Horst Arnold schwört auf null Toleranz

22.1.2013, 09:00 Uhr
Horst Arnold schwört auf null Toleranz

© Hans-Joachim Winckler

Am Ende brandet fast frenetischer Applaus auf und hält lange an; einige der 130 Genossen im Saal des „Grünen Baums“ in der Gustavstraße, von denen 116 für Arnold gestimmt haben, stehen demonstrativ auf, manche lassen sich sogar zu „Bravo“-Rufen hinreißen. Die Ovationen, die sonst allenfalls strahlenden Überraschungssiegern zuteil werden, sind äußeres Zeichen der Erleichterung bei den Sozialdemokraten im Stimmkreis Fürth, Oberasbach, Stein und Zirndorf: Da haben wir aber gerade noch die Kurve gekriegt!

Man durfte im Herbst berechtigte Zweifel am Gelingen der heiklen Operation haben, denn die Fürther SPD-Granden und langjährigen politischen Weggefährten Arnolds waren nicht ohne Grund so barsch und quasi im letzten Moment dazwischengegrätscht: Die alkoholbedingten Aussetzer des Kreisvorsitzenden und Landtagsabgeordneten hatten sich zu sehr gehäuft, immer deutlicher war seine Abhängigkeit erkennbar, die der 50-Jährige schließlich, auch unter dem wachsenden Druck, im Gespräch mit den FN am 21. September öffentlich eingestand. Er kündigte an, sich in „therapeutische Behandlung“ zu begeben — darauf drängten seine Genossen, die nach Ansicht von Kritikern schon viel zu lange zugeschaut hatten.

Gleichzeitig ließ Arnold keinen Zweifel daran, dass er um seine politische Karriere kämpfen werde — und allem Anschein nach ist er auch beim Kampf gegen die Krankheit bisher erfolgreich gewesen. Eine stationäre Therapie habe er zwar in Absprache mit seinem Arzt als „nicht notwendig“ erachtet, sagte er auf Nachfrage unserer Zeitung, doch stehe er unter regelmäßiger medizinischer Kontrolle. Zudem habe er sich „sehr konsequent“ mit seiner Situation auseinandergesetzt.

Diese Strategie setzte der Politiker in seiner Nominierungsrede fort, ein deutlich schlanker gewordener Horst Arnold entschuldigte sich bei den anwesenden Genossen: „Ich habe durch mein Verhalten viele in Mitleidenschaft gezogen.“ Seit seinem öffentlichen Bekenntnis aber, seit 119 Tagen, wie er akkurat vorrechnete, gelte für ihn die Devise: keine Kompromisse mehr, „null Toleranz“ in Sachen Alkohol. „Und ich kann euch versichern: Das bleibt auch so“, rief er den Parteifreunden zu; er fühle sich „psychisch und physisch on top“.

„Ein Blankoscheck“

Als Direktkandidat für seinen Stimmkreis will Arnold im Herbst dieses Jahres nicht nur den Wiedereinzug ins Münchner Maximilianeum schaffen, sondern gemeinsam mit seiner Partei vor allem eine neuerliche absolute Mehrheit der CSU im Landtag verhindern, wie sie gelegentlich in Umfragen prophezeit wird. Diese nämlich wäre in seinen Augen „ein Blankoscheck für Willkür und Klientelpolitik, da werden uns die Fetzen um die Ohren fliegen“.

Wie Arnold in einer bisweilen etwas sprunghaften Ansprache skizzierte, müsse die SPD vor allem auf ihrem angestammten Terrain, bei der „sozialen Kompetenz“, punkten und sich in Bereichen wie demografischer Wandel, Pflege, Inklusion, bezahlbarer Wohnraum, faire Löhne und Bildungsgerechtigkeit gegen „Schieflagen“ positionieren.

In diesem Fall, meinte der vor kurzem gekürte Fürther SPD-Bundestagskandidat Carsten Träger in seinem Grußwort, sei es auch möglich. den für die Partei „nicht optimalen“ Start ins neue Jahr mit Berliner Flughafen-Debakel und Peer-Steinbrück-Pannen vergessen zu machen. „Es muss gelingen, dass wir über Themen und politische Konzepte sprechen, dann wird das Pendel schnell wieder zu unseren Gunsten ausschlagen“, gibt sich Träger zuversichtlich.

Der Fürther Stimmkreis könne sich „glücklich schätzen“, mit einem Kandidaten wie Arnold ins Rennen zu gehen, der ein Kämpfer sei, wie er in jüngster Zeit einmal mehr bewiesen habe: „Er hat eine schlimme Zeit hinter sich gebracht und ist dabei keiner Konfrontation aus dem Weg gegangen“, sagte Träger. „Davor ziehe ich meinen Hut.“ Allerdings wolle er auch nichts beschönigen: „Der Weg ist nicht zu Ende, und er wird es auch nie sein.“

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