness“ wird nicht wie „Gwyneth“ ausgesprochen, schreibt sich grundsätzlich mit zwei n, und sein Schaum ist derart konsistent, dass ein Penny darin nicht versinkt. Der gebürtige Nordire Killen McNeill, der auf Deutsch schreibt, lässt es sich nicht nehmen, neben den Unterschieden zwischen deutscher und irischer Bierkultur das sagenhaft schlechte Primitivenglisch deutscher Touristen („All clear?“) bloßzustellen, was seinem Krimi höchste Noten für Heiterkeitsausbrüche einbringt. Und das kriminelle Element? Das besteht diesmal in einer Grundausstattung irischer Pubs, den Separees, in denen Ladies und Gentlemen nicht allein dem Biergenuss frönen. Sowie der Verwechslung Pauls und Werners mit der Angetrauten und der Geliebten des netten Herrn, und dem mörderischen Gebrauch eines Stöckelschuhs.

Fazit: Die erste Runde kam schon mal recht rund und süffig daher. Beim nächsten Mal hätten wir doch gerne etwas mehr Rotbier.

Die nächsten Termine der Bierkrimi-Lesereihe: Am 23. Juni lesen um 19.30 Uhr Petra Nacke und Elmar Tannert in der Cadolzburger Bauhofscheune, am 26. Juni treten schon um 11 Uhr Jan Beinßen und Thomas Kastura im Langenzenner Kulturhof vor das Publikum. Eintritt 10 Euro, ermäßigt 8 Euro.

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