Im Kulturhof Langenzenn ist der Geisterbräu startklar

3.6.2016, 06:00 Uhr
Im Kulturhof Langenzenn ist der Geisterbräu startklar

© Foto: Sabine Rempe

Ergeben kramt Rudolf Kelchner in der Kiste mit ausrangierten Brillen, die ihm Liane Jonda hinhält. Details zählen, das ist richtig. Bleibt dennoch die Frage: Was für ein Gestell passt bloß zu einem hinterlistigen Schäfer? Das vorsintflutliche Ding für Schweißarbeiten scheidet nach der Anprobe aus. Also doch dieses gelblich verfärbte Gestell von Anno-lang-vorbei? Kelchner seufzt, murmelt etwas von „Mut zur Hässlichkeit“, schiebt sich die Rarität auf die Nase und macht klar: „Ich bin in dieser Posse ein Schäfer mit philosophischem Anklang.“

Schwierige Terminplanung

Kurz vor dem Start in die Spielzeit geht es im Kulturhof für die Hans-Sachser um den Feinschliff. Längst steht die Freilichtbühne (Bühnenbild: Johanna Deffner) parat, die langen Sitzreihen sind montiert. Monate der Vorbereitung liegen hinter allen Beteiligten. Allein auf der Bühne werden 45 Mitwirkende zwischen 17 und über 70 Jahren mitmischen. Zur organisatorischen Leistung wird da die Suche nach gemeinsamen Probeterminen. Was dazwischen kommen kann? Klaus Roscher, Vorsitzender der Spielgruppe, zählt auf: „Hochzeiten, Taufen, Urlaube . . .“ Irgendwie klappt es aber dann doch immer wieder. Und Regisseurin Gabriele Küffner überlegt auch nur ganz leise, ob „Warten auf Godot“ nicht mal eine prima Stückwahl wäre: „Da machen nur fünf Darsteller mit.“ Was angesichts der spielbegeisterten Truppe nicht wirklich eine Option wäre. Jeder Einzelne hat von Küffner wieder ein ganz persönliches Rollenprofil bekommen. Minutiös hat sie im Vorfeld – auch für jeden Statisten – Charakter und Eigenarten entworfen.

Da gibt es in ihren Unterlagen, nur so zum Beispiel, etwa „den Trauergast, der immer sehr dumm dreinschaut“. Die Mitwirkenden loben: „Auf diese Weise können wir uns viel besser einfühlen.“ Präzise ist auch die Kritik nach einem Durchlauf: „Du musst jedes Wort, dass du sprichst, genießen.“

Letzte Fragen müssen jetzt noch geklärt werden. Sollen etwa ein „Schlauchbediener und ein Wasserhahnbediener“ ernannt werden, damit später auf der Bühne tatsächlich bei Bedarf das Nass plätschert? Gabriele Küffner will in diesem Moment vor allem noch einmal am Schluss feilen: „Der muss einfach richtig knackig sein.“

Oder wahlweise süffig? Schließlich dreht sich diesmal alles ums Bier. Im Jubiläumsjahr für das Reinheitsgebot, das vor 500 Jahren festgeschrieben wurde, hat sich die renommierte Hans-Sachs-Spielgruppe ja für ein bewährtes Volkstheaterstück nach Josef Maria Lutz (1893–1972) entschieden: „Der Geisterbräu“ beginnt mit dem angemessen betrauerten Ableben des Wirts und Brauereibesitzers Xaver Bogenrieder. Seiner jungen Witwe Wally (Lena Roscher) hinterlässt der Gute nur Schulden und einen handfesten Skandal. Eine ausweglose Situation? Mitnichten. Schäfer Sixtus hat den Durchblick und ersinnt, unterstützt vom Totengräber, den Klaus Roscher spielt, eine schauerliche List. Plötzlich schwärmen die Geister aus, und spuken munter herum.

Gute Erfahrungen

Mit Josef Maria Lutz, dem Heimatdichter aus Pfaffenhofen, der auch den Text zur Bayernhymne ersann, haben die Hans-Sachser beste Erfahrungen gemacht. Vor vier Jahren weihten sie mit seinem bekanntesten Werk, dem „Brandner Kaspar“, den Kulturhof als neue Spielstätte ein.

Die Entscheidung für den „Geisterbräu“ fiel auch deshalb leicht. „Dieses Stück ist witzig und kommt so bodenständig daher, dass man die Spitzen erst nach und nach wahrnimmt“, lobt Gabriele Küffner, die den Spaß ins Fränkische gesetzt hat.

Nicht zuletzt vereinen sich diesmal Bühnenleben und Genuss auf ausgesprochen geschmackvolle Weise. Tucher hat nämlich ein Bier zum Theaterereignis gebraut: Das naturtrübe Kellerbier nennt sich – logisch – „Geisterbräu“.

www.hans-sachs-spiele.com

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