Im Roßtaler Pfarrgarten wird mit Genuss gegraffelt

25.4.2015, 06:00 Uhr
Im Roßtaler Pfarrgarten wird mit Genuss gegraffelt

© Foto: Sabine Rempe

So schnell dürfte der Lesestoff in Roßtal nicht ausgehen, das ist sicher. Bei der Vorbereitung für den Grafflmarkt schleppen fleißige Helfer Kiste um Kiste bis zum Rand mit Büchern bepackt heran. Es gibt Romane, Bilderbücher, Krimis – allesamt Spenden von Bürgern zugunsten des Diakonievereins. Doch die Wälzer sind nur ein Teil des Angebots, das am Sonntag im Pfarrgarten wartet.

„Wir bekommen Sachen, die nicht mehr gebraucht werden, aber zu schade zum Wegwerfen sind“, erklärt Irmgard Schläger, Kassiererin beim Diakonieverein. Es ist ein Prinzip, das sich seit einem Vierteljahrhundert bewährt hat. Doch das Flohmarkt-Treiben à la Roßtal wartet mit einer Besonderheit auf: „Alles wird von uns fein säuberlich sortiert angeboten.“

Das macht zwar im Vorfeld viel Arbeit, erleichtert aber das Stöbern. Jeder Verkaufstisch hat ein Thema. Wer zum Beispiel Geschirr sucht, findet Teller, Tassen und Terrinen beieinander. Elektrische Haushaltsgeräte sind an anderer Stelle aufgebaut, Glas wird zusammen angeordnet, genau wie Bilder oder Korbwaren. Selbst für Nippes gibt es unter den insgesamt elf Ständen eine Extra-Anrichte.

Doch Graffl ist nicht gleich Graffl, sondern geht mit der Zeit. Eine Erfahrung, die Pfarrer Jörn Künne gemacht hat: „In den ersten Jahren fanden sich unter den Dingen, die uns gebracht wurden, manchmal noch echte Antiquitäten. Das ist seltener geworden, weil derlei mittlerweile meist bei Ebay landet.“ Was nicht heißt, dass der Roschtler Trempel keine Fundgrube ist: „Manche Leute suchen gezielt etwa nach einem Teil, dass in ihrem Service fehlt und finden dann bei uns das Erhoffte“, weiß Schläger. „Beliebt ist unter anderem das Melitta Minden Geschirr in Pastelltönen.“

Ein wahrer Dauerbrenner ist Spielzeug, das sich am Sonntag auf rund 90 Quadratmetern im kleinen Gemeindehaus breit machen darf. Auch hier ändern sich die Wünsche: „Musikkassetten gehen mittlerweile kaum noch, weil es die Abspielgeräte fast nicht mehr gibt.“ Über alle Moden erhaben ist allerdings Kuschliges: „Plüschtiere sind immer begehrt.“

Zum Graffl-Vergnügen gesellt sich die Aussicht auf Leckeres. Selbstgekochte Gemüsesuppe, Bratwürste vom Grill und ein Küchenbuffet locken. Posaunenchor und Musikzug Roßtal werden aufspielen und für Kinder steht unter anderem eine Rollerbahn bereit.

Wer Treppen nicht scheut, hat die Chance, die Aussicht vom Kirchturm zu bestaunen. Möglich wird das alles, weil sich rund hundert fleißige Helfer engagieren. Noch warten ungezählte weitere Kisten darauf, ausgepackt und sortiert zu werden. Schnellkochtöpfe lugen aus dem Riesenstapel, Wachsblumen und nagelneue Fitnessgeräte. Ein Boxsack macht sich neben einer Lohengrin-LP breit, die sich auf einen Beutel mit Wollknäueln stützt – bis Sonntag wird sich das Bild wandeln. Wohl geordnet entfalten die gebrauchten Schätze dann neuen Charme.

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