Humbser-Sudhaus: Wo Bier auf Kunst trifft

5.7.2019, 16:52 Uhr
Humbser-Sudhaus: Wo Bier auf Kunst trifft

© Claudia Ziob

Hubert Hunstein war auf der Suche. Welches Bild, welche Szene drückt all das aus, was Bier mit uns macht? Die Faszination, die Geselligkeit, die Bier-Seligkeit – und zugleich die hässlichen Seiten, die Gefahren, die Aggressionen, die entstehen können. Ohne Bier, sagt er, wären Hooligans bei einem Fußballspiel schlecht vorstellbar.

Er habe sich mit vielen Menschen ausgetauscht, sagt der 50-Jährige, seit er den Auftrag bekam, in Fürth einen Zaun für ein besonderes Areal zu schaffen. Hunstein ist in Wiesenttal in der Fränkischen Schweiz zuhause, er hat sich längst darüber hinaus einen Namen als freischaffender Künstler gemacht. Das Schmiedehandwerk hat er bei Ortwin Polz in Hausen gelernt, bis heute wendet er alte Schmiedetechniken an – und lässt den Betrachter gerne ein wenig schmunzeln über das Ergebnis. Humor, sagte er einmal, sei in seinen Arbeiten oft ein wichtiges Element.

Kleine Hommage

Eine Skulptur ähnlich wie das wuchtige Ehekarussell zu gestalten, das wäre heute "zu viel", meint er. Luftig kommt stattdessen sein Werk daher, das am Rand des Biergartens von "Humbser und Freunde", als Abgrenzung zum Parkplatz, vom Weg des Bieres erzählt: Es beginnt mit einem "Hopfengärtchen" – grüner Hopfen wächst an einigen Eisenstangen in die Höhe. Ein Türchen kommt hier noch rein – man schlüpft künftig durchs "Hopfen-Loch" in den Biergarten. Ein angedeuteter Sudkessel verweist auf die Vergangenheit des früheren Brauereigeländes, auf dem erst Humbser, dann Humbser-Geismann, später Patrizier und zum Schluss Tucher braute.

Im Zentrum entdeckt man die Szene, die er suchte: "Ich war unheimlich froh, diesen Knackpunkt zu finden, der alles ausdrückt." Für ihn ist das der Bieranstich – ein Moment, der Genuss und Überschwang vereint, ab dem es in beide Richtungen weitergehen, der Abend gut oder schlecht werden kann. Menschen, die anstoßen, andere, die schon übereinander stolpern.

Die Skulptur geht dann über in einen Zaun, der auf verspielte Weise dem nachempfunden ist, der bereits zur Fichtenstraße hin bestand. Den Jugendstil wollte Hunstein hier aufgreifen, auch als "kleine Hommage" ans historische Sudhaus, das so liebevoll hergerichtet worden sei: "Wahnsinn, wie schön das da drinnen ist!", sagt der Schmied. Etwas lauschig sollte es in dieser Ecke nach seinen Vorstellungen aber auch sein, schließlich handle es sich um einen Biergarten. Er hat daher kleine Eisentafeln in den Zaun integriert – sie können mit Kreide beschrieben oder mit Bildern versehen werden. Und dienen nebenbei als Sichtschutz.

Der Bauherr, Philipp Streng, Chef des Fürther Immobilienunternehmens MIP, das den Malzböden-Komplex saniert hat, wollte etwas Besonderes haben, erzählt Hunstein. Er hat es bekommen.

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