Horneberspark: Cadolzburgs verborgenes Naturidyll

25.10.2016, 13:00 Uhr
Horneberspark: Cadolzburgs verborgenes Naturidyll

© Foto: Hans G. Esterl

Mächtige Sandsteinpfosten, vom Steinmetz behauen. Dazwischen ein zweiflügeliges Eisentor, von Patina überzogen, Flechten machen sich auf den Streben breit. Moos zieht sich über das prächtig verzierte Schloss, für das es wohl schon lange keinen Schlüssel mehr gibt. Ein profane neuzeitliche Eisenkette verhindert den Zutritt Unbefugter.

Über einen vom Gras zugewucherten Weg, auf dem einst mit Sandstein beladene Fuhrwerke aus dem ehemaligen Steinbruchgelände rumpelten, geht es zu einer von Baumriesen umrahmten Lichtung. Hier stand einst das Verwalterhaus, das vor einigen Jahren restlos abgetragen wurde. An das Vergangene erinnert nur eine langgezogene Remise, ein Schuppen neben einem Berg von Sandsteinblöcken und ein hölzerner Gartenpavillon, unter dem aber niemand mehr Schutz vor der Sonne sucht.

Die Untere Bahnhofstraße im Norden und die Obere Bahnhofstraße im Süden umrahmen die als „Grünbestandteil“ ausgewiesene, eingezäunte Fläche, auf der „der Freistaat die Hand drauf hat“, wie es Cadolzburgs Marktbaumeister Herbert Bloß formuliert. Seit den 1980er Jahren ist der Horneberspark in der Biotopkartierung Bayerns verzeichnet und untersteht dem Naturschutzgesetz. Das heißt: Jeder Eingriff muss mit dem Landratsamt bzw. der Unteren Naturschutzbehörde abgestimmt werden. Einzige Ausnahme: die besagte Lichtung, für die ein sogenanntes „Baufenster“ gilt. Auf rund 1200 Quadratmetern dürfte der jetzige Besitzer aktiv werden. Es gibt eine bestehende Baugenehmigung „und auch schon einige pfiffige Ideen“, wie Bloß bestätigt, aber aktuell ist nichts geplant.

Die Natur regiert hier

Und so regiert die Natur: Neben heimischen Baumarten recken sich auch einige Exoten dem blauen Herbsthimmel entgegen: Mammutbaum, Douglasie, Zeder oder, weiter hinten, Esskastanien – vor vielen Jahrzehnten gepflanzt. Wer am Kindergarten „Zur Heiligen Heid“ vorbei am erweiterten Diakoniezentrum und über den Friedhof immer am Zaun entlangschlendert, kann den Wert des Geländes schwer ermessen. Der Blick nimmt nur eines wahr: dichtestes Grün.

Doch hinter den Blättern verstecken sich beispielsweise zwei Tümpel, die sich vom Regen, aber auch vom aus dem Sandstein austretenden Schichtwasser speisen. Dass es sich dabei mitunter um gewaltige Massen handelt, machen zwei Gräben deutlich. In Ost-West-Richtung verlaufend, entwässern sie das Gelände in die Kanalisation der Unteren Bahnhofstraße. Wer von den Stegen den Blick sieben bis acht Meter tief in die kantigen Rinnen schweifen lässt, durch die locker ein Kleinwagen passen würde, kann sich vorstellen, wie mühsam dieser frühere Transportweg von Menschenhand in den Stein geschlagen wurde.

Über 200 Arbeiter waren hier einmal beschäftigt. Schluchtenartige Abstürze lassen noch heute erahnen, welche Massen hier aus der Erde geholt wurde. Die Anfänge des Gewerbes lassen sich mangelnder Unterlagen wegen schwer datieren. Der frühere Pfleger des Cadolzburger Heimathauses Hans-Werner Kress geht von den Jahren 1880 bis 1890 aus. Damals wurde an der Nürnberger Straße das heutige Gasthaus „Zur Friedenseiche“ als „Steinbruch-Marketenderei“ gebaut. Missliebig beäugt von den anderen Cadolzburger Wirten, erst dank einer Unterschriftenaktion der Arbeiter wurde das Vorhaben verwirklicht.

Einst ein Abenteuerspielplatz

Flächenmäßig war der Steinbruch im Horneberspark, von denen es unzählige in und um den Ort herum gab, der größte seiner Art. Von einem „wichtigen Gewerbe“ spricht Kress. Dessen Blütezeit endete mit dem Ersten Weltkrieg. Erst Mitte der 30er Jahre wurde wieder Stein gebrochen, die Nationalsozialisten brauchten Material für ihren Autobahnbau. Nach 1945 stand noch eine Zeit lang ein Kran auf dem Areal, das anschließend für viele Cadolzburger, auch für Hans-Werner Kress, „zum Abenteuerspielplatz“ wurde, auf dem man Unterstände bauen, Höhlen erkunden oder die ein oder andere Fahrt auf selbstgebauten Flößen über die Tümpel wagen konnte.

Heute sind hier unter anderem Fledermaus, Schwarzspecht und Waldkauz daheim. Auf 18 Vogelarten bringt es ein Hausgarten in Cadolzburg, weiß Herbert Bloß. Im Horneberspark mit seinen 37 000 Quadratmetern sind es 40. In seiner Brust, sagt der Marktbaumeister, während er sich durch das grüne Dickicht kämpft, schlügen mit Blick auf das Gelände, von dem auch der Gemeinde im Westteil ein Hektar gehört, zwei Herzen. Da ist auf der einen Seite ein Naturidyll, das jedoch – auf der anderen Seite – mit seinen Reizen auch für die Öffentlichkeit interessant wäre. Ob nun mit einer Öffnung, vielleicht zwei Mal im Jahr, oder sogar mit einer Wegeverbindung vom Bahnhof über das Rathaus zu Marktplatz und Burg.

Letzteres hatten vor einiger Zeit Studenten der Fachhochschule Weihenstephan im Zuge kreativer Planspiele untersucht. Eine solche fußläufige Achse würde zwar den Park erlebbar machen, zöge aber heftige Eingriffe nach sich: eine Schneise teils mit Stegen und Absicherungen zu den Felsabbrüchen hin, eine durchgehende Beleuchtung, vom Schutz der Spaziergänger vor herabstürzenden Ästen ganz zu schweigen. Ein riesiges Knäuel von Schutzbestimmungen, Sicherheitsvorschriften und Normen wäre dafür zu entwirren. „Fast nicht lösbar“, sagt Herbert Bloß. Und deshalb vielleicht nicht das Schlechteste, was dem Horneberspark passieren kann.

 

2 Kommentare