In der grünen Idylle Unterasbachs gärt es

17.8.2016, 06:00 Uhr
In der grünen Idylle Unterasbachs gärt es

© Foto: Thomas Scherer

Dicht besetzt waren die Zuschauerränge. Beim Vortrag der Bauverwaltung – wegen der Androhung einer Klage peinlich genau auf den formalen Ablauf bedacht – wurde schon deutlich, was die Zuhörer so bewegte: „Kein Mensch braucht’s“, lautete ein Kommentar. Als der Tagesordnungspunkt um 20.45 Uhr endlich abgehakt war, meinte ein Bürger beim Verlassen des Sitzungssaales: „Nicht zu glauben, wie man sich hier über die Leute hinwegsetzt“.

Wildwuchs stoppen

Doch um was geht es im Hölzleshoffeld? Das Wohnquartier südlich der Bahnlinie, von Birkenstraße, Oberem Locher Weg, Tannenweg und Platanenweg begrenzt, war Anfang der 1960er Jahre von der Bayerischen Landessiedlung errichtet worden. Es weist nach Ansicht von Experten einen gewissen ursprünglichen Charakter auf, den es zu erhalten gilt. Die Stadt möchte deshalb die Bauentwicklung steuern und Wildwuchs vermeiden, und zwar mit einem Bebauungsplan. Dies scheint umso dringlicher, als die Siedlung im Wandel ist: Häuser werden umgebaut, verkauft, zum Teil hat auf den Grundstücken bereits eine Nachverdichtung stattgefunden.

Das Vorhaben der Stadt deckt sich nicht unbedingt mit den Interessen der Anwohner: ein Wintergarten, ein Geräteschuppen im Garten, ein Anbau, Dachgauben oder ein Carport – Bauanträge dieser Art treffen immer wieder im Rathaus ein. Wobei die Situation sich durchaus paradox darstellt, wie Brigitte Sesselmann erläutert. Die Architektin erarbeitet gemeinsam mit ihrer Kollegin Kristina Vogelsang und dem Landschaftsplaner Christoph Gräßle ein integriertes Quartierskonzept und die Bauleitplanung. Wenigstens 50 Prozent der Anwohner, so Sesselmann, erachteten einen Bebauungsplan durchaus als sinnvoll, „denn sonst macht der Nachbar, was er will“. Allerdings würde der ein oder andere Anrainer selbst auch gerne etwas tun, beispielsweise ein zweites Haus in sein Grundstück bauen. Aber obwohl die einzelnen Parzellen im Schnitt rund 900 Quadratmeter groß sind, gibt es zwei grundlegende Probleme: den zu geringen Abstand zum Nachbarn und die zu hohe Versiegelung, die die Zufahrten zu den Hinterliegerhäusern nach sich ziehen würden. Manche Flächen scheiden bereits jetzt aus, andere würde der Bebauungsplan weiter beschneiden. Da fühlt man sich schnell ungerecht behandelt, besonders, wenn nebenan bereits nachverdichtet wurde. Im laufenden Prozess wurden Fragebögen verschickt und drei Anliegerversammlungen abgehalten, eine weitere Veranstaltung wird Anfang Oktober folgen. „Mehr Bürgerbeteiligung geht nicht“, meint die Expertin.

Die Quadratur des Kreises – der einerseits geforderte Schutz vor dem Projekt des Nachbarn, bei andererseits mehr Handlungsspielraum für sich selbst – machte auch den Stadträten zu schaffen. Beispielweise bei der so genannten Grundflächenzahl (GRZ). Dieser Wert regelt, wie ein Grundstück baulich genutzt werden darf. 0,35 soll die Zahl im Bebauungsplan für das Hölzleshoffeld betragen, das würde bedeuten, 35 Prozent des jeweiligen Areal können bebaut oder versiegelt werden – in der Theorie. Denn es gibt auch hier Einschränkungen, wie etwa Baugrenzen. Die CSU betrachtete die 0,35 als Kompromiss. Die SPD stimmte gegen diesen Wert, weil sie eine zu massive Bebauung befürchtete, konnte sich gegen die Mehrheit aber nicht durchsetzen.

Prägendes Element

Um die Nutz- und Ziergärten mit den alten Bäumen als für die Siedlung prägendes Element zu erhalten, sollten diese als „Hausgärten“ festgesetzt werden. Dies hätte aber die Bebaubarkeit der Grundstücke noch weiter eingeschränkt. Deshalb sah der Stadtrat davon ab, Geräte- oder Gewächshäuschen bis 20 Quadratmeter Größe dürfen in diesen Bereichen errichtet werden. Anbauten an Häusern an den zur Straße zugewandten Seiten werden aber nicht erlaubt.

Diese Entschlüsse fließen nun in den Entwurf für die öffentliche Auslegung ein. Damit beschäftigt sich der Stadtrat dann in seiner Sitzung am 19. September. Nach besagter Bürgerinformationsveranstaltung soll ab 7. Oktober die öffentliche Auslegung stattfinden.

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