I love myself and I want to live

9.8.2011, 12:00 Uhr
I love myself and I want to live

© André De Geare

Schwierige Debatte nach Akteneinsicht

Es gab den Staat, und es gab die Stasi, und es gab mich.

Auf diese Weise konnte ich Dinge verraten,

die nicht so wichtig waren.

Ich habe ihnen erzählt,

dass du dir abends nicht gern die Zähne putzt

und welche Manuskripte du nicht verfolgst.

Ich hätte nicht anders handeln können.

Dass ich dir nichts gesagt habe,

hat eine Menge an Disziplin erfordert.

Hunderttausend Mal bin ich davor gestanden, mich dir zu öffnen.

Wenn du mich deswegen jetzt verlässt,

verstehe ich,

dass dich die DDR beschatten ließ.

I love myself and I want to live

dachte der schöne Rockstar

und nahm die Schrotflinte aus dem Mund.

Er zerknüllte den Abschiedsbrief,

verstaute die Patronen in der Garage

und schrieb zwei Tracks für ein neues Album,

das ihm seit Monaten im Kopf herumging.

Am nächsten Tag feuerte er das Spritzbesteck in den Müll

und versöhnte sich endlich mit seinem Magen,

der nur noch leise schmerzte.

Im Lauf der Woche trennte er sich von seiner Frau,

kämpfte für das Sorgerecht ihres gemeinsamen Kindes,

traf sich wieder mit seiner Band in Seattle

und freute sich auf den nächsten Auftritt

vor einhunderttausend Fans. –

Es soll anders gewesen sein?

Ich kenne nur diese Fassung.

Das Schlimmste

Zu einer Frau zu sagen, dass man sie liebt,

obwohl man sie nicht mehr liebt.

Das ist das Schlimmste.

Zu einer Frau, die man geliebt hat,

sagen, dass man sie nicht mehr liebt.

Das ist das Schlimmste.