Immer der Nase nach durch den Langenzenner Spitalwald

24.10.2016, 13:00 Uhr
Immer der Nase nach durch den Langenzenner Spitalwald

© Foto: Simon Schübel

Einmal Eichhörnchen spielen? Oder die Welt aus Vogelperspektive betrachten? Im Spitalwald ist das kein Problem, allerdings braucht es ein wenig Geduld. Denn das Baumklettern war für die meisten Kinder der Hit des Tages – entsprechend lang formierten sich hier die Schlangen. Und kaum waren die Jungen und Mädchen in die Gurte eingehängt und hatten die Helme auf dem Kopf, wollten sie am liebsten sofort ab in die Baumkronen.

Doch vorher erklärte Ulrich Simon noch die Technik, die die Gipfelstürmer anwenden mussten, um in die luftigen Höhen zu kommen. „Man ist dabei nur zehn bis 15 Meter vom Boden weg, sieht aber ganz neue Welten“, erläuterte der Fachmann strahlend. „Durch das Baumklettern können die Kinder den Wald mal aus der Perspektive eines Eichhörnchens oder eines Vogels sehen.“ Nach der kurzen Einführung begleitete der 56-Jährige die Klettertouren den Stamm hinauf. „Am Anfang teste ich immer die Sicherung, und wenn die hält, kann nichts passieren“, beruhigte Ulrich Simon die wartenden Eltern.

Bereits zum fünften Mal in Folge hat das Umweltamt der Stadt Langenzenn nun schon in den Wald eingeladen, um Familien das Ökosystem näher zu bringen. „Wir wollen einfach die regionale Bildungslandschaft nutzen, die wir hier vor der Haustür haben“, sagte Ulrike Ringel vom Naturamt. „Viele wissen gar nicht mehr, was man von einem Wald alles lernen kann. Dem soll dieser Tag entgegensteuern.“

Ein paar Meter von den „Kletterbäumen“ entfernt konnten Kinder ihrer Kreativität freien Lauf lassen. Ein Stück Lehm und einiges, was sich so am Waldboden findet – und schon hat man alles, was für ein Lehmgesicht nötig ist: Augen aus Zapfen, Moos als Haare und Tannennadeln als Augenbrauen: Die Gesichter an den Bäumen zeigen nicht nur die Phantasie der Kinder, sondern auch die Vielseitigkeit des Waldes. Jedes Jahr kommen hier neue Werke hinzu, einige haben auch schon seit den Anfängen des Walderlebnistages vor fünf Jahren die Zeit überdauert.

„Die Umweltbildung ist ein sehr wichtiger Aspekt an dem Tag“, meint Ulrike Ringel. Die Aktion soll aber nicht nur für die Kinder da sein. „Die Eltern wissen teilweise nicht mehr, was es im Wald so gibt“, sagte Ringel. „Vielleicht werden ja hierdurch ein paar Erwachsene dazu angespornt, mit dem Nachwuchs wieder öfter in den Wald zu gehen.“

Seit der Walderlebnistag gestartet wurde, findet er immer im Herbst statt, auch wenn das Wetter im Sommer meist besser wäre. „Der Herbst bietet einfach viel mehr Möglichkeiten“, begründet das Ringel. „Die bunten Blätter, Pilze, reife Früchte und die Option, ein Lagerfeuer im Wald zu machen, sprechen für einen Termin Ende September oder im Oktober.“ An der Lagerfeuerstelle, die die Freiwillige Feuerwehr Laubendorf überwachte, war auch für Verpflegung gesorgt. Stockbrot und Getränke warteten auf die Besucher.

Den Wald erleben wie ein Wolf – das war möglich bei der Spur, die die Grundschule Langenzenn gelegt hatte. Mit verbundenen Augen mussten die Teilnehmer hier mit den Händen an einem Seil entlanglaufen. Immer wieder gab es Abzweigungen, bei denen die Nase gefragt war. In der einen Richtung hing eine Dose, in der es nach Wald roch, in der anderen nicht. Wer der richtigen Spur folgte, bekam am Ende des Seiles eine Belohnung.

Ökologie vermitteln, ein Gefühl für den Wald geben und bei der Aufforstung helfen. All das konnten die Kinder bei der Station des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Unter der Anleitung von Siegfried Dörfler, Förster aus Nürnberg, wurden 200 junge Fichten und Tannen gepflanzt. Jedes Kind, das sich eine Tanne aussuchte, musste auch einen Bissschutz für das Bäumchen mitnehmen, damit die Knospe nicht von Rehen abgefressen wird. Sobald die „Pflanzer“ alles beisammen hatten, ging es ein Stück in den Wald hinein, wo die Setzlinge in einem Abstand von zwei Metern im Boden versenkt wurden. „Wenn ihr ein Namensschild an euren Baum hängt, findet ihr ihn auch in den nächsten Jahren wieder“, sagte Dörfler den Kindern. Beim Walderlebnistag 2017 – oder auch schon früher – können sich Eltern und Kinder auf dieses Weise ihren persönlichen Beitrag zur Aufforstung des Spitalwaldes anschauen.

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