Horbach: Zweite Chance für gebrauchte Dinge

9.12.2018, 16:00 Uhr
Horbach: Zweite Chance für gebrauchte Dinge

© Foto: Heinz Wraneschitz

Keine wertvollen Rohstoffe zu verschwenden, eine möglichst hohe Recyclingquote anzustreben, dem Gebrauchtwarenhof Veitsbronn brauchbare Dinge für dessen bedürftige Kunden zukommen zu lassen und natürlich die Arbeitsplätze dort zu sichern – mit all diesen Argumenten begründeten die Grünen ihren Antrag.

Der Landrat ließ zwar durchaus Sympathien für die hinter dem Vorstoß stehenden Absichten erkennen, allerdings zog sich Matthias Dießl erst einmal auf die Bestimmungen der Abfallsatzung zurück.

Und da steht dieser netten Idee vieles entgegen: Müll, den der Bürger dem Landkreis übergibt, muss dieser ordnungsgemäß verwerten bzw. beseitigen. Dafür bezahlen von Ammerndorf bis Zirndorf schließlich alle ihre Gebühren. Nachträglich etwas auszusortieren, wäre demnach rechtlich nicht zulässig. Brennbaren Sperrmüll muss der Landkreis zudem der Stadt Nürnberg überlassen, die für die Auslastung ihrer Anlagen mit entsprechenden Mengen kalkuliert – festgehalten ist das in einer Zweckvereinbarung. Dinge auszusondern, stellt laut Landkreisverwaltung einen Verstoß gegen diese Bestimmungen dar.

Dießl verwies außerdem auf den Gebrauchtwarenhof in Siegelsdorf, der gut erhaltene Gegenstände, etwa Möbel oder Geschirr, daheim von den Bürgern abholt. Diesen Service gibt es bereits seit 1995, jährlich lässt sich der Landkreis das rund 50 000 Euro kosten. Und natürlich darf man brauchbare Sachen dort auch selbst vorbeibringen.

Viele Bedenken, viele Fragen

Aber damit nicht genug: Da wäre noch die praktische Umsetzung vor Ort: Die Bürger müssten in Leichendorf bzw. Horbach von einem Mitarbeiter des Recyclinghofs angesprochen werden, bevor sie mit ihrem Auto auf die Waage fahren. Das, so der Landrat, "kostet uns massiv Personal". Mancher Bürger könne außerdem versuchen, hier Dinge loszuwerden, um Gebühren zu vermeiden. Nicht zu vergessen: Wo sollen die Sachen gelagert werden? Und was passiert mit aussortierten Gegenständen, die der Gebrauchtwarenhof dann doch nicht will? Viele Bedenken, jede Menge Hürden und Fragen über Fragen.

Umso erstaunlicher ist dann freilich der Vorschlag der Kreisverwaltung, den der Umwelt- und Verkehrsausschuss dem Kreistag bei einer Gegenstimme empfahl: Schritte für einen Testbetrieb in Horbach einzuleiten. Das Landratsamt will nun zunächst mit gemeinnützigen Trägern Kontakt aufnehmen und deren Interesse abfragen.

Seinen Standpunkt hat der Landkreis bereits klargemacht: Ihm dürfen dabei keine Kosten entstehen. Das gilt auch für aussortierte Gebrauchtwaren, die nicht übernommen werden und dann zu entsorgen sind.

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