In Deberndorf brennt der Baum

13.1.2019, 17:54 Uhr
In Deberndorf brennt der Baum

© Foto: Petra Fiedler

CADOLZBURG — Das Feuerwehrhaus ist herausgeputzt, die Rote Lola, das Einsatzfahrzeug mit dem sperrigen Technikcode LF 10/6, steht blitzblank glänzend und einsatzbereit neben den Metallschalen, in denen erste Flammen lodern. Horst Waldenburger, Vorsitzender, und Bernd Ziegler, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr, haben vorgesorgt: "Wir erwarten gut 100 Leute."

Recht sollen sie behalten. Pünktlich um 17 Uhr erscheint ein älterer Herr, wirft den ersten ausgedienten Weihnachtsbaum ins Feuer und fragt nach Speis und Trank. "Die Bürger können bei uns wieder näher zusammenrücken", sagt Horst Waldenburger über den Zweck der Veranstaltung. Das gelingt auch an diesem Abend sehr gut: Erst nach Mitternacht wird er die letzten Gäste verabschieden.

Essen und Trinken sollen an diesem Abend, der für die Deberndorfer das Ende der Weihnachtszeit markiert, Leib und Seele zusammenhalten. Und den Verantwortlichen der seit 1888 bestehenden Feuerwehr helfen die Einnahmen aus Bratwurst- und Glühweinverkauf auch, ihre Zukunft zu sichern.

Waldenburger und Ziegler machen sich darüber viele Gedanken. "Jede Wehr braucht immer wieder Nachwuchs", meint Bernd Ziegler und gibt damit zu verstehen, dass in die Jugendarbeit Geld und sehr viel Engagement fließen müssen. Die Jungen seien sonst nicht mehr so leicht zu begeistern. Zumal das Ehrenamt des Feuerwehrmannes ja nicht nur auf Einsätze beschränkt ist.

So steht in Deberndorf 14 Mal im Jahr die Standardübung auf dem Programm, außerdem trifft man sich regelmäßig, um Atemschutz, Funk, Maschinen und Erste Hilfe auf dem neuesten Stand zu halten. 48 aktive Männer und zwei Frauen sowie acht Jugendliche (davon vier junge Frauen) sind deshalb gut vorbereitet, wenn einer der 750 Dorfbewohner Hilfe benötigt. Und dann gibt es noch die Feste, die die rührigen Floriansjünger fürs Dorf organisieren.

Politiker sollten nachdenken

Wenn Waldenburger und Ziegler über den Aufwand sprechen, der eine funktionierende Wehr am Laufen hält, dann werden sie auch politisch. Waldenburger etwa hat mal überschlagen, dass im Laufe eines Feuerwehrler-Lebens mindestens so viele Stunden zusammenkommen, wie in rund eineinhalb Jahren Berufstätigkeit. "Das sollte doch den Politikern und der Gesellschaft einen Rentenpunkt wert sein", meint er.

Immerhin seien manche Deberndorfer 40 Jahre und länger dabei, weiß Kommandant Ziegler zu erzählen und wird nachdenklich. Denn die Männer von der FFW wissen, dass die Dörfer und Kommunen einen hohen Preis zahlen müssten, wenn es keine Freiwilligen mehr gäbe, die alles stehen und liegen lassen, sobald die Sirene aufheult. "Es geht ja nicht nur um Sicherheit, Schutz und Hilfe", meint Ziegler. Ohne die Feuerwehr sei das letzte Stück dörfliche Gemeinsamkeit dahin: Wirtshaus, Bäcker, Metzger, Schuster, Krämerladen — all das hätten die Dörfer ganz oder zu großen Teilen bereits verloren. "Wenn dann auch die Feuerwehr nicht mehr existiert, sind die Dörfer sozial tot."

In Deberndorf stemmt man sich dieser Entwicklung nicht nur an diesem Abend mit ganzer Kraft entgegen. Auch in Zukunft wird man den Umgang mit Feuerlöschern im Haushalt trainieren, die Sprösslinge des Kindergartens mit den Gefahren von Feuer und Rauch vertraut machen und am Ostermontag zusammen mit den Wehren von Zautendorf und Rossendorf eine Schauübung stemmen: Ehrenamtlich versteht sich.

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