Hunde im Rasta-Look: Fans treffen sich in Stein

27.5.2016, 06:00 Uhr
Der Bergamasker Hirtenhund pflegt eine innige Verbundenheit zu "seinem" Menschen.

© Edgar Pfrogner Der Bergamasker Hirtenhund pflegt eine innige Verbundenheit zu "seinem" Menschen.

Organisiert hat das internationale Raduno (italienisch: Treffen) der 2011 gegründete Pastore Bergamasco Club International, der den aus den norditalienischen Alpen stammenden Hütehund bekannter machen möchte. Mit im Klub ist der Oberasbacher Harald Patzelt. Er ist einer von knapp 200 Menschen in Deutschland, die einen Bergamasker halten, weltweit wird ihre Zahl auf etwa 2000 geschätzt.

Patzelt kann ein Lied davon singen, wie sein Rüde Busso, der mit vollem Namen eigentlich Busso delle Luna di Lana heißt, die Blicke auf sich zieht, wenn er mit Herrchen Gassi geht. Die Haarpracht des mittelgroßen Hundes mit Teddybären-Charme, der ob seines Aussehens bereits diverse Preise einheimste, ist eine Wucht. Zu bewundern ist sie auch, wenn sich die „Bergi“-Freunde am heutigen Freitag von 11 bis 15 Uhr mit ihren Zottelbären zum Spaziergang durch Nürnbergs Altstadt aufmachen.

Es sind die immer gleichen Fragen, die an Patzelt herangetragen werden. Sind die nicht recht unpraktisch, diese langen Haarzotteln? Was schleppt der Hund da Dreck mit ins Haus? Und wird’s ihm sommers nicht zu warm? Patzelt kann in jedem Fall mit Nein antworten und gibt geduldig immer wieder Auskunft: Busso haart nicht, im Dreck suhlen, das macht er auch nicht, und Pfützen umschifft er zielstrebig. Hat er mal „seinen Spinner“, kann’s durchaus sein, dass er bei minus 15 Grad in den Asbach springt. Das dicke Haarkleid schützt vor Kälte – und isoliert auch gegen Wärme.

Wird er doch mal dreckiger, werden die Pfoten mit dem Gartenschlauch abgespritzt. Nur im Winter präpariert Patzelt das dicke Fell mit Vaseline, bevor es in den Schnee geht. Andernfalls würde Busso dicke Eisklumpen an den Dreadlocks mit nach Hause schleppen.

Als zwölf Wochen alten Welpen hat Patzelt den haarigen Wusel vor gut acht Jahren bei der Züchterin Jutta Ammann in Münster geholt. Sie ist nach Unstimmigkeiten mit dem deutschen Zuchtverband zwischenzeitlich in das Heimatland des Bergamasker nach Italien ausgewandert. In den Bergamasker Alpen, die Namensgeber der Rasse sind, ist er noch heute als Treib- und Hütehund für Schaf- und Kuhherden im Einsatz. Ursprünglich hat er die großen Wanderherden von der italienischen Po-Ebene bis ins Schweizer Engadin getrieben. Auf über 2000 Metern Höhe waren das wärmende Fell und selbst die Haare, die über die Augen hängen, zum Schutz vor Wind und Eiseskälte unerlässlich.

Team-Worker und Familienhund

„Die Faszination, die von ihm ausgeht, hat mit der Sehnsucht nach einer ursprünglichen, einfachen Lebensweise zu tun“, glaubt Patzelt. Mit seinem fast verwegenem Aussehen scheine der Hund eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart zu schlagen, sagt er. Patzelt schätzt an seinem Hausgefährten vor allem dessen Verbundenheit zum Menschen: Der Bergamasco ist ein fröhlicher Team-Worker, ein äußerst geselliger, intelligenter und präsenter Familienhund, der einen auf Schritt und Tritt begleitet. Busso gehört auch bei den Patzelts zur Familie „und schaut immer, dass alle da sind“, sagt sein Herrchen. Hat der Oberasbacher Stadtrat und Vorsitzende des Unterasbacher Stammtisch-Vereins abends Termine, wartet sein Hund immer, bis auch er zuhause ist, bevor er frisst.

Dass die Rasse zudem als sehr robust gilt, war für Patzelt ein wichtiges Kriterium, sich für einen Bergamasker zu entscheiden. Er begleitet ihn vergleichsweise lange. Ein Alter von 13, 14 Jahren ist bei dieser Rasse keine Ausnahme. „Dieser Hund ist einfach cool — und handzahm“, so Patzelt: Selbst Menschenmassen bei Messen sind für ihn kein Problem. „Da können fünf Leute gleichzeitig an seinen Rastas rumzupfen und der sitzt völlig ruhig und lässt sich das tiefenentspannt gefallen.“ Allerdings hat derlei Gelassenheit und Ruhe auch ihren Preis. Etwa 1200 Euro kostet so ein Hund Patzelt zufolge, in Deutschland gibt es nur eine Handvoll Züchter.

Tag des Bergamaskers, Samstag, 28. Mai, 10 bis 16 Uhr, Gelände des Vereins deutsche Schäferhunde, Mühlstraße 68, Stein.

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