In kleinen Schritten

28.7.2007, 00:00 Uhr
In kleinen Schritten

© Wolfgang Zink

Nachdem Cheftrainer Bruno Labbadia am vergangenen Dienstag in der Halbzeit des Testpiels gegen den Verbandsligisten Kehler FV (9:0) nahezu komplett durchgewechselt hatte, bestand die Innenverteidigung des Fußball-Zweitligisten aus Jan Mauersberger und Tom Bertram - aus einem 22 Jahre alten und einem 20-jährigen Spieler also.

Die Tatsache, dass die beiden auch nach Ansicht Labbadias gut harmonierten und nach der Pause sieben der insgesamt neun Treffer der SpVgg fielen, sagt noch eher wenig über den Stellenwert der beiden Nachwuchskräfte im Fürther Kader aus.

Warten auf die faire Chance

Einiges deutet darauf hin, dass Labbadia zu Saisonbeginn auf den bundesligaerfahrenen Marino Biliskov (31) und den bulgarischen Nationalspieler Asen Karaslavov (26) bauen wird. Die beiden Älteren scheinen im Ernstfall zunächst die sicherere Variante zu sein. Bertram sagt das, was Spieler in solchen Situation eben so sagen: «Wenn meine Leistung stimmt, hoffe ich, eine faire Chance zu bekommen.»

Niemand weiß, ob seine Aussichten gestiegen wären, wenn ihn zu Beginn der Saisonvorbereitung nicht eine Knöchelverletzung (Bänder- und Kapselriss) gebremst hätte. Als die Kollegen in Bad Tölz zum Laufen gingen, setzte er sich notgedrungen aufs Fahrrad. Inzwischen scheint er den Rückstand aufgeholt zu haben.

Mindestens 50 Länderspiele

Bertram macht in Winden alle Übungseinheiten mit und wirkt keineswegs erschöpfter als die anderen im Team. Doch er weiß: «Ich kann als Neuer keine großen Forderungen stellen.» Ein völlig unbeschriebenes Blatt ist der 1,85 Meter große Abwehrspieler freilich nicht. Schon seit der C-Jugend trägt er das Trikot mit dem Adler auf der Brust. «Mindestens 50 Länderspiele», schätzt Bertram, sind im Lauf der Jahre in diversen Altersklassen zusammengekommen. Auch im aktuellen Kader der deutschen U 21-Mannschaft taucht der Name Bertram wie selbstverständlich auf.

Beim Regionalligisten Rot-Weiß Erfurt war er in jungen Jahren schon Stammspieler. Nach eigener Aussage hatte der gebürtige Hallenser, der beim Sport ein dünnes Haarband trägt, um die blonde Trendfrisur zu bändigen, vor einigen Monaten auch «Anfragen» von anderen Zweitligisten und sogar aus der Bundesliga. Dass er sich für Fürth entschied, begründet er so: «Ich will kleine Schritte machen.»

Vor ihm haben vom Ronhof aus schon die Innenverteidiger Björn Schlicke, Heiko Westermann, Thomas Kleine und Andre Mijatovic den Sprung zu einem Erstligisten geschafft. Laut Labbadia verfügt Bertram über «klasse Anlagen». Er sei technisch stark und erledige seine Aufgaben «für sein Alter unglaublich ruhig».

Die große Frage ist, wie das Abwehrtalent mit der drohenden Reservistenrolle umgeht. «Ich hoffe, dass er den Biss, den er derzeit hat, beibehält», sagt Labbadia, «dann hat er früher oder später auch die Chance zu spielen.» (Im Hauptsport der FN lesen Sie, wie die SpVgg gestern zum Auftakt des Kaiserstuhl-Cups gegen TSG Hoffenheim II gespielt hat.)