Igel, Mond und Neymar

15.7.2015, 18:49 Uhr
Igel, Mond und Neymar

© Foto: Andreas Goldmann

Lampenfieber ist im Grunde eine wunderbare Sache. Es schärft die Sinne, macht aufmerksam und lässt den Puls höher schlagen. Selten ist dieser spannende Zustand für die Zuschauer so direkt zu spüren wie bei der Musischen Woche.

Wenn Fürther Kinder und Jugendliche das Theater als ihre Bühne entdecken, erwartungsvoll zwischen Kulissen und Rängen auf ihren großen Moment warten, dann ist die Mischung aus Vorfreude und Aufregung beinahe mit Händen zu greifen – einmal ganz abgesehen davon, dass im Publikum Mütter, Väter, Omas, Opas, Tanten, Onkel, Geschwister und Freunde genauso eifrig mitfiebern.

Als sich der Vorhang öffnet, wird das im Parkett mit leisem „Ah“ und „Oh“ begleitet. Das poetische Bühnenbild für „Die Sternenreise“ stimmt auf die zarte Geschichte von den beiden Igeln ein, die so gerne die Weite des Weltraums erkunden wollen. Die Mädchen und Jungen der Clara-und-Dr.-Isaak-Hallemann-Schule spielen mit ansteckendem Vergnügen und zeigen berührende Szenen von einer großen Suche.

Nach den Sternen greifen auch die Kinder der Grund- und Mittelschule Schwabacher Straße. Sie folgen dem Ruf „Auf nach Brasilien“, weil sie ein dringendes Anliegen haben: „In der neuen Saison braucht die Spielvereinigung Kraft, Kampfgeist und Rhythmus“, fordern sie und überzeugen kurzerhand Fußballstar Neymar, nach Fürth zu kommen. Das ist auf jeden Fall eine Spitzenidee, vor allem, weil der Plan schwungvoll mit tollen Songs, Tanz und sogar mit Capoeira-Einlagen präsentiert wird.

Elemente aus Hip-Hop und Modern Dance haben die Schülerinnen des Wahlfachs Tanzkunst von der Hans-Böckler-Realschule kombiniert, ihre durchdachte Choreografie überzeugt und reißt mit. Wer nun denkt, dass ein „Medley zur guten Nacht“ langsam aufs Schlummern einstimmt, der hat die Schüler der 5bG und 6cG der Mittelschule Otto Seeling nicht auf dem Plan. Als großer Chor plus Xylofon-Gruppe boten sie ganz zarte Töne, überraschten aber auch mit einer aufgeweckten Tanznummer. Ein Extra-Applaus gebührt den fünf Jungs, die Matthias Claudius altem Gedicht vom Mond, der aufgegangen ist, mit Beatboxing und Rap neue Töne beibrachten.

Braun steppt nicht

Hannah (8) und Johannes (9) von der Grundschule Zedernstraße moderierten den Abend als gewitztes Duo. Große Schul-Logos, gezeichnet von Claudia Schleicher, unterstützten sie dabei. Bloß ihre Hoffnung, auch Bürgermeister Markus Braun werde „tanzen, singen, vielleicht sogar steppen“, erfüllte sich nicht. Braun würdigte dafür die Arbeit der Organisatorinnen Monika Götz, Claudia Meier-Niklis, Sabine Lamprecht und Kerstin Müller-Kittel: „Das langjährige Team hat diese Veranstaltung, für die seit Wochen geprobt und geübt wird, zu seiner Herzensangelegenheit gemacht.“ Die Musische Woche zeige nicht zuletzt, so Braun, welchen Stellenwert die kreative Seite der Bildung an Fürther Schulen habe.

Und dazu gehört auf jeden Fall auch viel Taktgefühl, Rhythmus und Können. Den klaren Beweis brachten die vier Bands, die nach der Pause auf dem Programm standen. Von der Musikschule Fürth stellten sich „TonkaFonk“ vor und von der Hans-Böckler-Realschule die Schulband „Brain Stew“. Die Leopold-Ullstein-Realschule wurde von Schulchor und -band vertreten, von der Dr.-Gustav-Schickedanz Mittelschule kam ebenfalls die Band. Vier Auftritte mit großen Stimmen, engagierten Musikern und einer durchweg richtig guten Song-Auswahl.

Vor allem aber zeigten auch diese Gruppen wieder, dass nicht nur viel Mut dazu gehört, überhaupt sein Können auf einer Bühne und vor knapp 700 Zuschauern zu zeigen. Noch mehr Courage fordert es, beim Singen, Spielen, Tanzen aus sich herauszugehen und ganz persönliche Seiten deutlich werden zu lassen – genau dieses besondere Gefühl strahlten aber alle Mitwirkenden aus.

Um „Herzensangelegenheiten“ geht es dazu auch im Foyer des Stadttheaters, dort zeigen Schülerinnen und Schüler der Klasse 7 a und b aus der Schickedanz-Mittelschule und aus der Klasse M 8 der Hallemannschule Bilder und Objekte, die sie mit Sabine Hardege und Antje Sakuth-Wiethe erarbeitet haben.

Restkarten für den zweiten und letzten Abend der Musischen Woche 2015 (heute, 19 Uhr) im Stadttheater gibt es nur in den beteiligten Schulen.

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